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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0052
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ÜBERSICHTSKARTE LANDKREIS NORTHEIM

Die Übersichtskarte im Maßstab 1 : 215 000
zeigt das Gebiet des Landkreises Northeim in
dem Umfang, den es mit der Kreisreform vom
01.08.1977 erhielt. Durch die Zusammen-
legung der Altkreise Northeim und Einbeck und
die Angliederung von Teilen der nördlich und
östlich angrenzenden Altkreise Gandersheim
und Osterode sowie einzelner Gemeinden der
Altkreise Duderstadt und Göttingen im Südos-
ten und Süden wurde der heutige Landkreis
Northeim mit seinem Verwaltungssitz in
Northeim geschaffen. Der neue Landkreis
gewann damit einen Umfang von 1265,95 km
mit einer Einwohnerzahl von 151 519 Ein-
wohnern (30.06.2000). Die Einwohnerdichte
beträgt im Durchschnitt 119,7 Einwohner pro
km2. Das Verwaltungsgebiet umfasst zwölf
Städte und Gemeinden: die Städte Bad
Gandersheim, Dassel, Einbeck, Hardegsen,
Moringen, Northeim und Uslar; die Flecken
Bodenfelde und Nörten-Hardenberg; die
Gemeinden Kalefeld, Katlenburg-Lindau und
Kreiensen und schließlich, als unbewohntes
Waldgebiet, das rund 177 km2 umfassende
gemeindefreie Gebiet Solling.
Der südliche, überwiegend aus dem Altkreis
Northeim hervorgegangene Teil des Land-
kreises, dessen Baudenkmale Gegenstand des
vorliegenden Buches sind, schließt in seinen
Grenzen eine Anzahl unterschiedlicher Land-
schaftsräume zusammen, die sich gegeneinan-
der durch einen durchaus eigenen Charakter
absetzen. Ein besonderes Gewicht innerhalb
dieses Gebietes besitzt das ausgedehnte
Bergland des Sollings, eines der größten
zusammenhängenden Waldgebiete Nieder-
sachsens, dessen östliche Hälfte den Süd-
westen des Kreises in Anspruch nimmt. Vom
Sollingwald auf drei Seiten eingeschlossen liegt
im Südosten des Kreises das Uslarer Becken,
ein weites waldfreies Ackerbaugebiet, das eine
flachwellige Senke darstellt, deren Zentrum die
Stadt Uslar einnimmt. Im Osten geht das
Bergland des Sollings in weiträumige, über-
wiegend waldfreie Tal- und Beckenland-
schaften über, die eine breite mittlere Zone im
Südteil des Landkreises bilden und deren land-
schaftliches Hauptmotiv der Leinetalgraben ist.
Leinetalgraben und die sich ihm anschließende
Moringer Mulde bilden hier eine ausgedehnte

fruchtbare Ackerbauzone, die nur durch eine
bei Nörten im Süden beginnende und zur
Ahlsburg im Norden hinüberleitende Hügelkette
unterbrochen wird. Den Osten des hier abge-
handelten Kreisgebiets schließlich beherrscht
ein Hügelland, das eine großenteils bewaldete
Hochfläche darstellt, die durch das Tal der
Rhume in einen nördlichen, dem Harzvorland
zuzurechnenden und einen südlichen, zum
Eichsfeld überleitenden Teil geschieden wird.
Entscheidend für die Entwicklung der städti-
schen Siedlungen war ihre verkehrsgeografi-
sche Lage in dem Netz der ältesten und wich-
tigsten Verkehrswege der Region. Northeim
verdankt seine bevorzugte Entwicklung seiner
Lage am Übergang über Leine und Rhume und
im Kreuzungspunkt einer bedeutenden, dem
Leinetal folgenden Süd-Nord-Verbindung mit
einer wichtigen westöstlichen Fernstraße. Die
Lage am Verzweigungs- oder Kreuzungspunkt
sehr alter und bedeutender Verkehrswege war
auch ausschlaggebend für die städtische Ent-
wicklung von Moringen, Hardegsen, Nörten
und Uslar, ein Wachstum, das nur im Falle
Nörtens nach dem Dreißigjährigen Krieg keine
Fortsetzung fand. Bodenfelde besaß eine
weniger günstige Lage im Verkehrsnetz und
entwickelte sich dementsprechend auch trotz
fürstlicher Förderung letzten Endes nicht zur
Stadt. Die Anlage der Dörfer ist in erster Linie
von ihrer jeweiligen Lage im Gelände abhängig.
So ist in den engen Tälern, wie sie das Bergland
des Westens und Ostens aufweist, die Zeilen-
form des Straßendorfes vielfach anzutreffen,
während in den weiträumigen Beckenland-
schaften und den breiteren Talmulden der
Region die regellose Anlage des Haufendorfes
zahlreich ist.
Der Landkreis Northeim besitzt insgesamt rund
3500 Baudenkmale. Davon befinden sich etwa
1700 im südlichen, in der Hauptsache aus dem
Altkreis Northeim gebildeten Teil des Land-
kreises, während der nördliche, überwiegend
aus dem Altkreis Einbeck hervorgegangene Teil
aufgrund des besonderen Denkmalreichtums
der Stadt Einbeck einen etwas umfangrei-
cheren Denkmalbestand verzeichnet. Im süd-
lichen Teil des Landkreises ist es die Stadt
Northeim, die mit ihren rund 700 denkmal-

Kartengrundlage: Topographische Karte 1 : 200.000, verkleinert auf 1 : 215.000.
Vervielfältigung mit Erlaubnis des Herausgebers: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie - 960/01

werten baulichen Anlagen im Einklang mit ihrer
geschichtlichen Bedeutung einen besonders
reichen Bestand an Baudenkmalen aufweist. In
erster Linie handelt es sich hier um die zum Teil
noch zusammenhängend erhaltenen Straßen-
züge der Altstadt mit ihren Reihen von
Bürgerhäusern aus der Zeit der Spätgotik bis
hin zum Klassizismus, die in Teilbereichen der
Altstadt ein noch relativ geschlossenes Stadt-
bild formen. Erheblich geringeren Denkmal-
bestand weisen die drei kleineren städtischen
Zentren im südlichen Teil des Landkreises, die
Städte Uslar, Moringen und Hardegsen auf.
Zwar haben alle drei ihre historische Struktur im
Wesentlichen bewahren können, auch prägt
die historische Bausubstanz ihr Ortsbild insge-
samt noch immer in erheblichem Maße, doch
stehen gut und in ursprünglicher Gestalt erhal-
tene und damit denkmalwerte Bauten und
Baugruppen häufig vereinzelt in einem mehr
oder weniger durch Umbauten und Erneue-
rungen veränderten und überformten Ortsbild.
Relative Geschlossenheit besitzt das Ortsbild
des Fleckens Nörten-Hardenberg, dessen
Hauptstraße über einen größeren Abschnitt
noch eine zusammenhängende ortsbildprä-
gende historische Bebauung mit Fachwerk-
wohnhäusern des 17. bis 19.Jh. aufweist.
Wenige und nur verstreut liegende bauliche
Zeugnisse ihrer älteren Geschichte zeigen die
kleineren Orte Lindau am Ostrand und Boden-
felde am Westrand des südlichen Kreisgebiets.
In den Dörfern sind es in erster Linie die orts-
und regionaltypischen Wohn- bzw. Wohnwirt-
schaftsgebäude, die Aufnahme in die Denkmal-
verzeichnisse gefunden haben. In der Mehrzahl
stehen die Baudenkmale vereinzelt; gut erhal-
tene dörfliche Ortsbilder mit reicherem his-
torischen Baubestand, der sich zu größeren
Denkmalensembles zusammenschließt, sind
seltene Ausnahme. Gleichwohl finden sich die
typischen alten Bauernhäuser der Region noch
in zahlreichen Beispielen vom Haus des
Oberwesertyps im Westen über die Mischtypen
zwischen niederdeutschem und mitteldeut-
schem Haus im Bereich des Uslarer Beckens
und in angrenzenden Gebieten bis hin zu den
mitteldeutsch geprägten Hausformen, wie sie
im ganzen Gebiet weiter östlich des Sollings
ausschließlich anzutreffen sind.

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