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sass. Sie war so breit, dass sie nicht etwa auf
einem Stuhl sass, sondern auf ihrem schwer-
mütigen, weit ausgedehnten Posterieur. Sie trug
einen ausladenden gelben Federhut, smaragd-
farbene Strümpfe, deren Bänder bis zu den
Achselhöhlen reichten und den Körper mit nicht
zu aufregend vibrierenden Arabesken schmück-
ten. Von ihren Seehundhänden starrten rote
Rubinen senkrecht: „Guten Abend, Herr Bebu-
quin,“ sagte sie. Bebuquin betrat einen müh-
selig erleuchteten Raum, in dem eine Puppe
stand, etwas dick, rot geschminkt mit gemalten
Brauen, die seit ihrer Existenz eine Kusshand
zuwarf. Erfreut über das Unkünstlerische setzte
er sich auf einen Stuhl, einige Schritte von der
Puppe entfernt. Der junge Mann wusste nicht,
was ihn am Unkünstlerischen anzog. Er fand
hier eine stille, freundliche Schmerzlosigkeit, die
ihm jedoch gleichgültig war. Was ihn immer
anzog, war der merkwürdige Umstand, dass
ihn dies ruhig konventionelle Lächeln bewusst-
los machen konnte. Ihn empörte die Ruhe alles
Leblosen, da er noch nicht in dem nötigen
Maasse abgestorben war, um für einen angeneh-
men Menschen gelten zu dürfen. Er schrie die
Puppe an, beschimpfte sie und warf sie wieder
 
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