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Er stellte sich mit dem Gesicht in eine Ecke
und litaneite.
„Ehmke Laurenz, Platoniker gehe nur Nachts
aus, weil es da keine Farben gibt. Ich suche
die reine ruhende einsame Idee, diese Dame tat-
kräftig rhythmische Erregung. Ich bin eigentüm-
lich, da ich von zwei Dingen ruiniert werde,
einem höheren der Idee und einem niederen der
Dame.“
„Ja, aber ruinieren Sie doch die beiden, die sich
bedingen, zum mindesten Ihre blödsinnige Ideo-
logie vom Sein, von der Langeweile, dem Tod.
Das ist nur eine Müdigkeit, ein Defekt, Platonis-
mus ist Anaesthesie. Reissen Sie sich doch die
Augen aus und die Ohren, dann haben Sie
Ihren Platonismus zu Wege gebracht.“
Aurora, die Frau des Kauzes, der prinzipiell
farblose Schnäpse trank, näherte sich und sagte:
„Ehmke macht kontemplativ.“ Ehmke schrak zu-
sammen, blickte sie erst flehend, dann voll Ver-
achtung an, sagte: „Du kennst mich nicht“ —
aber sie „dafür Du mich;“ er grinste wie ein
kleiner Idiot, senkte den Kopf zum Nabel, die
Farbe ging ihm aus dem Gesicht, und schaute
gelassen auf seinen Bauch.
Inzwischen war sie liebevoll.
 
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