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Moderner Narren? pieael.

Auch die neuere Zeit hat ihre Schmarotzer, ihre Parasyten,
ihre Gesellschafts- und Tischnarren, müßiggängerische Leute ge-
wöhnlich in höheren Jahren, die sich für das Unterhaltungs-
fach förmlich vorgebildet haben.

Schon als Jünglinge ordneten sie gern Landpartien, Ge-
sellschafts- und Pfänderspiele an, machten den Vortänzer, unter-
hielten die Damen durch herkömmliche Complimente und schaale
leichtfaßliche Witzworte und Wortwitze, trugen deren Shawls
und Umschlagetücher, holten ihnen Sessel und Fußbänkchcn her-
bei, hoben sie in und aus dem Wagen, lasen den jungen
Fräuleins jeden Wunsch, jedes Verlangen vom Gesichte ab,
ohne darüber die Tante und Mutter oder ältere Schwester zu
vernachlässigen.

Diese fliegenden Adjutanten der Gesellschaft haben ein zwar
angenehmes aber schweres Amt.

Man denke sich die schreckliche Verwirrung bei einem Land-
vergnügen, wenn sich der Himmel plötzlich und unerwartet mit
einem Wolkenmantel bedeckt und aus dessen Falten Ströme von
Regen herabschüttet!

Bon je fünf zu fünf Minuten muß der Gesellschaftsadjutant
vor die Thüre des Wirthshauses, um über das Wetter Bericht
zu erstatten; er muß vielleicht für ein Abendbrod, welches nicht
in seiner Berechnung lag, den letzten
Kreuzer springen lassen, er muß zur Un-
terhaltung und Zerstreuung der jammernden
Damen ein Spiel, vielleicht ein Pfänder-
spiel, wobei die Leidenschaften noch am
meisten in Aufregung kommen, auf's
schnellste anordnen; sein Herz blutet noch
über dem letzten Kreuzer, er darf sich aber
seinen Gram nicht merken lasten, er muß

als Märtyrer seiner Pflicht immer nur lächeln, lachen, scherzen
und die tollsten Witze und Possen erfinden.

Der Regen strömt fort; man kann doch bis zum Morgen
nicht warten; man bequemt sich, den Rückweg cinzuschlagen. ■
Reue Mühsal! Für jeden Schritt, welchen diese oder jene
Dame thut, ist er verantwortlich; überall hin muß er mit dem
Fuße vortasten, ob da der Weg nicht grundlos sei; sein Ta- !
schentuch, obschon er ein wenig am Schnupfen leidet, hat er
bereits über den Hut derjenigen jungen Dame gebreitet, welche
das Privilegium besitzt, vorzugsweise seine Dienste in Anspruch

nehmen zu dürfen. Mit den Worten: „Sorgen Sie nur
für meine Therese; sie hat einen neuen Hut; daß uns nur
der nicht verdirbt!" hat ihre Mutter sie dem jungen Manne
an's Herz gelegt; vielleicht wird Therese, im geistigen Ge-
fühle überströmenden Regens, sich heut, wo Jeder mit sich
selbst beschäftigt ist, ihm wirklich an's Herz legen, vielleicht
ist gar ein Kuß der Lohn für seine unermüdliche Ausdauer.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Moderner Narrenspiegel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schmolze, Carl Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Gesellschaft <Motiv>
Unwetter <Motiv>
Regen <Motiv>
Kreuzer <Münze>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846 , Nr. 25, S. 1

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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