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Kämmerer, Christian; Kellmann, Thomas; Lufen, Peter Ferdinand
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,2): Nördlicher Teil: mit den Städten Bad Gandersheim und Dassel, den Ortsteilen der Stadt Einbeck (einschließlich der 2013 eingemeindeten Ortsteile der Gemeinde Kreiensen) und der Gemeinde Kalefeld — Altenburg: E. Reinhold Verlag, 2018

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65342#0483
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Salzderhelden, Kriegsgräberstätte, Kapelle mit der Gedenkstele für die Gefallenen und Vermissten in den östlichen
Kriegsgebieten im Vordergrund, Kellmann, 02.04.2016.

Der Bau steht auf der Nordwestecke auf der
abgeböschten Stützmauer des Gedenkplat-
zes. Das Mauerwerk von Stützmauer und Ka-
pelle aus bossierten Sandsteinquadern geht
nahtlos ineinander über. Die nach drei Seiten
über einem rechteckigen Grundriss völlig ge-
schlossen aufgemauerten Außenwände wer-
den durch ein mächtiges Walmdach gefasst.
Die starke Dachneigung, der große Dach-
überstand und die ortstypische Eindeckung
mit Sandsteinplatten verleihen dem Bauwerk
einen archaisch anmutenden Gesamtein-
druck. Keine christliche Symbolik erinnert von
außen an eine Kapelle. Der sakrale Charak-
ter als Andachts- und Gedenkstätte offenbart
sich erst in dem Blick durch eine zur offenen
Südseite angebrachte Vergitterung in das In-
nere des Bauwerks. Auf den drei Innenseiten
der Außenwände sind in 16 Reihen die Namen
der Gefallenen und Vermissten der Gemein-
de Salzderhelden in goldenen Buchstaben
auf weißem Grund angeordnet. Schwarze, mit
Schiefer verkleidete Bänderungen trennen die
Schriftreihen. Eine ebenfalls dreiseitig umlau-
fend angebrachte Inschrift bildet den oberen
Abschluss:
„GOTT LASS UNS ERKENNEN IN ALLEN
KRIEGEN + DAS UNGLÜCK DER VÖLKER.
VERBANNE DIE ZWIE + TRACHT AUS DER
WELT UND GIB UNS DEN FRIEDEN“.
Aufgrund der ortsgeschichtlichen Bedeutung
für den Flecken Salderhelden, des hohen ge-
stalterischen Anspruchs an die Gestaltung,
der gelungenen Einbindung sowie einem
erheblichen Erinnerungs- und Symbolwert

unterliegt die Kriegsgräber- und Gedenkstät-
te Salzderhelden einem öffentlichen Erhal-
tungsinteresse. Bei der vom Pathos der Ge-
denkstättenkultur des frühen 20. Jahrhunderts
getragenen Anlage werden Einzelschicksale,
Sinnlosigkeit und Verantwortlichkeit bewusst
ausgeklammert. Die Anlage wird trotz ihrer
abseitigen Lage nach wie vor von Angehöri-
gen aufgesucht. Pflege und Unterhaltung un-
terliegen dem Staatlichen Baumanagement in
Northeim.
Die Wüstungsplätze bei Salzderhelden
Bonekenhusen. Im Bereich des heutigen
Bahnhofsgeländes ca. 600 m östlich der Orts-
lage wenig oberhalb der Überschwemmungs-
zone der Leine wird das im Mittelalter wüst
gefallene Dorf Bonekenhusen erstmals 1154
als „Bumkenhusen“ urkundlich erwähnt. Alte
Flurnamen wie „in Bönckensen“, „Bocken-
sen“, „Bonnekesser Feldmark“, „der Bönnigs-
en“, „Bönneke Berg“ und „Bönneker Gehre“
verweisen auf die einstige Dorfgemarkung.
Literatur: Kühlhorn, Bd. I (1994), S. 249-253.
Oldendorp. Rund 900 m nordwestlich der
Ortslage auf dem Hochufer der Urne unmit-
telbar vor der Querung der alten Bundes-
straße 3 ist die einstige Siedlung Oldendorp
westlich und östlich der Trasse archäolo-
gisch nachgewiesen. Die Brücke wird erst-
mals 1419 urkundlich als „brugghe tho Ol-
dendorf yn der marsch“ genannt. Das Dorf
selbst erscheint erstmals 1057 als „Alden-

dorf“ in den Schriftquellen. Letztmalig wird
für Oldendorp ein Pfarrer 1452 erwähnt, die
Kirche selbst 1519/20. Nach Ausgrabungen
1971 -73 wurde der bereits in vorgeschicht-
licher Zeit besiedelte Platz nach Deneke
(1970) zwischen 1360-80 und zuletzt die
Kirche im frühen 16. Jahrhundert aufgege-
ben. Die geborgenen Funde reichen bis in
das 10. Jahrhundert zurück. Am westlichen
Dorfrand stand die einschiffige, 24,0 m lan-
ge und 8,0 m breite Kirche mit eingezoge-
nem Chor, bestehend aus Chorquadrat und
halbrunder Apside, aus dem späten 12. und
frühen 13. Jahrhundert. Die Kirche war mit
Mönch-Nonne-Ziegeln eingedeckt, ein wahr-
scheinlicher Dachreiter für die Glocke mit
Schiefer. Der Friedhof um die Kirche wurde
durch eine breite Steinmauer gefasst. Ne-
ben kleinen Wohnhäusern mit Feuerstelie
auf einer Grundfläche von 4,00-6,25 m in
der Breite und 5,5 bis 9,0 m in der Länge
standen größere Wirtschaftsgebäude von
8,0 x 20,0 m in der Grundfläche. Alle Häu-
ser in Pfosten- oder Schwellenbauweise
waren mit Stroh gedeckt, da sich Hinweise
auf eine Hartdeckung nicht fanden. 300 m
südöstlich der Kirche wurde an der höchs-
ten Stelle des Dorfes ein vorgeschichtlicher
Bestattungsplatz angetroffen, der bei der
Neubesiedlung im 10./11. Jahrhundert auf
einer Grundfläche von 23,0 x 10,0 m erneut
in gleichmäßigen Reihen belegt wurde. Drei
freigelegte Grundwasserbrunnen und diver-
se Gruben vervollständigen das Bild eines
mittelalterlichen Siedlungsplatzes.
Literatur: Denecke, Dietrich: Die Ortswüs-
tung Oldendorp bei Einbeck und die „Alten
Dörfer“ im Leinebergland. In: EJb, 29(1970),
S. 15-36; Plümer, Erich: Ausgrabungen auf
der Ortswüstung Oldendorp bei Einbeck.
In: EJb, 30(1974), S. 81 f.; Plümer, Erich: Die
Wüstung Oldendorp bei Einbeck. Studien zur
Einbecker Geschichte, Bd. 6, Einbeck 1978;
Kühlhorn, Bd. III (1995), S. 31-51.
Literatur Flecken Salzderhelden: Letzner
(1596), 4. Buch, 21. Kap.: Von denen von Bö-
nickenhusen, fol. 168r—169v., 5. Buch, 1. Teil,
20. Kap.: Von den Kirchen vnd Cappellen
zum Salz der Helden, fol. 19v., 21. Kap.: Wie
gerathschlaget worden bey die Saltzhütten
ein Cappell zubawen, fol. 19r-20v, 22. Kap.:
Warumb neben dem Saltzbrunn eine sonder-
liche Cappell erbawet worden, fol. 20v.-20r.,
23. Kap.: Wie der Flecken Satz vnd die Cap-
pell daselbst zugenommen, fol. 20r-21v.,
24. Kap.: Von Herrn Ludolpho Steben vnd
seinen Nachkommen biß an die veränderten

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