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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0130
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Katlenburg-Lindau, Ansicht von Katlenburg, Blick von Osten auf den Burgberg mit wiederhergestellter Klosterkirche und „Schlösschen“, Merian-Stich von1648 (Ausschnitt)


GEMEINDE KATLENBURG-LINDAU
Am Ostrand des Landkreises Northeim, nahe
der Osteroder Kreisgrenze, erstreckt sich der
mit Northeim, Lindau, Dorste und Wachen-
hausen verbundene Ort Katlenburg, dessen
Entwicklung maßgeblich durch wichtige
Fernhandelsstraßen beeinflusst wurde, die hier
den Durchbruch des Rhumetales passieren.
Die Altstraßen, häufig vom Hochwasser der
Rhume bedroht, teilen sich in Katlenburg in drei
Hauptrouten: in den am Rande des Rhumetales
verlaufenden Abschnitt, der über Lindau die
Verbindung mit der Thüringer Straße herstellt,
während die Route über Wulften und Hattorf
Anschluss an die Harzrandstraße nach Nord-
hausen findet sowie die Altstraße über Berka
und Dorste, die sich in der Thüringer Straße
nach Norden fortsetzt. Neben den Fernhan-
delsstraßen kommt seit der 2. Hälfte des 19.Jh.
die Eisenbahnlinie der Teilstrecke Northeim
über Wulften nach Herzberg hinzu, die, 1868
eröffnet, die verkehrsgeographische Bedeutung
Katlenburgs steigerte. Kartiert ist der Verlauf der
Bahntrasse erstmals in der Königl.-Preuss.
Landesaufnahme von 1876, die zugleich die
Ausrichtung der Bebauung entlang der von
Norden nach Süden verlaufenden B 241, der
Northeimer Straße, der B 247 und der Herz-
berger Straße veranschaulicht, die gleichsam
die Leitlinien des lang gestreckten Ortsgrund-
risses bilden. Den straßendorfartigen Charakter

des Ortes dokumentiert auch der im Haupt-
staatsarchiv Hannover aufbewahrte Lageplan
von 1775, der neben Verteilung, Ausrichtung
und Gruppierung der Hofstellen auch die her-
ausgehobene Bedeutung der exponiert gelege-
nen ehemaligen Domäne Katlenburg zeigt.
Noch heute stellt die mehrgliedrige Anlage auf
dem „Burgberg“ mit ihrer wechselvollen Ge-
schichte die Ortsbilddominante Katlenburgs
dar. Bis zu 50 m fallen die Längsseiten des
Burgberges steil zur Flussniederung ab. An der
Ostflanke der Bergzunge nimmt die Rhume, die
sich hier in zwei Arme teilt, die ebenfalls von
Osten kommende Oder-Steinlake auf; von
Nordosten fließt die Söse auf den Berg zu,
seinem westlichen Abhang folgt der Katlen-
bach.
Dank seiner naturräumlichen Voraussetzungen
und Lage beherrscht der Burgberg das von
Südosten nach Nordwesten verlaufende
Rhumetal.
Auf steil abfallendem Bergplateau ließen die
Grafen von Catlenburg, Gaugrafen des Lis-
gaues, eine Burganlage errichten. Als letzter
seines Geschlechtes stiftete Graf Dietrich III. -
einer gefälschten Schriftquelle zur Folge - im
Jahre 1105 ein Augustinerchorherrenstift auf
dem Areal der Burg, das bereits 1140 in ein
Nonnenkloster dieses Ordens umgewandelt
wurde. Erhebliche Brandzerstörungen in den

Jahren 1346 und 1541 vernichteten nahezu
den gesamten Baubestand der einstigen
monastischen Anlage, über deren Aufbau und
Gebäudegruppierungen wir nicht unterrichtet
sind. Nur das mehrfach veränderte, im Kern
spätgotische Gebäude nördlich der Kirche mit
markanten Spitzbogenfenstern, das als Maga-
zingebäude bezeichnet wird, ist der überkom-
mene Rest der einstigen Anlage.
Nach Einführung der Reformation und Säku-
larisierung des Klosters, wohl 1534, ließ Herzog
Philipp II. von Grubenhagen an gleicher Stelle
1558 ein Schloss erbauen, das 1626 einem
Brand zum Opfer fiel. Den mehrgliedrigen
Aufbau der Gebäude und ihre Anordnung auf
dem ortsbildbeherrschenden baumbestande-
nen Bergplateau zeigt in paradigmatischer
Weise der Merian-Stich von 1648. Überragt
wird die mehrgebäudige Anlage von der 1626
zerstörten und zwischen 1647 und 1650
wiederhergestellten Klosterkirche, die weithin
sichtbar den Mittelpunkt der Gebäudegruppe
anzeigt und noch heute einen eindrucksvollen
Akzent auf dem Burgberg setzt.
Neben der ehemaligen Klosterkirche (heute ev.
Kirche) und dem einstigen Magazingebäude
treten mehrere, in Bruchstein errichtete frei ste-
hende Wirtschaftsgebäude aus der Mitte des
18.Jh. prägend hervor. Ein malerischer waldar-
tiger Park mit altem Baumbestand (u.a Som-

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