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Der verschrieb ene Kammermusikus.

zu finden, in welchem ein Waschbecken und eine Flasche mit fri-
schem Wafier vorhanden. So konnte er sich wenigstens nach der
in der alten Gelben zugebrachten Nacht waschen und rasiren. Er
vollendete auch seine Toilette bis auf den Rectormantel, den er
sorgfältig auspackte und einstweilen über die Sophalehne legte.
Von dem stattlichen Frühstücke genoß er nur wenig, denn er
war ein äußerst mäßiger, enthaltsamer, nüchterner Mann, mehr
an geistige als materielle Genüsie gewöhnt. Ungeduldig schritt er
dann in dem großen Zimmer umher, jeden Augenblick gewärtig,
zu der Gratulations-Cour abgeholt zu werden. Dabei überdachte
er sich noch einmal die Worte, die er als Rector Magnisicus
Namens der Universität an den Herzog richten wollte. Viele
hundert Male machte er den Gang im Zimmer auf und ab.
Zur Abwechslung ging er auch wohl einmal an die Thür, um
am Schlüsselloche zu horchen, ob er den Schritt eines Kommen-
den oder Vorübergehenden erlauschen könne. Aber es war und
blieb Alles still. In dem entlegenen Zimmer, das ihm angewiesen
war, konnte er selbst nicht einmal die Thurmuhr schlagen hören,

so daß er ganz in Ungewißheit über die Tageszeit war. „Man
wird mich doch hier nicht vergessen haben?" dachte er bei sich
und begann doch trotz aller christlichen Lebens-Philosophie inne
zu werden, daß sich nach und nach eine grenzenlose Ungeduld
seiner zu bemächtigen ansing. Doch bekämpfte er diese Auf-
wallung des natürlichen Menschen durch Betrachtungen, wie sie
einem wahren Christen und liebenswürdigen Mann geziemen.
Nach mehreren in Ungeduld hingebrachten Stunden setzte er sich
an den Tisch, ergriff Feder und Papier und begann zu schreiben,
anfangs langsam, da er während des Schreibens oft in tiefes
Sinnen und Nachdenken versank, auch einige Male vom Schreib-
tisch aufsprang und gedankenbrütend im Zimmer auf und abging.
Nach jeder solcher Unterbrechung setzte er sich aber von neuem
an den Schreibtisch, das Kreisen seines Geistes war vorüber,
die Wehen waren überstanden, jetzt ging die Geburt rasch von
statten. Die Feder flog nun so rasch, so unaufhaltsam über
das Papier, daß sie den austauchenden und sich drängenden Ge-
danken kaum zu folgen vermochte,
g folgt.)

Der moderne Schuhmacher.

„Aber sagen Sie mir um Gottes Willen, Meister, was sind
das für Stiefeln, die ich vorgestern bei Ihnen gekauft habe?
Erst einen Tag getragen und schon geplatzt und durchgelaufen'."

— „Hm! das ist mir unbegreiflich. Sie müffen geradezu in
den Stiefeln gegangen sein?" — „Nun, was denn sonst?"

— „Ja freilich, wenn Sie darin gegangen sind. Ich

arbeite nur für Leute, die in der Kutsche fahren."

Katzenmusik.

Draußen unter meinem Fenster
Hör' ich grausiges Gequick —
Ohrzerreißend, disharmonisch,
Markdurchdringende Musik.

Vater Kater spielt die Geige,
Mutter Katze singt Sopran — —
Wohin doch vereintes Streben
Es im Leben bringen kann! —
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der moderne Schuhmacher" "Katzenmusik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Stiefel
Charivari <Brauchtum>
Schuhmacher
Schuhmacherhandwerk
Violine <Motiv>
Karikatur
Katze <Motiv>
Musik <Motiv>
Gesang <Motiv>
Reklamation
Kunde
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 16.1852, Nr. 362, S. 12
 
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