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Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0373
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Das zweigeschossige Pfarrhaus, Im Ober-
dorf 11, etwa 50 m südwestlich der Kirche,
steht unterhalb des Kirchhofes. Es ist an der
Nordseite auf einem sekundär verbauten
Sturzriegel inschriftlich in drei Zeilen mit 1710
datiert: „HERR LAS DEINE AUGEN OFFEN -
STEHEN ÜBER DIS HAUS NACHT UND TAG
-JESUS WIRD BEWACHEN 1710“. Die starke,
umlaufende Vorkragung im Obergeschoss mit
Gratstichbalken an den Gebäudeecken, einer
sauberen Abfasung der Schwelle zwischen
den Balkenköpfen, den profilierten Balken-
köpfen und Füllhölzern sowie den aufwen-
digen Verstrebungen mit dem sogenannten
Wilden Mann entsprechen der Bauweise im
frühen 18. Jahrhundert. Der zweigeschossige
Fachwerkbau mit Walmdach war 1910 noch
mit Sollingplatten gedeckt. Im 20. Jahrhundert
erfolgten die Neueindeckung mit naturroten
Hohlpfannen und der Einbau von kleinen,
verschieferten Dachhäuschen. Nur das Pfarr-
haus und die Kirche waren im 18. Jahrhundert
mit Sollingplatten eingedeckt. Wesentliche
Neuerung beim Pfarrhaus waren zudem die
beiden über Dach geführten Schornsteine,
die beiderseits der Querdiele bis heute erhal-
ten, aber unter Dach abgetragen und außer
Funktion genommen wurden. Von den beiden
Gewölbekellern ist der südwestliche mit einer
flachen Tonne in Form eines Segmentbogens
1710 entstanden, der ältere, innen liegende
mit Halbkreistonne dagegen vom Vorgänger-
bau übernommen. Das Haus wurde im frühen
19. Jahrhundert vollständig mit neuen Fens-
tern und Türen ausgestattet. Die mit bieder-
meierlichen Messingbeschlägen versehenen
Türblätter und -bekleidungen sind in einer
seltenen Vollständigkeit erhalten. Die Fenster
waren allein im Erdgeschoss mit Fensterläden
versehen. Zu wenige und zu gering bemesse-
ne Fallrohre gefährden heute den Erhalt der
Fachwerksubstanz. Das Grundstück wird von
Osten über eine Toranlage mit zwei aufwendig
gestalteten Torpfeilern von 1838 (I) erschlos-
sen. Anstelle der historischen Stallscheune in
Fachwerk aus dem 19. Jahrhundert schließt
sich heute nach Norden ein jüngeres, mas-
sives, gut gestaltetes Nebengebäude ohne
Denkmalwert an. Nördlich vom Pfarrhaus
auf Höhe des Westportals der Kirche stand
bis 1955 die große Pfarrscheune. Der Fach-
werkbau in Eiche war um 1720 als Quer-
durchfahrtsscheune mit sieben Gebinden mit
weiten Gebindeabständen, dreifacher Verrie-
gelung, stark liegenden Gefachen, kräftigen
Langstreben, Spitzsäulen in den Giebeln und
einer zeit- wie ortstypischen Stroheindeckung
entstanden. Das daran anschließende Gehöft
mit dem Pfarrwitwenhaus wurde bereits in

Naensen, Kirche von Osten, Keilmann, 20.03.2016.



Naensen, Im Oberdorf 11, Pfarrhaus von 1710 von Osten, Kellmann, 20.03.2016.

Naensen, Pfarrhaus, Inschrift Riegel, Kellmann, 09.06.2006.


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