ehe stiftete. Nahezu zwei Meter hoch, in meh-
reren Teilen gegossen, gehören zu seinem
Figurenprogramm u.a, die Kirchenpatrone.
Wohl aus dem ehemaligen Marienkloster
stammt der in der Antoniuskapelle aufgestell-
te Marienaltar, ein Flügelaltar, datiert 1521. Die
Mitte des Altars nimmt Maria mit dem Kinde
ein, hinterfangen von einer Strahlenmandorla
im Rosenkranz. Eingefasst wird die Darstel-
lung vom Hl. Mauritius und Johannes dem
Täufer, Hl. Georg und Petrus im Mittelschrein
sowie den zwölf Aposteln in den Flügeln. Ne-
ben den Altären ist die in der Antoniuskapelle
aufgestellte Holzplastik des Stifters Herzog
Ludolf bemerkenswert, die sich in einem sarg-
artigen Schrein befindet. Die um 1300 aus Ei-
chenholz gefertigte Plastik zeigt einen Stifter
als jugendlicher Held, der in seiner Linken das
Schwert und in seiner Rechten das Modell der
Stiftskirche hält.
Im östlichen der beiden nachträglich ange-
fügten Kapellenräume, der Andreaskapelle,
fand das prächtige Grabmonument der Fürst-
äbtissin Elisabeth von Sachsen-Meiningen
(1681-1766) seine Aufstellung. Der aufwen-
dig gearbeitete Marmorsarkophag mit aus
Alabaster gefertigten Putti und Insignien der
weltlichen und geistlichen Würde der Äbtissin
ist ein Werk des Gandersheimer Hofbildhau-
ers Johann Kaspar Käse aus dem Jahre 1748.
Zu dem Ensemble, das noch zu Lebzeiten
der Äbtissin entstand, gehören noch die vier
qualitätvollen Sandstein-Epitaphien an den
Wänden und eine Figur der Äbtissin Elisabeth,
aufgestellt in einer Wandnische.
Bedauerlicherweise sind gerade die kostbars-
ten Schätze, die mit der frühen Damenstiftskir-
che eng verbunden sind, der Kirche verloren
gegangen: Zwei Werke seien hervorgehoben:
zum einen das Stiftsplenar, das nach Auflö-
sung des Stiftes 1810 auf die Veste Coburg
verbracht. Das Evangelienbuch mit Kanon-
tafeln wurde etwa zu der Zeit der Stiftsweihe
881 geschrieben. Ein prächtiges, karolingi-
sches Elfenbeinrelief mit der Darstellung der
Himmelfahrt Christi schmückt noch heute den
Einbanddeckel des Stiftsplenars. Zu nennen
ist ferner die Heiratsurkunde für Theophanu,
ausgestellt durch die Kaiser Otto I. und Otto II.
zu Rom 972. Das 144,5 x 135,5 cm messende
Pergament mit Goldschrift und Purpurtönung
wurde bis 1823 in der Stiftskirche aufbewahrt
und befindet sich seitdem im Staatsarchiv
Wolfenbüttel.
Ehemalige Abtei (Stiftsfreiheit 3, 4, Abteihof 2)
An die Stiftskirche schließt östlich die ehe-
malige Abtei an, eine unregelmäßig geformte
Gebäudegruppe bestehend aus drei überwie-
gend massiven Flügeln, die, nicht in einem
Zuge errichtet, mehreren Zeitstufen angehö-
ren. Ihre Schauseiten sind zur Stiftsfreiheit
bzw. zur Straße An der Tummelburg ausge-
richtet. Der breit gelagerte nördliche Flügel
setzt über einen kurzen Verbindungsbau un-
mittelbar an die Marienkapelle der Stiftskirche
an (Stiftsfreiheit 3). Der ab 1726 unter der
Äbtissin Elisabeth von Sachsen-Meiningen
errichtete Hauptbau, dessen Entwurf unter
Beratung des meiningischen Baudirektors
Alexander Rossini aus der Feder des Johann
Anton Kroll von Freyen, Oberhofmeister der
Äbtissin, stammt, ist ein doppelgeschossiger,
blockhaft wirkender Massivbau von 13 Ach-
sen (Nordseite). Ein hohes Walmdach schließt
den Nordflügel ab. Zur Auflockerung der
strengen Fassade tragen nur die barocken
Stuck- und Putzeinfassungen der Fenster bei.
In den Neubau wurde der ältere, südöstlich
anstoßende, etwas niedrigere Flügel einge-
bunden, auf den z. T. die gleiche Fassadenge-
staltung übertragen wurde. Unter den in der
Barockzeit ausgestalteten Innenräumen ver-
dient der im Obergeschoss gelegene soge-
nannte Kaisersaal, 1736 unter Mitwirkung der
Maler Jordan Ernesti und Johann Peter Har-
borg entstanden, besonders herausgestellt zu
werden. Der 16 m lange, mehr als 9 m breite
und 5 m hohe Rechtecksaal wurde benannt
nach Kaiser Karl VI. Sein Bildnis und das sei-
ner Gemahlin, der braunschweigischen Prin-
zessin Elisabeth Christine, ferner das Portrait
der Fürstäbtissin Elisabeth von Sachsen-Mei-
ningen sowie elf großformatige Fürstenpor-
traits, die zur Zeit der Errichtung des Flügels
in besonderer Beziehung zur Abtei standen,
prägen den Saal. Neben Georg I. und Fried-
rich Wilhelm I. sind Herzog Anton Ulrich von
Braunschweig und Josef Clemens, Erzbischof
von Köln und Bischof von Hildesheim, dar-
gestellt. Restauriert wurde der gesamte Saal
1901/02, wobei der größte Teil der Wand- und
Deckenmalerei ergänzt werden musste.
An den Hauptbau schließt nach Südosten ein
Flügel über L-förmigem Grundriss an (Stifts-
freiheit 4), dessen zur Stiftsfreiheit ausgerich-
teter Teil mit dem eigentlichen Kernbau und
dem Chor der Stiftskirche einen kleinen, etwa
trapezförmigen, zur Stiftsfreiheit hin offenen
Hof bildet. Nach dem Brand der Abtei unter
der Äbtissin Anna Erika von Waldeck entstan-
den, hebt sich der vielgestaltige Flügelbau
vom Hauptbau ab. Besonderes architektoni-
sches Gewicht erhält der zweigeschossige,
massive Flügel durch die zur Stiftsfreiheit
weisende Giebelfront, die als eindrucksvolle,
repräsentative Schaugiebelseite ausgebildet
ist. Ihre reichen, in roten Werkstein gearbeite-
ten Gliederungselemente heben sich klar von
den dezenten verputzten Flächen des Bruch-
steinbaues ab, der, wie die Inschriften aus-
weisen, 1599/1600 durch den Lemgoer Bau-
meister Heinrich Overkotte errichtet wurde.
Den Abschluss der Frontseite bildet ein brei-
ter, dreigeschossiger Staffelgiebel, der von
Beschlagwerkstreifen eingefasst wird, an die
sich volutenförmige Elemente mit Muschelfä-
chern anlehnen, bekrönt von einer Christusfi-
gur. Im Einklang mit dem Prunkgiebel stehen
die zwei doppelgeschossigen Ausluchten.,
die in nicht symmetrischer Anordnung dem
Giebel vorgelegt sind. Hervorgehoben sind
ihre Obergeschosse, die überaus reich mit
Beschlag- und Rollwerkornamentik gegliedert
sind.
Kannelierte ionische Pilaster bewirken die
Dreigliedrigkeit der Obergeschossausluch-
ten, die sich in den breiten Brüstungsfeldern
und in der mit Beschlagwerk ausgefüllten
Gebälkzone fortsetzt. In den Brüstungsfel-
dern sind Wappenschilde und Kartuschen mit
Inschriften eingeschrieben. Den Abschluss
bilden Inschriftenkartuschen mit Volutenein-
fassungen. Die östliche Auslucht, die 1900
verändert wurde, leitet zum doppelgeschos-
sigen Flügelanbau An der Tummelburg über.
Zwischen den beiden Ausluchten setzt der
Elisabethbrunnen, ein Werk des Bildhauers
Johann Caspar Käse aus dem Jahre 1748 (i),
einen besonderen Akzent. Ursprünglich auf
dem Abteihof stehend, fand der von Ober-
hofmeister Johann Anton von Kroll gestiftete
Sandsteinbrunnen im ausgehenden 19. Jahr-
hundert seine neue Aufstellung. Oberhalb
einer dreiteiligen Muschelschale mit Ausguss-
maske ist in einer Nische Elisabeth Ernestine
Antonie als Wohltäterin der Armen dargestellt,
die einem Gebrechlichen Brot austeilt. Einge-
fasst wird die Darstellung von schwerem Ro-
kokogeschlinge mit Muschelschalen, bekrönt
von einem Putto mit Delphin.
Auf der rückwärtigen Hofseite sind eine wei-
tere, ebenfalls zweigeschossige Auslucht von
schlichterer Gestalt und ein polygonaler Trep-
penturm, der ebenfalls noch der Zeit Anna
Erikas angehört, entstanden. Strukturiert wird
der Treppenturm durch ein Rundbogenportal,
gerahmt von kannelierten Pilastern, die ein
143
reren Teilen gegossen, gehören zu seinem
Figurenprogramm u.a, die Kirchenpatrone.
Wohl aus dem ehemaligen Marienkloster
stammt der in der Antoniuskapelle aufgestell-
te Marienaltar, ein Flügelaltar, datiert 1521. Die
Mitte des Altars nimmt Maria mit dem Kinde
ein, hinterfangen von einer Strahlenmandorla
im Rosenkranz. Eingefasst wird die Darstel-
lung vom Hl. Mauritius und Johannes dem
Täufer, Hl. Georg und Petrus im Mittelschrein
sowie den zwölf Aposteln in den Flügeln. Ne-
ben den Altären ist die in der Antoniuskapelle
aufgestellte Holzplastik des Stifters Herzog
Ludolf bemerkenswert, die sich in einem sarg-
artigen Schrein befindet. Die um 1300 aus Ei-
chenholz gefertigte Plastik zeigt einen Stifter
als jugendlicher Held, der in seiner Linken das
Schwert und in seiner Rechten das Modell der
Stiftskirche hält.
Im östlichen der beiden nachträglich ange-
fügten Kapellenräume, der Andreaskapelle,
fand das prächtige Grabmonument der Fürst-
äbtissin Elisabeth von Sachsen-Meiningen
(1681-1766) seine Aufstellung. Der aufwen-
dig gearbeitete Marmorsarkophag mit aus
Alabaster gefertigten Putti und Insignien der
weltlichen und geistlichen Würde der Äbtissin
ist ein Werk des Gandersheimer Hofbildhau-
ers Johann Kaspar Käse aus dem Jahre 1748.
Zu dem Ensemble, das noch zu Lebzeiten
der Äbtissin entstand, gehören noch die vier
qualitätvollen Sandstein-Epitaphien an den
Wänden und eine Figur der Äbtissin Elisabeth,
aufgestellt in einer Wandnische.
Bedauerlicherweise sind gerade die kostbars-
ten Schätze, die mit der frühen Damenstiftskir-
che eng verbunden sind, der Kirche verloren
gegangen: Zwei Werke seien hervorgehoben:
zum einen das Stiftsplenar, das nach Auflö-
sung des Stiftes 1810 auf die Veste Coburg
verbracht. Das Evangelienbuch mit Kanon-
tafeln wurde etwa zu der Zeit der Stiftsweihe
881 geschrieben. Ein prächtiges, karolingi-
sches Elfenbeinrelief mit der Darstellung der
Himmelfahrt Christi schmückt noch heute den
Einbanddeckel des Stiftsplenars. Zu nennen
ist ferner die Heiratsurkunde für Theophanu,
ausgestellt durch die Kaiser Otto I. und Otto II.
zu Rom 972. Das 144,5 x 135,5 cm messende
Pergament mit Goldschrift und Purpurtönung
wurde bis 1823 in der Stiftskirche aufbewahrt
und befindet sich seitdem im Staatsarchiv
Wolfenbüttel.
Ehemalige Abtei (Stiftsfreiheit 3, 4, Abteihof 2)
An die Stiftskirche schließt östlich die ehe-
malige Abtei an, eine unregelmäßig geformte
Gebäudegruppe bestehend aus drei überwie-
gend massiven Flügeln, die, nicht in einem
Zuge errichtet, mehreren Zeitstufen angehö-
ren. Ihre Schauseiten sind zur Stiftsfreiheit
bzw. zur Straße An der Tummelburg ausge-
richtet. Der breit gelagerte nördliche Flügel
setzt über einen kurzen Verbindungsbau un-
mittelbar an die Marienkapelle der Stiftskirche
an (Stiftsfreiheit 3). Der ab 1726 unter der
Äbtissin Elisabeth von Sachsen-Meiningen
errichtete Hauptbau, dessen Entwurf unter
Beratung des meiningischen Baudirektors
Alexander Rossini aus der Feder des Johann
Anton Kroll von Freyen, Oberhofmeister der
Äbtissin, stammt, ist ein doppelgeschossiger,
blockhaft wirkender Massivbau von 13 Ach-
sen (Nordseite). Ein hohes Walmdach schließt
den Nordflügel ab. Zur Auflockerung der
strengen Fassade tragen nur die barocken
Stuck- und Putzeinfassungen der Fenster bei.
In den Neubau wurde der ältere, südöstlich
anstoßende, etwas niedrigere Flügel einge-
bunden, auf den z. T. die gleiche Fassadenge-
staltung übertragen wurde. Unter den in der
Barockzeit ausgestalteten Innenräumen ver-
dient der im Obergeschoss gelegene soge-
nannte Kaisersaal, 1736 unter Mitwirkung der
Maler Jordan Ernesti und Johann Peter Har-
borg entstanden, besonders herausgestellt zu
werden. Der 16 m lange, mehr als 9 m breite
und 5 m hohe Rechtecksaal wurde benannt
nach Kaiser Karl VI. Sein Bildnis und das sei-
ner Gemahlin, der braunschweigischen Prin-
zessin Elisabeth Christine, ferner das Portrait
der Fürstäbtissin Elisabeth von Sachsen-Mei-
ningen sowie elf großformatige Fürstenpor-
traits, die zur Zeit der Errichtung des Flügels
in besonderer Beziehung zur Abtei standen,
prägen den Saal. Neben Georg I. und Fried-
rich Wilhelm I. sind Herzog Anton Ulrich von
Braunschweig und Josef Clemens, Erzbischof
von Köln und Bischof von Hildesheim, dar-
gestellt. Restauriert wurde der gesamte Saal
1901/02, wobei der größte Teil der Wand- und
Deckenmalerei ergänzt werden musste.
An den Hauptbau schließt nach Südosten ein
Flügel über L-förmigem Grundriss an (Stifts-
freiheit 4), dessen zur Stiftsfreiheit ausgerich-
teter Teil mit dem eigentlichen Kernbau und
dem Chor der Stiftskirche einen kleinen, etwa
trapezförmigen, zur Stiftsfreiheit hin offenen
Hof bildet. Nach dem Brand der Abtei unter
der Äbtissin Anna Erika von Waldeck entstan-
den, hebt sich der vielgestaltige Flügelbau
vom Hauptbau ab. Besonderes architektoni-
sches Gewicht erhält der zweigeschossige,
massive Flügel durch die zur Stiftsfreiheit
weisende Giebelfront, die als eindrucksvolle,
repräsentative Schaugiebelseite ausgebildet
ist. Ihre reichen, in roten Werkstein gearbeite-
ten Gliederungselemente heben sich klar von
den dezenten verputzten Flächen des Bruch-
steinbaues ab, der, wie die Inschriften aus-
weisen, 1599/1600 durch den Lemgoer Bau-
meister Heinrich Overkotte errichtet wurde.
Den Abschluss der Frontseite bildet ein brei-
ter, dreigeschossiger Staffelgiebel, der von
Beschlagwerkstreifen eingefasst wird, an die
sich volutenförmige Elemente mit Muschelfä-
chern anlehnen, bekrönt von einer Christusfi-
gur. Im Einklang mit dem Prunkgiebel stehen
die zwei doppelgeschossigen Ausluchten.,
die in nicht symmetrischer Anordnung dem
Giebel vorgelegt sind. Hervorgehoben sind
ihre Obergeschosse, die überaus reich mit
Beschlag- und Rollwerkornamentik gegliedert
sind.
Kannelierte ionische Pilaster bewirken die
Dreigliedrigkeit der Obergeschossausluch-
ten, die sich in den breiten Brüstungsfeldern
und in der mit Beschlagwerk ausgefüllten
Gebälkzone fortsetzt. In den Brüstungsfel-
dern sind Wappenschilde und Kartuschen mit
Inschriften eingeschrieben. Den Abschluss
bilden Inschriftenkartuschen mit Volutenein-
fassungen. Die östliche Auslucht, die 1900
verändert wurde, leitet zum doppelgeschos-
sigen Flügelanbau An der Tummelburg über.
Zwischen den beiden Ausluchten setzt der
Elisabethbrunnen, ein Werk des Bildhauers
Johann Caspar Käse aus dem Jahre 1748 (i),
einen besonderen Akzent. Ursprünglich auf
dem Abteihof stehend, fand der von Ober-
hofmeister Johann Anton von Kroll gestiftete
Sandsteinbrunnen im ausgehenden 19. Jahr-
hundert seine neue Aufstellung. Oberhalb
einer dreiteiligen Muschelschale mit Ausguss-
maske ist in einer Nische Elisabeth Ernestine
Antonie als Wohltäterin der Armen dargestellt,
die einem Gebrechlichen Brot austeilt. Einge-
fasst wird die Darstellung von schwerem Ro-
kokogeschlinge mit Muschelschalen, bekrönt
von einem Putto mit Delphin.
Auf der rückwärtigen Hofseite sind eine wei-
tere, ebenfalls zweigeschossige Auslucht von
schlichterer Gestalt und ein polygonaler Trep-
penturm, der ebenfalls noch der Zeit Anna
Erikas angehört, entstanden. Strukturiert wird
der Treppenturm durch ein Rundbogenportal,
gerahmt von kannelierten Pilastern, die ein
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