stattet, einem Mahl-, Schrot-, Öl- und Grau-
pengang. Die Mühle ist vermutlich das Werk
des seinerzeit einzigen Windmühlenbauers
im Herzogtum Braunschweig, Gottlieb Luther
aus Wolfenbüttel. Sie ist auch technisch eine
Meisterleistung, da sie mit einer Kombination
aus Ober- und Untertriebwerk mit zwei Kö-
nigswellen nachgerüstet wurde. Der Neubau
für die beträchtliche Summe von 10.000 Ta-
lern führte zur Überschuldung des Müllers,
der in der zweiten großen Auswanderungs-
welle das Land nach Amerika verließ. 1870
ging die Mühle in einer Zwangsversteigerung
an Heinrich Calefeld aus Atzum und zwei Jah-
re später durch Verkauf an Friedrich Fesing.
Mit der Umrüstung der Flügel von Windlaken
auf Jalousieklappen 1902 wurde die Galerie
auf ca. 4,5 m Höhe funktionslos und demon-
tiert. Gleichzeitig wurde die Mühle mit dem
Einbau von Walzenstühlen und Elevatoren
auf den Stand der Technik gebracht. Nach
einem tödlichen Unfall des Müllers gelangte
die Mühle 1906 an den Müller Richard Woi-
tag. Obwohl 1922 zusätzlich ein Benzolmotor
eingebaut wurde, blieb der Windantrieb auch
dann noch in Funktion, als im Jahr 1930 ein
Unwetter den Neubau der Flügel erforderte.
Erst nach einem abermaligen Verlust 1943
blieb der Antrieb auf den Motor beschränkt.
Ihre Funktion als Kornmühle erfüllte sie noch
bis 1962. Nach Bau von modernen Windkraft-
anlagen zwischen Stroit und Brunsen sowie
auf dem Süllberg zwischen Naensen und Hol-
tershausen hat die historische Windmühle ihre
landschaftsprägende Bedeutung weitgehend
eingebüßt.
Die Mühlentechnik blieb auch nach der Still-
legung im Jahr 1962 teilweise erhalten. 1983
wurde der Förderverein Stroiter Mühle e.V.
gegründet. Die Ergänzung der 1943 verloren
gegangenen Windmühlenflügel in traditionel-
ler Holzbauweise im Jahr 1987 war von keiner
großen Dauer. Aufgrund des nur sporadischen
Betriebes mussten die Windmühlenflügel be-
reits 1999, diesmal in Stahl, erneuert werden.
Stroit, doppelstöckiger Tunnel durch den Bahndamm mit der Ortszufahrt von Süden (Landesstraße 590) über dem
Stroiter Bach, Keilmann, 03.04.2016.
Zur Wetterseite nach Westen wurde das an-
geböschte Mauerwerk mit einer Holzschalung
gegen Schlagregen gesichert. Ihre raumwirk-
same Bedeutung als Landmarke hat die Wind-
mühle in den letzten Jahren an die modernen
Windkraftanlagen abgegeben. Allein die Größe
dieser Anlagen, die in jüngster Zeit in großer
Zahl Richtung Greene entstanden sind, ver-
ändert das Landschaftsbild nachhaltig. Zu
den erhaltenen Teilen der technischen Aus-
stattung der Stroiter Windmühle gehören im
ersten Obergeschoss der Walzenstuhl und der
Benzol-Motor mit Schwungscheibe von 1922,
ein jüngerer Elektromotor und ein Wurfsichter.
Im zweiten Obergeschoss, dem sogenannten
Mehlboden, sind die Reinigung, das Lichte-
werk und der Anholzer vorhanden. Im dritten
Obergeschoss, dem sogenannten Steinboden,
findet sich ein Mahlgang. Im vierten Oberge-
schoss, dem sogenannten Stirnradboden, sind
das Stirnrad, der Ritzel und der Sackaufzug
erhalten. Im Dachgeschoss, dem sogenannten
Haubenboden, verblieben die Übersetzungs-
technik mit Mühlenwelle, Kammrad, Bremse,
Bunkler und Königswelle. Im Rahmen einer
vom Förderverein veranlassten Bauschadens-
dokumentation wurde im Dezember 2007 eine
Bauaufnahme des Bestandes durch den Archi-
tekten Jörn Schrader vorgelegt. Die elf Blätter
im Maßstab 1:50 zeigen neben zwei Ansichten
und zwei Längsschnitten sämtliche Grundrisse
in allen sieben Ebenen. Das unweit westlich
der Mühle befindliche, etwa zeitgleich errich-
tete Wohnhaus wurde aufgrund der starken
Veränderungen nicht als Denkmal ausgewie-
sen, bildet jedoch eine Funktionseinheit mit der
Windmühle.
Westlich des Dorfes am Osthang des Hils am
Oberlauf des Stroiter Baches liegt als Wüs-
tung ein frühneuzeitlicher Glashüttenplatz, auf
den sich der alte Flurname „In den Glaßhüt-
ten“ bezieht.
Nach Süden wird Stroit seit 1865 durch einen
die Senke mit der historischen Ortslage über-
brückenden, bis zu 25 m hohen Bahndamm
der ehemals Braunschweiger Staatsbahn von
Kreiensen nach Holzminden talseitig abgerie-
gelt. Die Verbindung nach Brunsen und in die
Feldmark wird über einen zweigeschossigen
Durchlass, ein sogenanntes Brücktor, herge-
stellt. Die beiden 5,1 m breiten Durchlässe
sind jeweils in Sandstein eingewölbt. Auf einer
unteren, nicht sichtbaren Ebene fließt der auf
ca. 70,0 m Länge kanalisierte und überwölb-
te Wasserlauf Stroiter Bach. Dieser Bach, der
westlich am Dorf vorbeifließt, bildet einen der
beiden Hauptzuflüsse des Krummen Was-
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pengang. Die Mühle ist vermutlich das Werk
des seinerzeit einzigen Windmühlenbauers
im Herzogtum Braunschweig, Gottlieb Luther
aus Wolfenbüttel. Sie ist auch technisch eine
Meisterleistung, da sie mit einer Kombination
aus Ober- und Untertriebwerk mit zwei Kö-
nigswellen nachgerüstet wurde. Der Neubau
für die beträchtliche Summe von 10.000 Ta-
lern führte zur Überschuldung des Müllers,
der in der zweiten großen Auswanderungs-
welle das Land nach Amerika verließ. 1870
ging die Mühle in einer Zwangsversteigerung
an Heinrich Calefeld aus Atzum und zwei Jah-
re später durch Verkauf an Friedrich Fesing.
Mit der Umrüstung der Flügel von Windlaken
auf Jalousieklappen 1902 wurde die Galerie
auf ca. 4,5 m Höhe funktionslos und demon-
tiert. Gleichzeitig wurde die Mühle mit dem
Einbau von Walzenstühlen und Elevatoren
auf den Stand der Technik gebracht. Nach
einem tödlichen Unfall des Müllers gelangte
die Mühle 1906 an den Müller Richard Woi-
tag. Obwohl 1922 zusätzlich ein Benzolmotor
eingebaut wurde, blieb der Windantrieb auch
dann noch in Funktion, als im Jahr 1930 ein
Unwetter den Neubau der Flügel erforderte.
Erst nach einem abermaligen Verlust 1943
blieb der Antrieb auf den Motor beschränkt.
Ihre Funktion als Kornmühle erfüllte sie noch
bis 1962. Nach Bau von modernen Windkraft-
anlagen zwischen Stroit und Brunsen sowie
auf dem Süllberg zwischen Naensen und Hol-
tershausen hat die historische Windmühle ihre
landschaftsprägende Bedeutung weitgehend
eingebüßt.
Die Mühlentechnik blieb auch nach der Still-
legung im Jahr 1962 teilweise erhalten. 1983
wurde der Förderverein Stroiter Mühle e.V.
gegründet. Die Ergänzung der 1943 verloren
gegangenen Windmühlenflügel in traditionel-
ler Holzbauweise im Jahr 1987 war von keiner
großen Dauer. Aufgrund des nur sporadischen
Betriebes mussten die Windmühlenflügel be-
reits 1999, diesmal in Stahl, erneuert werden.
Stroit, doppelstöckiger Tunnel durch den Bahndamm mit der Ortszufahrt von Süden (Landesstraße 590) über dem
Stroiter Bach, Keilmann, 03.04.2016.
Zur Wetterseite nach Westen wurde das an-
geböschte Mauerwerk mit einer Holzschalung
gegen Schlagregen gesichert. Ihre raumwirk-
same Bedeutung als Landmarke hat die Wind-
mühle in den letzten Jahren an die modernen
Windkraftanlagen abgegeben. Allein die Größe
dieser Anlagen, die in jüngster Zeit in großer
Zahl Richtung Greene entstanden sind, ver-
ändert das Landschaftsbild nachhaltig. Zu
den erhaltenen Teilen der technischen Aus-
stattung der Stroiter Windmühle gehören im
ersten Obergeschoss der Walzenstuhl und der
Benzol-Motor mit Schwungscheibe von 1922,
ein jüngerer Elektromotor und ein Wurfsichter.
Im zweiten Obergeschoss, dem sogenannten
Mehlboden, sind die Reinigung, das Lichte-
werk und der Anholzer vorhanden. Im dritten
Obergeschoss, dem sogenannten Steinboden,
findet sich ein Mahlgang. Im vierten Oberge-
schoss, dem sogenannten Stirnradboden, sind
das Stirnrad, der Ritzel und der Sackaufzug
erhalten. Im Dachgeschoss, dem sogenannten
Haubenboden, verblieben die Übersetzungs-
technik mit Mühlenwelle, Kammrad, Bremse,
Bunkler und Königswelle. Im Rahmen einer
vom Förderverein veranlassten Bauschadens-
dokumentation wurde im Dezember 2007 eine
Bauaufnahme des Bestandes durch den Archi-
tekten Jörn Schrader vorgelegt. Die elf Blätter
im Maßstab 1:50 zeigen neben zwei Ansichten
und zwei Längsschnitten sämtliche Grundrisse
in allen sieben Ebenen. Das unweit westlich
der Mühle befindliche, etwa zeitgleich errich-
tete Wohnhaus wurde aufgrund der starken
Veränderungen nicht als Denkmal ausgewie-
sen, bildet jedoch eine Funktionseinheit mit der
Windmühle.
Westlich des Dorfes am Osthang des Hils am
Oberlauf des Stroiter Baches liegt als Wüs-
tung ein frühneuzeitlicher Glashüttenplatz, auf
den sich der alte Flurname „In den Glaßhüt-
ten“ bezieht.
Nach Süden wird Stroit seit 1865 durch einen
die Senke mit der historischen Ortslage über-
brückenden, bis zu 25 m hohen Bahndamm
der ehemals Braunschweiger Staatsbahn von
Kreiensen nach Holzminden talseitig abgerie-
gelt. Die Verbindung nach Brunsen und in die
Feldmark wird über einen zweigeschossigen
Durchlass, ein sogenanntes Brücktor, herge-
stellt. Die beiden 5,1 m breiten Durchlässe
sind jeweils in Sandstein eingewölbt. Auf einer
unteren, nicht sichtbaren Ebene fließt der auf
ca. 70,0 m Länge kanalisierte und überwölb-
te Wasserlauf Stroiter Bach. Dieser Bach, der
westlich am Dorf vorbeifließt, bildet einen der
beiden Hauptzuflüsse des Krummen Was-
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