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Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0281
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wurde 1614 begründet, nachdem von Wo-
bersnow vom Landesherrn die Konzession für
ihren Bau erhalten hatte. Der Mühle gegen-
über war das Gutsarbeiterhaus für vier Fa-
milien, ein als symmetrische bauliche Einheit
angelegter Putzbau mit mittigem Zwerchhaus,
ursprünglich Teil der Anlage des Wirtschafts-
hofes des Ritterguts, es wurde 1913 erbaut,
Junkernstraße 3 bis 9. Zum Gutsbetrieb ge-
hörte ehemals auch eine Ziegelei, die 1895
in unmittelbarer Nachbarschaft westlich des
Gutshofs am anderen Ufer der Dieße erbaut
wurde. Sie nutzte die Tonvorkommen, die da-
mals am Junkernberg entdeckt worden wa-
ren. Aus der ersten Anlage der Jahrhundert-
wende entwickelte sich die heutige Fabrik am
Ziegeleiweg. Ihr nördlich benachbart legten
die Eigentümer des Gutes einen Garten an
und erbauten 1896 eine Villa, einen städtisch
geprägten und im Sinne des Eklektizismus
der Zeit gestalteten Ziegelbau mit Stuck- und
Putzgliederungen, der von Angehörigen der
Familie bewohnt wurde, Ziegeleiweg 1.

Das 1654 erbaute Herrenhaus auf dem ehemaligen Rittergut in Wellersen wenige Jahre vor dem Abbruch
1967, Fotoarchiv NLD/Hannover.


Östlich der ehemaligen Gutsanlage befindet
sich der Kirchhof Wellersens. Die Kirche ist
ein schlichter rechteckiger verputzter Bruch-
steinbau, der 1664, wohl nach Zerstörung ei-
nes Vorgängerbaus im Dreißigjährigen Krieg,
vermutlich durch den damaligen Besitzer des
Ritterguts erbaut wurde (Wappenstein von
Dassel/von Wallmoden über dem Eingang auf
der Südseite). Bis 1788 besaß der Bau einen
mittigen Dachreiter, später erhielt dieser sei-
nen Platz über dem Ostgiebel. Gotisierende
Fenster und Tür sind Zutaten eines Umbaus
des 19. Jahrhunderts. Im Kircheninneren be-
findet sich unter dem Kanzelaltar das alte von
Dassel’sche Erbbegräbnis, in welchem die
Mitglieder der Familie bis 1820 beigesetzt
wurden. Danach richtete man das Erbbe-
gräbnis auf dem Friedhof der Gemeinde am
nordöstlichen Ortsrand ein.
Die Wellenser Hofanlagen, die sich in der
regellosen Anordnung des Haufendorfes um
den im Zentrum gelegenen Kirchhof grup-
pieren, sind heute weitgehend erneuert und
verändert. Eine Ausnahme bildete das Bau-
ernhaus Mittelweg 5, ein schlichtes Wohnhaus
eines Halbkötner-Anwesens aus dem frühen
19. Jahrhundert. Es wurde um 2012 abgebro-
chen.
Literatur: Meier, Konrad: Das Renaissancepor-
tal in Wellersen. In: EJb, 27(1966), S. 60-66;
Voß, Ernst: Die Mühle in Wellersen. Ein Bei-
trag zur Mühlengeschichte. In: EJb, 40(1989),
S. 139-154.

Das heute als Spolie im Außenbereich aufgestellte Portal von 1612 (i) am historischen Standort im Herrenhaus
1964, Fotoarchiv NLD/Hannover.


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