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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0212
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Blick auf die Wall-Graben-Anlage im Südosten


Teil der historischen Stadtmauer mit eingebundenem Bollwerk am Südrand


sen, „denn in diesem Jahr versprach Otto (der
Quade) den Northeimer Bürgern, die Land im
Feld zu Medenheim besaßen, Dienst- und
Zinsfreiheit Während die Holtenser Erben
bereits 1341 urkundlich bezeugt sind, werden
die Hagener und Sultheimer Erben in den
Schriftquellen erstmals 1424 bzw. 1617 ge-
nannt. Die Bewohner dieser wüstgefallenen
Dörfer zogen in den nordöstlichen Altstadtteil,
so A. Hueg, wo „Holtenser“ (Holzhäuser) Straße
und „huger strafe“ (Häuserstraße) entstehen.
Unbesiedelt war zunächst der Bezirk nördlich
des Klosterhofes. Wohl um 1400 entstanden
die ersten Bauten up der Nygenstadt - ein
nahezu geradlinig geführter Straßenzug zwi-
schen Mühlenstraße und der „Medemer strafe“,
dessen südliche Hof- und Gartenflächen bis
zum „Ahltucht“ reichten, einem kleinen Wasser-
lauf, der dem sumpfigen Gelände des „Breil“
auf dem Klosterhof entsprang.
Die neuen Ansiedler behielten, soweit sie freie
Grundbesitzer waren, ihre Grundstücke und
Gemeinheitsrechte in ihrer Feldmark bei und
versuchten sie von der Stadt aus nutzbar zu
machen. Zugleich schlossen sich die einge-
wanderten freien Grundbesitzer zu besonderen
Erbenschaften zusammen.
Eine beachtliche Größe im städtischen Leben
stellten im frühen lö.Jh. die Gilden dar, deren
Anfänge in Northeim bis in die 1. Hälfte des
14.Jh. zurückreichen. Neben die großen
(Kaufgilde, Schuhgilde, Bäckergilde) und
kleinen (Knochenhauergilde, Schmiedegilde,
Schneider- oder Schradergilde, Wollenweber-
gilde, Leinewebergilde, „Meinheitsgilde“, so
genannte nichtzünftige Bürger) traten seit dem
17.Jh. die verschiedenen Zünfte, wie Seiler,
Tischler, Sattler, Rademacher, Böttcher etc.
Die älteste urkundlich nachweisbare Gilde war
die 1340 bezeugte Bäckergilde, deren
Gildehaus im 16.Jh. an der Kurzen Straße
errichtet wurde. Im Jahre 1458 erwarb die
Schuhgilde ihr Haus Breite Straße/Mühlen-
straße, das sie bis 1733 nutzte und der
Schmiedegilde überließ, deren Haus an der
Mühlenstraße 1768 abgebrannt war.
Lange Zeit hatte die Stadt unter den
Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zu
leiden. Nachdem sie lange ihr „ruinenhaftes
Aussehen“ zu ertragen hatte, begann man erst
im frühen 18.Jh. mit dem Wiederaufbau zahlrei-
cher Wohnhäuser. Nach G. J. Vennigerholz
„trat die Landesregierung ein, nicht allein, daß
sie den Magistrat aufforderte, die Besitzer der
wüsten Hausstellen zum Bebauen oder doch
zum Verkauf derselben anzuhalten ... sie erbot
sich auch, denjenigen, welche einen ange-
messenen Neubau aufführten, den dritten Teil
der Baukosten zu ersetzen“. In seiner
„Physikalisch-Medicinisch-Oekonomische(n)
Beschreibung der zum Fürstentum Göttingen
gehörigen Stadt Northeim und ihrer umliegen-
den Gegend“ von 1779 nennt der Northeimer
Stadtphysikus J. P. Rüling 126 Häuser, die in
den Jahren 1710-1725 neu aufgebaut wurden.
Dem Bürger wurde „nach der Grösse seines
Baues, einige Waldfuder Tannen- und
Eichenholz gegen Erlegung des Forstzinses, an
die Cämmerey .... verwilligt und angewiesen.
Dabei genießt er eine vierjährige Freiheit von

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