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Eine Nacht aus dem Leben eines Dichters

(Schluß.)

Cr hatte in seinen Historienbüchern nachgeschlagen, was seine
Lieblingshelden in ähnlichen Fällen gethan, hatte jedoch nichts
finden können; aber ein starker Geist weiß in jeder Lage des
Lebens Rath. Hinter dem alten Kasten lehnte eine noch ältere
Muskete bei einem Säbel, voll Rost und Staub und Schmutz.
Dieses edle Paar wurde hervorgezogen, gereinigt, mit Feilspähnen
und Sand gerieben und in Ordnung gebracht; ein funkel-
nagelneuer Feuerstein wurde auf den Hahn geschraubt, die
Batterie sammt dem Schlosse eingeschmiert und eingerieben,
und auf solche Weise die alte Maschine wieder in Gang gesetzt.
Als die Reihe an den eingerosteten Säbel kam, zog Schneider
und Schneiderin und Schneiderstöchterlein mit großmächtiger
Anstrengung; aber es gelang nicht, den alten Gesellen aus

seiner Scheide zu bringen; vielleicht daß er sich schämte, von
solcher Schneidershand geführt zu werden; doch darüber ließ sich
der grimmige Schneider die Haare nicht noch mehr ergrauen; er
ließ Pulver holen auf Abrechnung) da der Nachbar Krämer
kürzlich für seinen jüngsten Buben die ersten Hosen bestellt
. hatte, und lud die Muskete; sei es nun Ungeschicktheit und
Unerfahrenheit, oder die Hast, mit welcher der Mann mit den
stahlgrauen Haaren zu Werke ging, er brachte erst Papier und
dann Pulver in den Lauf, ohne zu bedenken, daß auf diese
Weise unmöglich irgend Jemanden der Hintere voll Schrot an-
geschosien werden könnte. Wäre das Schneiderlcin ein Waid-
mann worden, ich wollte wetten, die Hasen und Füchse ließen
ihm wegen seiner neuen Ladmethode ein Privilegium ausstellen.
Nachdem er Pulver auf die Pfanne geschüttet, den eingerosteten
Säbel umgehängt und den Hahn ängstlich gespannt hatte, nahm
er das Gewehr unter den Arm und schritt in der Stube auf und ab.

Mit Schrecken hatten Frau und Tochter dem Heldenwerke
zugesehen, und konnten sich eines kalten Schauders nicht erwehren;
so grimmig ernsthaft hatten sie den Schneider noch nie gesehen.

„Um Gotteswillen !" begann endlich die Frau, „du wirst doch
die Studenten nicht erschießen wollen!*

„Zu Staub schieße ich die Lumpen zusammen/ schrie dieser
mit entschlossener Miene, die große Aehnlichkeit mit einem Hel-
dengesichte von der Art der Oranoutang hatte.

„Vater!" weinte das zartnervige hysterische Töchterlein, „das
Ding knallt ja, und ich kann dies nicht hören; ich erschrecke zu
stark daran, ich bitte dich, schieße nicht."

„Hin müssen sie sein! Alle zusammen! — Bei mir ist keine
Gnad und Pardon zu hoffen. — Laßt mich in Ruh mit eurem

Geheul, oder"-mit diesen Worten setzte er den Hut tief

in die Augen, wie Rinaldo Rinaldini gethan, wenn er in den

Bestellungen werden in allen B » ch- und K u n st-
handl ungen, sowie von alle» Postämtern und

Zeitungsexpeditionen angenommen.

mT * €% Erscheinen wöchentlich. Subscriptionspreis für i> »....N
= den Band von 24 Nummer,, 3 fl. 36 kr. R.-W.l

od. 2 Rthlr. Einzeluc Nummern kosten 12 kr. R.-W. od. 3 ggr.

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"Eine Nacht aus dem Leben eines Dichters."
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Säbel
Tochter <Motiv>
Schneider
Karikatur
Schneiderin <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 42, S. 137

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