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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0091
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TOPOGRAPHISCHE DARSTELLUNG DES DENKMALBESTANDES

FLECKEN BODENFELDE

Das Gebiet der kleinsten, am südwestlichen
Sollingrand gelegenen Gemeinde des Land-
kreises Northeim deckt sich zum größeren Teil
mit der Fläche der breiten, aus einer alten
Weserschleife hervorgegangenen Talsenke, die
den Kahlberg nördlich umläuft und auf der sich
die Siedlungsräume der Orte Bodenfelde und
Wahmbeck befinden. Das Gemeindegebiet
wird im Süden vom Lauf der Weser und der
Schwülme gegen das Land Hessen begrenzt,
im Norden greift es mit der Einbeziehung
Nienovers und des Reiherbachtals tief in das
Bergland des Sollings hinein.
Von dem am Fuße des Kahlbergs in einer vom
Reiherbach durchflossenen Senke gelegenen
Weserort Bodenfelde besitzen wir schon aus
sehr früher Zeit erste Kunde. So findet die
Siedlung bereits in einer kaiserlichen Schen-
kungsurkunde des Jahres 833, in welcher der
neu gegründeten Reichsabtei Corvey die
Rechte an den Bodenfelder Solquellen zuge-
sprochen werden, als "Budinisvelt“ erstmals
Erwähnung. Auch in den nachfolgenden Jahr-
hunderten war der Ort und sein Umfeld vielfältig

eingebunden in die Interessensphären der nahe
gelegenen Klöster Corvey, Lippoldsberg und
Helmarshausen, die im Bodenfelder Raum
Grundbesitz hatten oder sich solchen zu erwer-
ben bemühten.
In den Anfängen territorialer Machtausbildung
gelangte Bodenfelde in den Einflussbereich der
Northeimer Grafen, die vermutlich im 11 .Jh. als
einen Stützpunkt ihrer Macht die Burg Nienover
im Solling erbauten. Deren im Gang der Ge-
schichte mehrfach wechselnde Herren übten
jeweils auch in Nienovers Umland und seinen
Siedlungen Macht und Einfluss aus. Nach dem
Tode des letzten Northeimer Grafen Siegfried
IV. von Boyneburg (1144) erwarben die Grafen
von Winzenburg mit dem grössten Teil des
northeimischen Erbes auch Nienover mit den
zugehörigen Besitzungen. Als jedoch 1152 Graf
Hermann II. von Winzenburg ermordet wurde,
beanspruchte nunmehr Heinrich der Löwe, ge-
stützt auf seine Verwandtschaft mit dem
Northeimer Grafenhaus, das Erbe. Der Sturz
des Welfen im Jahre 1180 und die Einziehung
seiner Lehen und Güter durch das Reich brach-
ten es mit sich, dass Nienover mit seinem
Umland in die Hände der Dasseler Grafen ge-

langte, die sich im 12. und 13.Jh. einen ausge-
dehnten Herrschaftsbereich in und um das
Sollinggebiet mit Nienover als einer zweiten
Residenz zu schaffen wussten. Als schließlich
nach der Gründung des Herzogtums Braun-
schweig-Lüneburg (1235) die Welfen wieder in
ihren alten Einfluss- und Interessensphären Fuß
zu fassen suchten und in der 2. Hälfte des
13.Jh. den Solling nach und nach von den
Dasseler Grafen zu erwerben vermochten, gin-
gen zuletzt 1303 Schloss Nienover mit allem
Zubehör und damit auch Bodenfelde und sein
Gebiet in den welfischen Machtbereich über.
Mit dem Schloss Nienover, das sich im Laufe
der Zeit zum Mittelpunkt der Verwaltung für die
umliegenden Dörfer herausbildete, blieben
Bodenfelde und Wahmbeck als zwei der vier
von hier aus verwalteten Orte (Bodenfelde,
Wahmbeck, Kammerborn und Schönhagen) in
der Folge geschichtlich verbunden. Das
Verwaltungsgebiet des alten hannoverschen
Amts Nienover hatte bis zu seiner Zusammen-
legung mit dem Amt Lauenförde im Jahre 1820
in dieser Form Bestand. 1852 wurde es im
Zuge der Verwaltungsreformen, die um die Mit-
te des 19.Jh. im Königreich Hannover vorge-

Plan des Fleckens Bodenfelde. G. Chr. Timaeus, 1744. Nieders. Hauptstaatsarchiv Hannover, 22 o/Bodenfelde 21 pm


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