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Deutschland.

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Blumennaturalistik, sodann Thierbilder, selbst in Lebens-
größe, Genrescenen, die beliebte Ritter- und Liebes-
romantik, die stch so gern auf Rückenkiffen und Reisesäcken
ausbreitet, Portraits, wie das des Kaisers Napoleon zu
Pserde, selbst religiöse figurenreiche Bilder. Sind
Manier und Gegensicinde gleich sehr zu verurtheilen, da
fie in ihrer Vereinigung ja doch nur groteske Zerrbilder
schaffenkönnen, so ist das noch mehr mit der Reliefstickerei
in Wolle der Fall, die sich neben ihnen breit machte.
Zum Dritten fanden wir dann auch noch — und hier
kommt Leipzig Berlin zu Hülse — in einer Art Nach-
ahmung des Kupferstichs Landschaften, Städteansichten,
Figurenbilder in schwarzer Seide ausgeführt, um unter
Glas und Rahmen die Wand zu zieren. Es ist wirklich
verwunderlich, daß der einfache Gedanke nicht Platz grcift,
daß, wenn das Ziel schon kein anderes ist als dasjenige,
welches des Kupserstich verfolgt, ein wie mühsamer, wie
unzulänglicher Ersatz die Schwarzstickerei ist. Es ist
eine Arbeit, die im Verhältniß weder ein genügendes
materielles noch ästhetisches Resultat bietet und schließlich
das nur ein einziges Mal schafft, was der Kupferstich,
einmal vollendet, so viel beffer und so viel öfter fast
mühelos leistet. Die Stickerei darf zwei Dinge, worauf
ihr Wesen beruht, nie vergesfen, einmal, daß farbige
Stoffe, Wolle und insbesondere die metallisch glänzende
Seide das Element ihrer künstlerischen und decorativen
Wirkung bilden, und zum zweiten, daß sie Gegenstände
zu verzieren hat, welche weich, biegsam und der Faltelung
unterworfen sind. Es liegt darin ihre Schwäche, aber
auch ihre Stärke: sie gewinnt dadurch ein eigenes
 
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