STADT EINBECK (ORTSTEILE)
Thomas Kellmann
EINBECK/ANDERSHAUSEN
Das kleine, abseits der großen Straßen zwi-
schen Einbeck und Kuventhal am Westhang
der Hube gelegene Dorf wird urkundlich erst-
mals 1235 als „Andvordesusen“ erwähnt. Zu
diesem Zeitpunkt wurden die Zehntrechte
des Dorfes von Adolf II. von Dassel an das
Kloster Fredelsloh übertragen. Der Siedlungs-
platz liegt auf rund 223 m Höhe. Sowohl der
Andershäuser Kirchweg in das 2,5 km süd-
lich gelegene Einbeck als auch der erst 1936
ausgebaute Fahrweg in das 1,5 km westlich
gelegene Dorf Kuventhal und der ehemalige
Kirchweg in das 2,0 km nördlich gelegene
Dorf Brunsen sind stark abschüssig.
Das Dorf gehörte bis 1826 zum Amt Roten-
kirchen, bis 1840 zum neu geschaffenen Amt
Grubenhagen und ab 1840 zum Amt Einbeck,
aus dem sich 1885 der Altkreis Einbeck ent-
wickelte. Rund 800 m östlich der Ortslage,
zwischen Andershausen und dem nördlich
der Hube gelegenen Wendfeld, einem mit-
telalterlichen Wüstungsplatz, verweisen die
Flurbezeichnungen Oberes und Unteres Klus-
feld sowie die Straßenbezeichnung Klusweg
auf eine ehemals dort gelegene Klause. Für
1312 und 1465 ist innerhalb der Gemarkung
von Andershausen der Hopfenanbau urkund-
lich belegt. Ein erstes, gemeinsam genutztes
Schulhaus wurde 1707 im benachbarten, weit
größeren Kuventhal errichtet. Die Pfarrrechte
liegen seit den Anfängen beim Stift St. Alex-
andri. Andershausen bildete zusammen mit
Kuventhal eine Kapellengemeinde. Beide
Orte waren mit Kapellen ausgestattet, in de-
nen jedoch nur zweimal jährlich durch den
Pfarrer der Münstergemeinde Gottesdienste
abgehalten wurden. Die Andershäuser Ka-
pelle wurde nach der völligen Zerstörung des
Dorfes 1640 im Dreißigjährigen Krieg zuguns-
ten der Kuventhaler Kapelle nicht wieder auf-
gebaut.
Die Anzahl der Feuerstellen hatte sich mit Be-
ginn der Kriegshandlungen 1625 drastisch
reduziert. 1633 verzeichnete der Ort nur noch
sechs Feuerstellen. Die Ländereien einer wei-
teren Hofstelle wurden von Hans Rüttgerodt
aus dem nahen Einbeck bewirtschaftet. Die
Grundrechte der wenigen Hofstellen wurden
Andershausen, Ausschnitt aus Blatt 31 der Flurkarte von Christian Wilhelm Koven von 1754 mit der Ortslage
Andershausen, StAE.
frühzeitig von Einbecker Bürgern erworben,
jedoch nur im Einzelfall selbst bewirtschaftet.
Nach der völligen Zerstörung des Dorfes 1640
zählte Andershausen bis 1654 erst wieder drei
Feuerstellen. Zwischen 1654 und 1689 erholte
sich die Einwohnerzahl im Unterschied zur An-
zahl der Feuerstellen nur zögerlich von 16 auf
32 Personen, die sich auf 2 Halbmeier, 3 Köt-
ner, 5 Brinksitzer, 1 Häusling und 1 Altenteiler
verteilten. Die Anzahl der Hofstellen bewegte
sich von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhun-
derts bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhun-
derts auf einem gleichbleibenden Level von
10-12 Höfen (1791: 11, 1858: 12, 1875: 10,
1925: 11). Die Einwohnerzahl erreichte in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit 92
(1806) bzw. 93 (1845) einen ersten Höhepunkt,
um dann in den großen Auswanderungswellen
stetig abzunehmen. Auf den elf Höfen verteil-
ten sich 1925 insgesamt 58 Einwohner, die
ausschließlich von der Landwirtschaft lebten.
Noch 1971 wurden in der kleinsten selbst-
ständigen Gemeinde im Altkreis Einbeck acht
Höfe mit 63 Einwohnern bewirtschaftet (1957:
9 Höfe). Die Eingemeindung als Ortsteil von
Einbeck erfolgte zum 01.03.1974. Die seit
1994 rückläufige Einwohnerzahl lag 2010 bei
117 (1994: 134). Die dörflichen Strukturen ha-
ben den Wandel vom reinen Bauerndorf zur
vorstädtischen Siedlung bislang gut überstan-
den. Auch die historischen Dorfränder außer
einem kleinen Neubaugebiet im Norden blie-
ben weitgehend intakt.
An der platzartigen Aufweitung in der Ortsmit-
te, An der Kapelle 3, unterhalb der Ortsdurch-
fahrt steht vor dem Giebel des Wirtschaftsge-
bäudes einer Hofanlage ein zweigeschossiger
Uhr- und Glockenturm über einer quadrati-
schen Grundfläche. Im hohen, ziegelsichti-
gen, neugotischen Untergeschoss befindet
sich ein spitzbogiges Portal, das einen nicht
vorhandenen Kirchenbau suggerieren soll.
Der dahinterliegende Raum wurde als Remise
für den Leichenwagen und die Feuerspritze
des Ortes genutzt. Das darüber befindliche,
leicht vorkragende Fachwerkobergeschoss
mit einem kleinformatigen Schieferbehang
dient als Glockenstube. Das spitze, ebenfalls
verschieferte Zeltdach mit der inschriftlich
1932 datierten Wetterfahne ist mit kleinen,
übergiebelten Dachhäuschen versehen. Nach
Osten zur Straße ist ein Ziffernblatt eingefügt.
Das den Ortskern prägende Türmchen wurde
1932 errichtet.
Von den erhaltenen Hofanlagen verdient
das giebelständig zur Ortsdurchfahrt aus-
gerichtete, unweit vom Uhrturm errichtete
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Thomas Kellmann
EINBECK/ANDERSHAUSEN
Das kleine, abseits der großen Straßen zwi-
schen Einbeck und Kuventhal am Westhang
der Hube gelegene Dorf wird urkundlich erst-
mals 1235 als „Andvordesusen“ erwähnt. Zu
diesem Zeitpunkt wurden die Zehntrechte
des Dorfes von Adolf II. von Dassel an das
Kloster Fredelsloh übertragen. Der Siedlungs-
platz liegt auf rund 223 m Höhe. Sowohl der
Andershäuser Kirchweg in das 2,5 km süd-
lich gelegene Einbeck als auch der erst 1936
ausgebaute Fahrweg in das 1,5 km westlich
gelegene Dorf Kuventhal und der ehemalige
Kirchweg in das 2,0 km nördlich gelegene
Dorf Brunsen sind stark abschüssig.
Das Dorf gehörte bis 1826 zum Amt Roten-
kirchen, bis 1840 zum neu geschaffenen Amt
Grubenhagen und ab 1840 zum Amt Einbeck,
aus dem sich 1885 der Altkreis Einbeck ent-
wickelte. Rund 800 m östlich der Ortslage,
zwischen Andershausen und dem nördlich
der Hube gelegenen Wendfeld, einem mit-
telalterlichen Wüstungsplatz, verweisen die
Flurbezeichnungen Oberes und Unteres Klus-
feld sowie die Straßenbezeichnung Klusweg
auf eine ehemals dort gelegene Klause. Für
1312 und 1465 ist innerhalb der Gemarkung
von Andershausen der Hopfenanbau urkund-
lich belegt. Ein erstes, gemeinsam genutztes
Schulhaus wurde 1707 im benachbarten, weit
größeren Kuventhal errichtet. Die Pfarrrechte
liegen seit den Anfängen beim Stift St. Alex-
andri. Andershausen bildete zusammen mit
Kuventhal eine Kapellengemeinde. Beide
Orte waren mit Kapellen ausgestattet, in de-
nen jedoch nur zweimal jährlich durch den
Pfarrer der Münstergemeinde Gottesdienste
abgehalten wurden. Die Andershäuser Ka-
pelle wurde nach der völligen Zerstörung des
Dorfes 1640 im Dreißigjährigen Krieg zuguns-
ten der Kuventhaler Kapelle nicht wieder auf-
gebaut.
Die Anzahl der Feuerstellen hatte sich mit Be-
ginn der Kriegshandlungen 1625 drastisch
reduziert. 1633 verzeichnete der Ort nur noch
sechs Feuerstellen. Die Ländereien einer wei-
teren Hofstelle wurden von Hans Rüttgerodt
aus dem nahen Einbeck bewirtschaftet. Die
Grundrechte der wenigen Hofstellen wurden
Andershausen, Ausschnitt aus Blatt 31 der Flurkarte von Christian Wilhelm Koven von 1754 mit der Ortslage
Andershausen, StAE.
frühzeitig von Einbecker Bürgern erworben,
jedoch nur im Einzelfall selbst bewirtschaftet.
Nach der völligen Zerstörung des Dorfes 1640
zählte Andershausen bis 1654 erst wieder drei
Feuerstellen. Zwischen 1654 und 1689 erholte
sich die Einwohnerzahl im Unterschied zur An-
zahl der Feuerstellen nur zögerlich von 16 auf
32 Personen, die sich auf 2 Halbmeier, 3 Köt-
ner, 5 Brinksitzer, 1 Häusling und 1 Altenteiler
verteilten. Die Anzahl der Hofstellen bewegte
sich von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhun-
derts bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhun-
derts auf einem gleichbleibenden Level von
10-12 Höfen (1791: 11, 1858: 12, 1875: 10,
1925: 11). Die Einwohnerzahl erreichte in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit 92
(1806) bzw. 93 (1845) einen ersten Höhepunkt,
um dann in den großen Auswanderungswellen
stetig abzunehmen. Auf den elf Höfen verteil-
ten sich 1925 insgesamt 58 Einwohner, die
ausschließlich von der Landwirtschaft lebten.
Noch 1971 wurden in der kleinsten selbst-
ständigen Gemeinde im Altkreis Einbeck acht
Höfe mit 63 Einwohnern bewirtschaftet (1957:
9 Höfe). Die Eingemeindung als Ortsteil von
Einbeck erfolgte zum 01.03.1974. Die seit
1994 rückläufige Einwohnerzahl lag 2010 bei
117 (1994: 134). Die dörflichen Strukturen ha-
ben den Wandel vom reinen Bauerndorf zur
vorstädtischen Siedlung bislang gut überstan-
den. Auch die historischen Dorfränder außer
einem kleinen Neubaugebiet im Norden blie-
ben weitgehend intakt.
An der platzartigen Aufweitung in der Ortsmit-
te, An der Kapelle 3, unterhalb der Ortsdurch-
fahrt steht vor dem Giebel des Wirtschaftsge-
bäudes einer Hofanlage ein zweigeschossiger
Uhr- und Glockenturm über einer quadrati-
schen Grundfläche. Im hohen, ziegelsichti-
gen, neugotischen Untergeschoss befindet
sich ein spitzbogiges Portal, das einen nicht
vorhandenen Kirchenbau suggerieren soll.
Der dahinterliegende Raum wurde als Remise
für den Leichenwagen und die Feuerspritze
des Ortes genutzt. Das darüber befindliche,
leicht vorkragende Fachwerkobergeschoss
mit einem kleinformatigen Schieferbehang
dient als Glockenstube. Das spitze, ebenfalls
verschieferte Zeltdach mit der inschriftlich
1932 datierten Wetterfahne ist mit kleinen,
übergiebelten Dachhäuschen versehen. Nach
Osten zur Straße ist ein Ziffernblatt eingefügt.
Das den Ortskern prägende Türmchen wurde
1932 errichtet.
Von den erhaltenen Hofanlagen verdient
das giebelständig zur Ortsdurchfahrt aus-
gerichtete, unweit vom Uhrturm errichtete
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