Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0263
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ßen auch die stärker veränderten Wohnwirt-
schaftsgebäude der Kötnerhöfe, Angerstra-
ße 1 und Landstraße 4, deren ursprüngliche
Dielentore verbaut sind. Auch ein wesentlich
kleineres Haus eines Brinksitzerhofes aus der
1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt noch eine
den größeren Bauernhäusern grundsätzlich
ähnliche Raumordnung (Halbe 4). Wie es bei
kleinen Anwesen ohne nennenswerten land-
wirtschaftlichen Betrieb üblich ist, wird hier
das giebelständige Fachwerkhaus nur durch
eine schlichte Tür am Giebel erschlossen. Zu
den typischen Hausformen der Region gehört
auch das Querdielenhaus, eine Nebenform
des niederdeutschen Hallenhauses, in wel-
cher bei grundsätzlich gleichartiger Raumord-
nung das Haus um 90° gedreht erscheint und
die Dieleneinfahrt etwa in der Mitte der Trauf-
seite angeordnet wird. Auch diese Hausform
ist in einer allerdings stärker veränderten Ge-
stalt im Ortsbild noch vertreten. Ein anderer,
im Überschneidungsgebiet von niederdeut-
schen und mitteldeutschen Hausformen des
Sollingraumes häufig anzutreffender Bauern-
haustypus, der bei grundsätzlich mitteldeut-
scher Anlage dennoch die große, das Gesicht
des Hauses entscheidend prägende, zwi-
schen Wohnbereich und Wirtschaftsteil ein-
geschobene Toreinfahrt aufweist und insofern
eine Verschmelzung des Querdielenhauses
mit mitteldeutscher Anlage darstellt, ist das
Wohnwirtschaftsgebäude des Kötnerhofes,
Landstraße 1, ein gegenüber dem Kirchhof
befindlicher, ortsbildprägender Fachwerkbau
von 1781 mit Geschossvorkragungen über
gerundeten Balkenköpfen und Füllhölzern.
Häuser dieser Anlage finden sich noch relativ
zahlreich in der Region vor allem im Uslarer
Becken.
Eine Besonderheit, die auf Dasseler Gebiet
allein das Dorf Mackensen aufzuweisen hat,
sind die Utluchten, die bei einigen der alten
Hallenhäuser als Erweiterungen des Wohn-
bereichs des Hauses rechts oder links des
Dielentors dem Giebel vorgesetzt sind. Auch
sie folgen Baugewohnheiten, die im Ober-
weserraum verbreitet waren. Eine solche
zweigeschossige Utlucht, die das Erschei-
nungsbild des Hauses stark prägt, besitzt das
Haus, Angerstraße 1, ein wohl gegen 1700
erbauter zweigeschossiger Fachwerkbau mit
Geschossvorkragungen über gerundeten
Balkenköpfen und Füllhölzern. Während hier
die Utlucht nur um ein Gefach vor dem Gie-
bel vorspringt, besitzt die stattliche Utlucht
des ehemaligen Wohnwirtschaftsgebäudes,
Landstraße 4, die in einer Inschrift das Er-
bauungsdatum 1625 nennt (und damit zu den


Angerstraße 1 von 1700 mit seitlich angeordnetem Standerker, Kämmerer, 2005.


Landstraße 4 von 1625 (i) gehört zu den ältesten bekannten Bauernhäusern im Landkreis Northeim, Kämme-
rer, 2006.

ältesten Bauernhäusern des Dasseler Gebie-
tes gehört), den Umfang eines kleinen selb-
ständigen Wohnhauses, das dem Hallenhaus
seitlich vorgesetzt wurde. Ihr Obergeschoss
kragt über gerundeten Balkenköpfen und
profilierten Füllhölzern vor. Das zugehörige
Hallenhaus selbst ist hier bis auf seinen Rück-
giebel vollständig verkleidet und äußerlich
entstellt, besitzt aber gleichwohl in seinem zu
Wohnzwecken ausgebauten Inneren noch im
Grundsatz die alte Raumordnung. Ein drittes
Beispiel im Ort und allein übriggeblieben von
der Anlage eines solchen regional typischen
Bauernhauses ist nach Abbruch des großen

Längsdielenhauses die ehemalige Utlucht auf
dem Hof, Mühlenanger 3, wohl aus dem Ende
des 17. Jahrhunderts.
Neben diesen in ihrer Erscheinung und räum-
lichen Organisation vom nahen Oberweserge-
biet beeinflussten Häusern - es sind dies vor
allem die älteren - finden sich auch Bauern-
häuser mitteldeutscher Anlage im Ort. Zu ih-
nen gehört das Wohnwirtschaftsgebäude des
Kötnerhofes, Lindenstraße 14, ein Fachwerk-
bau aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts
mit seitlicher Wirtschaftseinfahrt. Anders als
dieses ohne einen ausgeprägten Wirtschafts-

263
 
Annotationen