Ein reicher Mann. AA
Setzern in das zuvorkommendste Lächeln überginge „Ihr Hund
hat Lust zu frühstücken!^
„Die Canaille!" entgegnete jener und schwang sein Bam-
busrohr mit großem vergoldeten Porzellanknopf drohend nach
dem Hunde, welcher diese Bewegung seines Herrn zwar mit
einem dumpfen Knurren begleitete, indeß sich dabei nicht stören
ließ, seinen Raub zu verzehren. —
„Eine herrliche Dressur," lachte der Obrist. Ties Hunde-
frühstück kostet mehr als eine Wcberfamilie in der Lausitz braucht,
um einen ganzen Monat zu leben," grollte der Doktor und ver-
ließ mit dem Obristen und dein Rittergutsbesitzer das Zimmer,
von Chiapone unter vielfachen Berbeugungcn bis an die
Thüre des Verkaufslokals begleitet.
Ter Herr des Hundes blickte etwas betroffen den Fortgehenden
nach, und als er dieselben den Laden des Italieners verlassen
sah, und dieser dienstfertig wieder hereintrat, rief er gereizt:
„Tie Herren scheinen sich über mich lustig zu machen. Was
mein Hund andern Leuten an Schaden zufügt, das wird bezahlt
und mag kosten was es will. Darüber hat Riemand sich auf-
zuhalten." —
„Die Herren scherzten nur," schaltete Chiapone begütigend
ein, und legte dem Erzürnten die Speisekarte vor.
Dieser überlas dieselbe, legte sie wieder hin und sprach: „Ich
habe eigentlich schon gefrühstückt. Geben Sie mir eine Halbe
Markobrunner und eine Portion Entenbraten."
Der alte Italiener bestellte und wandte sich ivieder zu Sipp-
mar, während bald darauf der Diener das Verlangte brachte.—
„Ihr Hund hat Sie böse gemacht," begann Chiapone. „Das
ist mir unlieb, aber er soll vom Büffel nichts wieder bekommen.
Der Esel von Diener hätte können besser Acht haben, der Hund
ist zu entschuldigen."
„Nein Chiapone," entgegnete Sippmar, was hier geschehen,
macht mich nicht ärgerlich. Aber denken Sie fid): ich fahre heute
früh nach dem großen Garten, steige bei Hofgärtners ans, und
bin im Gespräch mit dem Hegereiter vom rothen Hause, der mir
meine Gewehre besorgt; aus einmal wird am Teiche ein Mord-
spektakel, und richtig, mein Bergmann hat den einen L-chwan
beim Halse!"
„Todt gebissen?" frag Chiapone sich sehr erschrocken stellend.
„Nein, der Jäger und ich kamen gerade noch zur rechten
Zeit, um den Satan loszureißen, aber der Teichwärter meinte
doch, der Schwan würde darauf gehen!"
„O das ist noch weit theureres Frühstück, als hier,"
bemerkte Chiapone, dem man es ansah, daß er sich innerlich
darüber freute.
„Nun! acht bis zehn Louisd'or kann es kosten," warf S»pp-
mar gleichgültig hin. „Indeß, ich würde den Huud nicht länge»
behalten, ivenn mir nicht von allen Seilen versichert worden
wäre, daß es ein trefflicher Hühnerhund sei, und da ich für diesen
Herbst und Winter mit dem Kaufmann Hainmcr eine ^agd
gepachtet, so >vill ich's noch eine Zeit mit dem Bceste ver-
suchen. "
Die Halbe Markobrunner >var unterdeß leer geivorden, und
hatte auf Verlangen einer Flasche Johannisberger Platz gemacht,
und eine Portion Caviar >var an die Stelle der Ente getreten.
Der Hund, welcher lvährend dem mit seinem Fasan fertig ge-
worden ivar, lvagte sich aus seinem Schlupfivinkel hervor, richtete
sein Auge forschend auf seinen Herrn, und als dieser ihin ein
Stück znrückgelegten Entenbraten zulvarf, kam er näher und legte -
dies verzehrend, sich zu dessen Füßen nieder.
Unterdeß rechnete Chiapone hinter seinem Ladentisch die Zeche
seines Gastes zusammen, ivarf dem Ladendiener einige Ver-
wünschungen zu, indein er ihn dabei >vie aus Versehen aber
voll inner» Grimm auf den Fuß trat, und kehrte mit dem
leutseligsten Lächeln zu seinein Gast zurück.
„Haben meine Leute etwas holen lassen?" begann jetzt Sipp-
mar und schob zum zweiten Male den leer geivordcnen Teller
zurück.
„Sechs Flaschen Chainpagner und eine Schüssel italienischen
Salat," reserirte Chiapone.
„Tann muß Besuch da sein," sprach Sippmar für sich.
„Hin! das kommt fast zu oft." Er stürzte hastig ein Glas
hinunter und stand auf.
„Schon fort?" rief erstaunt der alte Italiener, nach der
Weinflasche sehend, die noch zur Hälfte voll war.
„Ja," entgegnete jener. „Der Hund hat mir doch für heute
Vormittag die Laune verdorben. Was macht meine Zeche?"
„Mit dem was Frau Gemahlin gestern und heute hat holen
lassen?" frug Chiapone die Hände reibend.
„Ja wohl, Alles und auch was heute durch meinen Hund
hier darauf gegangen ist," sprach Sippmar, und zog eine
wohlgefüllte seidene Geldbörse heraus.
„Dann macht es seit gestern Abend mit Einschluß einer
Bolvle Ananaspunsch, der Lieferung Chainpagner und des zer-
brochenen Geschirrs einunddreißig Thaler zehn Groschen."
Sippmar ivarf zehn Dncaten hin und als Chiapone sich
anstellte, als wolle er herausgeben, rief er: „S'ist gut, was
darüber ist, gehört dem Diener," und verließ mit seinem
Hunde den Laden des Italieners.
Dieser begleitete ihn bis an die Thür, bat, wie er es bei
jedem Gaste that, um dessen ferneren Besuch und sprach, an
seinen Ladentisch zurückkehrend: „O du wirst noch gern ein-
mal essen, was dein Hund jetzt frißt. Du wirst nicht zu
lange mehr gehen bei Chiapone zu Frühstück."
(Fortsetzung folgt.)
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Setzern in das zuvorkommendste Lächeln überginge „Ihr Hund
hat Lust zu frühstücken!^
„Die Canaille!" entgegnete jener und schwang sein Bam-
busrohr mit großem vergoldeten Porzellanknopf drohend nach
dem Hunde, welcher diese Bewegung seines Herrn zwar mit
einem dumpfen Knurren begleitete, indeß sich dabei nicht stören
ließ, seinen Raub zu verzehren. —
„Eine herrliche Dressur," lachte der Obrist. Ties Hunde-
frühstück kostet mehr als eine Wcberfamilie in der Lausitz braucht,
um einen ganzen Monat zu leben," grollte der Doktor und ver-
ließ mit dem Obristen und dein Rittergutsbesitzer das Zimmer,
von Chiapone unter vielfachen Berbeugungcn bis an die
Thüre des Verkaufslokals begleitet.
Ter Herr des Hundes blickte etwas betroffen den Fortgehenden
nach, und als er dieselben den Laden des Italieners verlassen
sah, und dieser dienstfertig wieder hereintrat, rief er gereizt:
„Tie Herren scheinen sich über mich lustig zu machen. Was
mein Hund andern Leuten an Schaden zufügt, das wird bezahlt
und mag kosten was es will. Darüber hat Riemand sich auf-
zuhalten." —
„Die Herren scherzten nur," schaltete Chiapone begütigend
ein, und legte dem Erzürnten die Speisekarte vor.
Dieser überlas dieselbe, legte sie wieder hin und sprach: „Ich
habe eigentlich schon gefrühstückt. Geben Sie mir eine Halbe
Markobrunner und eine Portion Entenbraten."
Der alte Italiener bestellte und wandte sich ivieder zu Sipp-
mar, während bald darauf der Diener das Verlangte brachte.—
„Ihr Hund hat Sie böse gemacht," begann Chiapone. „Das
ist mir unlieb, aber er soll vom Büffel nichts wieder bekommen.
Der Esel von Diener hätte können besser Acht haben, der Hund
ist zu entschuldigen."
„Nein Chiapone," entgegnete Sippmar, was hier geschehen,
macht mich nicht ärgerlich. Aber denken Sie fid): ich fahre heute
früh nach dem großen Garten, steige bei Hofgärtners ans, und
bin im Gespräch mit dem Hegereiter vom rothen Hause, der mir
meine Gewehre besorgt; aus einmal wird am Teiche ein Mord-
spektakel, und richtig, mein Bergmann hat den einen L-chwan
beim Halse!"
„Todt gebissen?" frag Chiapone sich sehr erschrocken stellend.
„Nein, der Jäger und ich kamen gerade noch zur rechten
Zeit, um den Satan loszureißen, aber der Teichwärter meinte
doch, der Schwan würde darauf gehen!"
„O das ist noch weit theureres Frühstück, als hier,"
bemerkte Chiapone, dem man es ansah, daß er sich innerlich
darüber freute.
„Nun! acht bis zehn Louisd'or kann es kosten," warf S»pp-
mar gleichgültig hin. „Indeß, ich würde den Huud nicht länge»
behalten, ivenn mir nicht von allen Seilen versichert worden
wäre, daß es ein trefflicher Hühnerhund sei, und da ich für diesen
Herbst und Winter mit dem Kaufmann Hainmcr eine ^agd
gepachtet, so >vill ich's noch eine Zeit mit dem Bceste ver-
suchen. "
Die Halbe Markobrunner >var unterdeß leer geivorden, und
hatte auf Verlangen einer Flasche Johannisberger Platz gemacht,
und eine Portion Caviar >var an die Stelle der Ente getreten.
Der Hund, welcher lvährend dem mit seinem Fasan fertig ge-
worden ivar, lvagte sich aus seinem Schlupfivinkel hervor, richtete
sein Auge forschend auf seinen Herrn, und als dieser ihin ein
Stück znrückgelegten Entenbraten zulvarf, kam er näher und legte -
dies verzehrend, sich zu dessen Füßen nieder.
Unterdeß rechnete Chiapone hinter seinem Ladentisch die Zeche
seines Gastes zusammen, ivarf dem Ladendiener einige Ver-
wünschungen zu, indein er ihn dabei >vie aus Versehen aber
voll inner» Grimm auf den Fuß trat, und kehrte mit dem
leutseligsten Lächeln zu seinein Gast zurück.
„Haben meine Leute etwas holen lassen?" begann jetzt Sipp-
mar und schob zum zweiten Male den leer geivordcnen Teller
zurück.
„Sechs Flaschen Chainpagner und eine Schüssel italienischen
Salat," reserirte Chiapone.
„Tann muß Besuch da sein," sprach Sippmar für sich.
„Hin! das kommt fast zu oft." Er stürzte hastig ein Glas
hinunter und stand auf.
„Schon fort?" rief erstaunt der alte Italiener, nach der
Weinflasche sehend, die noch zur Hälfte voll war.
„Ja," entgegnete jener. „Der Hund hat mir doch für heute
Vormittag die Laune verdorben. Was macht meine Zeche?"
„Mit dem was Frau Gemahlin gestern und heute hat holen
lassen?" frug Chiapone die Hände reibend.
„Ja wohl, Alles und auch was heute durch meinen Hund
hier darauf gegangen ist," sprach Sippmar, und zog eine
wohlgefüllte seidene Geldbörse heraus.
„Dann macht es seit gestern Abend mit Einschluß einer
Bolvle Ananaspunsch, der Lieferung Chainpagner und des zer-
brochenen Geschirrs einunddreißig Thaler zehn Groschen."
Sippmar ivarf zehn Dncaten hin und als Chiapone sich
anstellte, als wolle er herausgeben, rief er: „S'ist gut, was
darüber ist, gehört dem Diener," und verließ mit seinem
Hunde den Laden des Italieners.
Dieser begleitete ihn bis an die Thür, bat, wie er es bei
jedem Gaste that, um dessen ferneren Besuch und sprach, an
seinen Ladentisch zurückkehrend: „O du wirst noch gern ein-
mal essen, was dein Hund jetzt frißt. Du wirst nicht zu
lange mehr gehen bei Chiapone zu Frühstück."
(Fortsetzung folgt.)
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