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Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0023
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DER LÄNDLICHE HAUSBAU IM MITTLEREN
LEINEBERGLAND ZWISCHEN SOLLING,
HILS UND HEBER IM ÜBERBLICK
Thomas Kellmann
Der Nordteil des Landkreises Northeim im Wesentlichen mit den Altkrei-
sen Gandersheim und Einbeck gehört ebenso wie der südliche Teil zum
Leinebergland, das sich nach Norden bis in die Landkreise Holzminden und
Hildesheim erstreckt, bevor es sich in der Calenberger Lößbörde zur nord-
deutschen Tiefebene öffnet. Der Leinetalgraben, in den sich die Hube als
Querriegel schiebt, wird nach Osten durch den Harz und nach Westen durch
den Solling und das weitere Weserbergland begrenzt. Die Hauslandschaft
dieses vielfältigen Landschaftsraumes orientiert sich nur teilweise an der
Topografie. Obschon der Solling den Landschaftsraum nach Westen zum
Wesertal abriegelt, bedeutet er wie der Hils im Norden keine Grenze in der
Hauslandschaft. Bördenartige Landschaftsbecken und Talauen um Dassel,
Markoldendorf, Einbeck, Salzderhelden, Wenzen, Gandersheim und Kalefeld
wechseln sich mit kleinteiligen Hügellandschaften zwischen Höhenzügen
und Bergrücken ab. Bei der Beschreibung von Haustypen fällt eine Trennung
zwischen dem ländlichen und städtischen Hausbau ebenso schwer wie eine
Unterscheidung in mittel- und niederdeutsche Hausformen. Zusätzlich er-
schwert wird die Darstellung der Hauslandschaft durch den ausgesprochen
jungen Baubestand auf dem Lande, der mit einem größeren erhaltenen Be-
stand erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vertreten ist. Die weni-
gen erhaltenen vor dem Siebenjährigen Krieg entstandenen Bauten aus der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind heute im Bestand überwiegend stark
gefährdet. Nahezu sämtliche Reste älteren Hausbestandes aus der Zeit vor
dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) sind in den letzten fünfzig Jahren
seit der Bearbeitung durch den Haus- und Gefügeforscher Gerhard Eitzen
verloren gegangen. Allein der quer erschlossene Wandständerbau Nr. 3 in
Beulshausen an der Leine (heute ein Ortsteil von Einbeck) von 1616 (d) kann
als seltenes Beispiel herangezogen werden. Dort ist auch der bislang einzig-
artige Befund einer Bohlendecke zur Stube erhalten. Die ältesten überkom-
menen Hausgerüste sind zudem stark überformt und auf den ersten Blick


Einbeck OT Beulshausen, Hofstelle Nr. 3 mit dem beidseitig eingebauten Kernbau von 1616 in einer historischen
Ansicht um 1920, Familie Jentsch.

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