Naensen, An der Bundesstraße 2 A, ehemaliges Bahnhofsempfangsgebäude von 1865, Keilmann, 26.03.2016.
Naensen, westliches Tunnelmundloch an der Bahnstrecke Kreiensen-Holzminden von 1865, Keilmann,
03.04.2016.
Naensen, Eisenbahntunnel, Längsschnitt mit westlicher Tunnelmündung und deutlicher Steigung im Berg, NLA
Wolfenbüttel, k-01426.
sen erworben. Noch vor Aussterben der Hom-
burger Grafen und der Familie von Naensen
im frühen 15. Jahrhundert wurden 1369 das
Marienstift und 1382 das Stift St. Alexandri
in Einbeck mit jeweils vier Hufen in Naensen
belehnt. Das Dorf (ohne das Vorwerk Wed-
dehagen) ist mit einer ungewöhnlich großen
Ackerflur von 2461 Morgen bzw. 615 1/4 ha
ausgestattet. Naensen gehörte seit dem
15. Jahrhundert zum Amt Greene und dem
späteren Landkreis Gandersheim, bevor es
1974 als Ortsteil von Einbeck eingemeindet
wurde. Das Patronat über die Pfarrkirche
St. Georg lag beim Landesherrn innerhalb der
Braunschweiger Landeskirche.
Der älteste Kern des Dorfes konzentriert sich
haufenförmig unterhalb von Kirche und Pfarr-
haus in exponierter Lage am östlichen Dor-
frand. Die wichtigsten und größten Hofstellen
mit neun Voll- und vier Halbspännern reihen
sich auf an den beiden vom Kirchberg ab-
wärts führenden Hohlwegen Im Oberdorf
und Schulbrink. Nach der Braunschweiger
Landesaufnahme von 1758 bestand das Dorf
zudem aus sieben Groß- und siebzehn Klein-
kötnerstellen. 1793 wurden in dem Dorf mit
473 Einwohnern mehr als 40 Webstühle be-
trieben. Eine erhebliche Ausdehnung erfuhr
Naensen im 19. Jahrhundert, als weitere An-
bauernstellen an den Dorfrändern und an der
westlichen Ortszufahrt entstanden. Zwischen
1821 und 1848 stieg die Einwohnerzahl au-
ßergewöhnlich stark von 592 auf 826 an, um
dann kontinuierlich bis 1939 auf 622 Einwoh-
ner abzufallen. Nach der Flüchtlingskatastro-
phe mit 12 bis 14 Millionen Flüchtlingen und
Vertriebenen aus den deutschen Ostgebie-
ten, als sich die Bevölkerung des Dorfes bis
1950 mehr als verdoppelt hatte, entwickelte
sich zwischen Bahnhof und Dorf zunächst
ein Neubaugebiet. Dennoch setzte frühzeitig
ein stetiger Bevölkerungsrückgang mit zuletzt
686 Einwohnern im Jahr 2010 ein.
Mit dem Bau der am südlichen Dorfrand vor-
beiführenden Bahnstrecke Kreiensen - Alten-
beken 1865 entstand etwa 500 m westlich des
Dorfes, nahe der Heerstraße Hannover-Göt-
tingen, der heutigen Bundesstraße 3, ein Hal-
tepunkt mit Empfangsgebäude der ehemals
Braunschweiger Staatsbahn, An der Bundes-
straße 2 A. Das in den achtziger Jahren des
20. Jahrhunderts stillgelegte Empfangsge-
bäude wurde zur Eröffnung der Strecke 1865
in neuromanisch-spätklassizistischen Formen
errichtet. Für den zweigeschossigen Werk-
steinbau mit den übergiebelten Seitenrisaliten
wurde ebenso wie für den heute überwachse-
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