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Bercken, Erich von der; Escher, Konrad
Malerei der Renaissance in Italien ([Band 2]): Die Malerei der Früh- und Hochrenaissance in Oberitalien — Wildpark-Potsdam: Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion m.b.H., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.61915#0061
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EINFLUSS PIERO DELLA FRANCESCAS

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45. Domenichino (?): Venus mit Eroten. Chantilly, Musee Conde


zyklus im Pal. Schifanoia in Ferrara (Abb. 26) mit ihrer eigentümlichen Intimität der
Raumstimmung, oder die bekannte Figur des „Herbstes“ im Berliner Kaiser Friedrich-
Museum, deren weiche, vollkommen in diffusem Licht durchgeführte Modellierung in der
florentinischen Malerei dieser Zeit keinerlei Analogien findet. Schon in einzelnen Haupt-
werken des ersten ferraresischen Meisters, des Cosimo Tura, darf man einen Einfluß des Piero
della Francesca erblicken: in der Verkündigung der Kathedrale in Ferrara mit ihrer starken
und eigenartigen Lichtwirkung (Abb. 46) oder in der Ancona Roverella in London; hier
zeigt ein Detail (Abb. 47) ebenso die Intimität der Raumwirkung im ganzen, wie die feine,
in diffusem Licht durchgeführte Behandlungsweise Piero della Francescas.
Pieros Einfluß war außerordentlich weitreichend; auch Antonello da Messina konnte
sich ihm nicht entziehen, wie Mittel- und Hintergrund in seinem „hl. Sebastian“ der Dres-
dener Galerie deutlich beweisen (Abb. 48). Die Erscheinungsweise der Figuren im vom Licht
durchfluteten Raum entspricht durchaus der Art Piero della Francescas.
Aus der paduanischen Malerei ist ein interessantes Beispiel für eine Mischung diffuser
Lichtwirkung mit plastischen Einzeleffekten das dem Niccolö Pizzolo zugeschriebene Bild
des Ecce homo in der Galerie Liechtenstein in Wien (Abb 51). Bono da Ferraras Cristo-
forusfresko der Eremitanikapelle in Padua (Abb. 20) erscheint ohne den Einfluß Piero della
Francescas undenkbar. In Venedig hat niemand so sehr wie Carpaccio die Kunstweise des
Piero zwar nicht eigentlich aufgenommen, so doch weitergebildet und umgeformt. Nicht
selten begegnet man hier noch im Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert den überraschend-
sten Innenraumwirkungen: Carpaccios Geburt Mariä in Bergamo (Abb. 12) erinnert aufs
lebhafteste an Darstellungen viel späterer Zeit und in einer anderen, wenn auch nicht gleich
modern anmutenden Weise haben andere venezianische Maler die Stimmung des geschlossenen
4*
 
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