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Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0062
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GEBIETSKARTE 1

Stadtgebiet Dassel-West mit den Blatt-
schnitten der Ortskarten
Die Gebietskarten mit den Blattschnitten der
kartierten Ortsteile beginnen ganz im Westen
mit der Grenzlinie zum Landkreis Holzminden,
die als fett hervorgehobene, violette Diago-
nale zugleich auch über viele Jahrhunderte
eine Landesgrenze bildete. Sie erstreckt sich
von Nordosten nach Südwesten unter Ein-
schluss der Amtsberge, dann oberhalb des
Hellenthals, eines der charakteristischen,
langgezogenen Wiesentäler des Sollings, und
schließlich östlich der großen Hochmoore,
Heute durchschneidet die Landkreisgrenze
ein umfangreiches gemeindefreies Gebiet mit
den bewaldeten Hochlagen des Sollings. Es
handelt sich hierbei nach dem Harz um das
größte zusammenhängende Waldgebiet im
Land Niedersachsen. Es gehört seit 1966
zum Naturpark Solling-Vogler, der sich mit
52.000 ha über Teile der Landkreise Northeim
und Holzminden erstreckt. Die alte Landes-
grenze, die sich nach Osten bis zum Eifas
weiter fortsetzt, wurde zuletzt im 18. Jahrhun-
dert neu versteint. Die Erfassung und punkt-
genaue Kartierung der Grenzsteine steht
noch aus. Sie bilden wertvolle Dokumente der
Landesgeschichte und unterliegen einem öf-
fentlichen Erhaltungsinteresse nach Denkmal-
schutzgesetz.
Am Osthang des Sollings unterhalb der gro-
ßen Hochmoore befinden sich ausgedehnte
Quellgebiete, darunter auf 340 m ü.NHN die
Quellen und Zuläufe der Urne. Der kleine Was-
serlauf mit etlichen Zuläufen durchfließt auf
einer Länge von 32,6 km das fruchtbare Talge-
biet des Einbeck-Markoldendorfer Beckens,
um zwischen Salzderhelden und Volksen beim

Steinbruch Roter Stein in die Leine zu münden.
Im engeren Quellgebiet der Urne befinden sich
zwei künstlich angestaute Teiche, der Neue
Teich und der Lakenteich. Der Neue Teich
liegt an der Landesstraße 548 etwa 12 km
südwestlich von Dassel. 1 km nordwestlich
davon am einstigen Standort der Waldglashüt-
te Lakenborn trifft man auf den sogenannten
Lakenteich. Beide Teichanlagen entstanden
als Floßteiche, um im Frühjahr aus dem holz-
reichen Solling über Urne und Leine bis nach
Alfeld, Gronau und Hannover Brennholzflößen
zu können. Der Lakenteich entstand bereits
1682, nachdem die erst 1655 angelaufene
Produktion der Waldglashütte eingestellt wur-
de. Der Neue Teich ist, wie der Name schon
andeutet, etwas jünger und entstand 1737.
Der Wasserstand der kleinen Bachläufe wurde
durch das hier angestaute Wasser mehrfach
im März und April für wenige Tage auf ein aus-
reichendes Niveau angehoben, um Brennholz-
flößerei betreiben zu können. Im Sollingvorland
genügten Wasserstände von 50-70 cm, um
ab Relliehausen auf der Urne auch Langholz zu
flößen. Die starke Bewaldung vorwiegend mit
Fichte, Eiche und Buche geht im Wesentlichen
auf eine moderne Holzwirtschaft seit dem
18. Jahrhundert zurück, nachdem bis in das
14. Jahrhundert der Solling landwirtschaftlich
intensiv auch für den Ackerbau genutzt wurde.
Erst das Jahrtausendhochwasser, die soge-
nannte Magdalenenflut, setzte 1342 hier ein
Ende, als Erdrutsche und Ausschwemmungen
die kultivierbaren Flächen im Solling weiträu-
mig zerstörten.
Die deutlich dünnere, ebenfalls violette Linie
bezeichnet das Gemeindegebiet der Stadt
Dassel mit ihren Ortsteilen, das sich mit Ex-
klaven bis in das gemeindefreie Gebiet des

Sollings erstreckt. Ganz im Nordosten der
Gebietskarte, 2,3 km nördlich von Dassel und
unweit östlich des Dorfes Mackensen ist auf
317 m ü.NHN in den Amtsbergen die Ruine
der Burg Hunnesrück dargestellt. Es handelt
sich hierbei um die umfangreichen, bauli-
chen Reste mit Grundmauern, Gräben und
Wällen einer wichtigen Landesburg aus dem
13. Jahrhundert. Erbaut durch die Grafen
von Dassel wurde die Höhenburg zusammen
mit weiten Teilen der Grafschaft 1310 an das
Hochstift Hildesheim verkauft. Als Exklave
verblieb die Stadt Dassel mit der Burg und
16 Ortschaften von 1310 bis zur Hildesheimer
Stiftsfehde 1523 beim Fürstbistum Hildesheim
und erneut von 1643 bis 1802. Die mit einem
zweifachen Wall ausgestattete Burg Hunnes-
rück, bestehend aus einer Vorburg mit Rund-
turm und einer Hauptburg mit Ringmauer,
Wohnturm und Bergfried, wurde in der Hildes-
heimer Stiftsfehde zerstört und nicht wieder
aufgebaut. Stattdessen wurde sie 1527-30
als Steinbruch genutzt, als Erich I. von Calen-
berg-Göttingen Baumaterial für eine neue Nie-
derungsburg, die Erichsburg, 2,5 km westlich
des alten Standortes benötigte.
Das Fürstbistum Hildesheim, wie es 1643 ter-
ritorial gestärkt aus dem Dreißigjährigen Krieg
hervorging, bestand aus 16 Ämtern. Das Ge-
biet um Dassel mit 17 Ortschaften bildete das
Amt Hunnesrück. Es wurde bei Auflösung des
Hochstiftes 1813 mit dem Amt Erichsburg im
Königreich Hannover fusioniert und schließ-
lich 1859 in das Amt Einbeck eingegliedert.
Zusammen mit den bereits früher zusammen-
gelegten Ämtern Salzderhelden und Roten-
kirchen bildete das Amt Einbeck im Wesent-
lichen den späteren Altkreis Einbeck mit Sitz
in Einbeck.

Kartengrundlage: Topografische Karte 1:50.000 (TK 50), Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, LGLN 2005, grafische
Bearbeitung der Denkmaleintragungen Aschenberner 2009/letztmalig aktualisiert 2016.

Gebietskarte 1: Stadtgebiet Dassel-West mit den Blattschnitten der Ortskarten, Grundlage Topografische Karte 1:50.000 (TK 50), Auszug aus den Geobasisdaten der Nieder-
sächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, LGLN 2005, Aschenberner 2009/letztmalig aktualisiert 2016.

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