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Der verschriebene Kammermusikus.

(Fortsetzung.)

Mährend dessen erharrten seine College», die im deittschen
Hause abgcstiegen waren, seiner Ankunft mit großer Ungeduld,
aber vergebens. Allerhand Vermuthungen über sein Ausbleiben
tauchten auf. „Er hat sich nicht hierher finden können," meinte
Lichtcnstein, „er weiß besser in der Kirchengeschichte als in Braun-
schweigs Straßen Bescheid. Er ist sicherlich in einen andern
Gasthof gerathen." Ein Anderer meinte, Henke habe sich vielleicht
vorher eine Privat-Audienz bei dem Herzoge erbeten. Zuletzt
einigte man sich in der Annahme, daß er sich schon auf einem
andern Wege zu der allgemeinen Gratulations-Cour begeben
habe und dort von ihnen werde angetroffen werden. Sie machten
sich daher auf, als die angesaglc Stunde inmittelst herbeigekom-
men war. Am Hofe gab es bei ihrem Eintritt nicht wenig
Kopfzerbrechen, daß unter den Abgesandten der Julia Carolina
der Rector magnificus fehle; sie selbst waren nicht wenig be-
fremdet, ihren Vorstand und Sprecher unter der Schaar der
Gratulanten zu vermissen. Niemand hatte ihn gesehen und von
ihm gehört. Sie waren ungewiß, wie sie sich dem Herzoge gegen-
über in Betreff dieses unangenehmen Umstandes verhalten, ob
sie Henke's erwähnen oder über sein Ausbleiben mit Stillschweigen
Weggehen sollten; auch mußte nun nach rascher Entschließung der
Geheim-Justizrath Häbcrlin es übernehmen, Namens der Uni-
versität zu sprechen, was doch dem Rector Magnificus zugekom-
men wäre, kurz es war eine unbehagliche Stimmuug. Doch half
ihnen der Herzog selbst in seiner Leutseligkeit und mit seinem
feine» Takte darüber weg. Er vermißte natürlich den zeitigen
Rector seiner Landesuniversität, der ihm persönlich bekannt und
befreundet war, sogleich, erwiderte dann aber die Anrede Häber-
lin's, nachdem er den Glückwunsch der Universität dankend ent-
gegengenommen, mit den hinzugefügten, äußerst verbindlichen

Worten, daß, wenn er auch unter den Anwesenden dieses Mal
das zeitige Haupt der Julia Carolina vermisse, er sich darum
doch freue, die besten Geister derselben um sich zu sehen, und
wandte sich dann, ohne eine Erklärung abzuwartcn, zu anderen
Behörden und Beamten.

Nach der Cour wurden dann die Herren aus drei Uhr zur
Mittagstafel und nach Beendigung derselben zum Hofconcert
befohlen und einstweilen gnädig entlasten. Sie kehrten in einer
ziemlich gedrückten Stimmung in ihr Gasthaus zurück. „Was
ist aus unserm Henke geworden?" tönte es gleichzeitig aus Aller
Munde. Sollte ihm ein Unfall zugestoßen, sollte er, der nicht
der Stärkste und an ein sehr regelmäßiges Lebeit gewohnt war,
in Folge der Nachtfahrt in der rauhen Octobernacht vielleicht
gar erkrankt sein? Der beste Rath unter diesen Umständen schien
der zu sein, in der Zwischenzeit bis zur Hoftafel Erkundigung
nach dem Vermißten einzuziehen. Da sagte Lichtenstein zu Bei-
reis: „Nun du Mann der Geheimnisse, dem alle sibyllinischen
Bücher nur ein Abcbuch sind, kannst du uns nicht sagen, wo
unser College jetzt weilt, so bin ich wahrhaftig im Stande, statt
deiner den alten Thorschreiber zu fragen. Du sollst aber dann
wenigstens, da du Gold machen kannst, unsere Zeche hier im
Gasthofe bezahlen." Beireis lächelte verschmitzt, als ob er sagen
wollte: „Ich weiß es wohl, aber Ihr sollt's drum nicht wissen,"
und verschwand unter dem Vorgeben, einige seiner Patienten zu
besuchen, deren er überall in jeder Stadt, namentlich aber auch
in Braunschweig hatte. Bald nach ihm griff dann auch der
joviale Abt Lichtenftein nach seinem spanischen Rohre und machte
sich auf die Wanderung nach dem Vermißten. Er ging zunächst
zu einer Tante Henke's; als aber auch diese nichts von ihm
wußte, ging er direct nach dem Thore hin und rückte dem Thor-
schreiber in dem Augenblicke zu Leibe, als sich eben Beireis, der
wahrscheinlich in seiner Eigenschaft als Arzt gleichfalls den Thor-
schreiber besucht haben mochte, aus der Hinterthür des Thorhauses
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