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Der Orient.

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getriebmermmiaturartiger Lollendung, nie einen höheren,
freieren Schwung annehmen können. Am weitesten
haben es in freier menschlicher Darstellung die Künstler
Japans gebracht; ihre im farbigen Holzschnitt gedruckten
Studienbücher setzen durch die Kühnheit der Situationen,
durch die meisterhafte Art, wie die schwicrigsten Verkürz-
ungen mit wenig richtig gesehtenStrichen birtuos gegeben
sind, wahrhaft in Erstannen. Aber diese ihre Kunst ist
über den skizzenhaften Charakter wenig oder gar nicht
hinaus gekommen, und grade bei ihnen ist es auch, daß
das ornamentale Prinzip des Orients sich am wenigsten
rein erhalten hat und am meisten mit Naturalismus ge-
mischt zeigt.

Ohne Zweifel stehen Japaner und Chinesen ebensalls
nock> mit ihrer Kunst unter derHerrschaft eines vorwiegend
decorativen Sinncs und verleugnen so den Orient nicht.
Die Decoration der Porzellane z. B. ist ganz aus diesem
Geiste geschaffen, wie wir das an anderer Stelle aus
einander gesetzt haben und selbst da, wo figürliche Scene-
rien zur Verzierung dienen, hat die allgemeine farbige
Haltung als erstes Ziel derAufgabe vorgeschwebt. Aber
beide Völkerschaften bilden doch in ihrer Knnst eine Welt
für sich, wie durch Ursprung, so auch durch Art von
der muhamedanisch orientalischen Kunst, der wir auch
Jndien und Persien zuzählen müssen, geschieden. Es
war das nicht schwer ans der Ausstcllung selbst zu sehen,
obwohl beideAbtheilungen, die für China wiefürJapan,
nur lückenhaft, unvollkommen, unsystematisch waren und
Altes und Neues, selbst Fremdes darunter in buntein
Gemisch zeigten.
 
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