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i wendet viel mehr Sorgfalt auf die Anerkennung seiner selbst,
als auf seine Schöpfungen, und giebt dem Weihrauchfaß, mit
dem er sich selbst beräuchert, viel mehr Schwung, als seinen
Werken, deren einziger Bewunderer er allein ist.

Der Dilettant unterscheidet sich aber von dem wahren Künst-
ler besonders darin, daß er nicht wie dieser die Schwierigkeit
einsieht, selbst nur in einem einzigen Kunstgebiete sich hervorzu-
thun: der Dilettant glaubt sich vielmehr in allen Künsten Herr
und Meister. Er umarmt nicht wie das wahre Genie nur eine
Muse, sondern glaubt wie im Kegelspiel mit kräftigem Arme alle^
Neune — über den Haufen werfen zu können. Der Dilettant
trinkt nicht, er sauft aus dem kastalischen Quell, und nicht um
sich zu begeistern, sondern um oft und gelind — abzuführen.

Man muß nicht den Kunstfreund mit dem Dilettanten,
nicht die Kunstliebe mit dem Dilettantismus verwechseln. Der
Kunstfreund huldigt der Kunst, weil sie sein Herz veredelt und
seinen Geist erhebt. Er ist Gläubiger, aber nicht Priester. ,Er
betet die Kunst an und bringt ihr aufrichtige Opfer, während
der Dilettant sich selbst anbetet und die Kunst seiner Eitelkeit
zum Opfer bringt.

Man wird vielleicht dieses Urtheil über Dilettanten zu hart
finden, allein kein Dilettant wird sich dadurch verletzt fühlen,
weil sich kein Dilettant für einen solchen, sondern für einen
Künstler hält. Aber ich will es meinen Lesern nur gestehen,
daß ich auch noch einen Privathaß gegen die Dilettanten hege,
weil mir der Dilettantismus schon so viele qualvolle Stunden,
so viele schlaflose Nächte verursacht hat. Der Dilettantismus
hat mich von jeher wie ein böser Geist in tausend Gestalten
verfolgt. In Frankfurt am Main hat er mich in Gestalt eines
Sängers fast zum Wahnsinn gebracht. Dieser, ich meine den
Sänger, der ein Zimmer bewohnte, welches von dem meinigen
nur durch eine dünne Wand getrennt war, sang regelmäßig die

o Bestellungen werden in allen Bach- und Kunst- Erscheinen wöchentlich ein Mal. @ubjcriptioii3preis; Jjflrib

handlunaen, sowie von allen Postämtern und für den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W.s ' "

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Dilettanten.

Kein Mensch ist bescheide-
ner als das Genie; Niemand
ist schüchterner als der wahre
Künstler; und derjenige, wel-
cher in der Kunstwelt mit küh-
nen Schwingen sich erhebt, tritt
in der wirklichen geivöhnlich
nur zagend auf. Ich kenne
wohl den Goethe'schen Spruch:
„Nur die Lumpe sind beschei-
den." Goethe meinte aber auch
nur jene lumpige Bescheiden-
heit, aus der, wie aus dem
zerrissenen Mantel des An-
tisthencs, die estnische Unbe-
scheidenheit frech hervorgnckt.
Es hat noch nie ein gewalti-
ger Genius gelebt, der schnur-
stracks in den Tempel der Un-
sterblichkeit eingegangen wäre;
selbst der größte unter den großen Geistern hat erst nach langem
Irren und heißen Streben die Pforten desielben erreicht. Ganz
anders ist es mit dem Dilettanten! Weil er sich nicht über die
Erde erheben kann, sieht er den Himmel natürlich in viel ge-
ringerer Entfernung die Erde berühren, als derjenige, welcher
einen hohen Standpunkt erreicht hat.

Ter Dilettant fällt gleich als Meister vom Himmel; er stürzt
gleichsam in den Tempel der Unsterblichkeit. Er wartet nicht
erst, bis die Anerkennung ihm den Preis ertheilt; nein, er pflückt
sich den Lorbeer selbst; er flicht ihn mit eigenen Fingern zum
Kranze und setzt sich ihn mit eigenen Händen auf's Haupt. Er

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Dilettanten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

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Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Musiker <Motiv>
Amateur
Trommelspiel
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 26, S. 9

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