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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0366
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Wiensen, Bodenfelder Straße 7, Hofanlage



geführt wurde, sind die Wirtschaftsflügel,
darunter eine stattliche Scheune, Bruchstein-
bauten mit Sandsteineinfassungen, wie dies auf
den herrschaftlichen Wirtschaftshöfen üblich
war.

GEMEINDEFREIES GEBIET SOLLING

Im Vergleich mit Gesamtniedersachsen ist der
Landkreis Northeim überdurchschnittlich wald-
reich. Dies verdankt er in erster Linie seinem
Anteil am Solling, einem ca. 500 km2 großen
Gebiet, das zu 80 % bewaldet ist und mit einem
Teil seiner Waldungen den südwestlichen
Bereich des Kreisgebiets einnimmt. Zusammen
mit seinem nordwestlichen, zum Landkreis
Holzminden gehörenden Teil bildet der Solling
ein zusammenhängendes Waldgebiet, das
nach dem Harz das zweitgrößte in Nieder-
sachsen ist. Der überwiegende Teil seiner im
Landkreis Northeim gelegenen Waldflächen ist
heute im gemeindefreien Gebiet Solling verwal-
tungsmäßig zusammengefasst, nur seine
südöstlichen und südlichen Ausläufer sind Teile
der Stadtgebiete von Moringen, Hardegsen
und Uslar.
Über viele Jahrhunderte bildeten Jagd und
Waldweide das Hauptinteresse am Solling,
während zugleich sein Holzreichtum für eine
Vielzahl von Zwecken genutzt und Grundlage
für die Entwicklung verschiedener Gewerbe
und Industrien wurde, die im Wirtschaftsleben
des Sollinggebiets lange Zeit ein besonderes
Gewicht hatten. Sehr alt ist die Glasindustrie im
Solling, die seit dem Ende des 14.Jh. belegt ist
und in den Anfängen von Wanderhütten, seit
dem 18.Jh. aber auch in Gestalt fester Glas-
hütten betrieben wurde. Aus solchen Glashüt-
ten-Gründungen im Solling gingen im 18.Jh. die
Siedlungen Amelith und Polier in der Gemeinde
Bodenfelde hervor. Die Vorkommen von Eisen-
stein im weiteren Sollingraum waren Grundlage
für die Entstehung von Eisenhütten, die bereits
im Mittelalter betrieben wurden, zunächst als
wandernde Waldschmieden, später auch als
feste Einrichtungen, von deren Existenz bereits
im 16.Jh. berichtet wird. Für ihren Betrieb war
das Sollingholz bzw. die im Solling gebrannte
Holzkohle Voraussetzung. Ein bedeutendes
Unternehmen dieses Wirtschaftszweiges war
die zu Anfang des 18.Jh. durch die hannover-
sche Regierung errichtete Sollingerhütte bei
Uslar, weitere Eisenhütten, die auf das Holz des
Sollings angewiesen waren, befanden sich bei
Dassel und Holzminden. Sehr verbreitet war
schließlich auch der Töpfereibetrieb, der sich
des Sollingholzes bediente und namentlich in
Fredelsloh eine besondere Blüte erfuhr, wäh-
rend, damit verwandt, die Tonpfeifenbrennerei
im Wirtschaftsleben der Stadt Uslar im 18. und
19.Jh. eine wichtige Rolle spielte.
Die Entnahme der gewaltigen Holzmengen, die
die verschiedenen Gewerbe und der übrige
Bedarf an Bau- und Feuerholz durch die
Bewohner des Umlandes erforderlich machten,
und die übermäßige Nutzung als Waldweide
führten zu einem solchen Raubbau und so
erheblichen Schäden am Sollingwald, dass
dessen Existenz im Laufe der Jahrhunderte

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