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Äi-L- 4L

Erscheinen wöchentlich. Snbscriptionspreis JJ. ß(jnb.

für den Band von 24 Nummern 3 fl. 54 kr.!----

2Rthlr.5Sgr. Einzelne Nummern 8 kr. od.2'/, Sgr.

St. Urbans Kellerhals.

Ein Märchen von F. M. Duttenhofer.

In der Wohnstube des armen Michels, eines Weingartners, sah
es betrübt aus, denn es hatten sich schon seit Jahren drei Gäste dort
einquartiert, welche jeder gern zur Thüre oder gar zum Fenster hin-
auswürfe, wenn sie nicht so hartnäckiger Natur wären, daß sie auch
dem Stärksten, der dieses versuchen wollte, Widerstand leisteten. Diese
böse Einquartierung waren Noth, Kummer und Hunger, und sie hatte
der armen Familie schon mehr Uebles zugefügt, als je eine Einquar-
tierung von Franzosen, Schweden oder Croaten hätten thun können.
Es half dazu, wie immer solche Gäste ihre Helfer und Helfershelfer
mitbringen, noch ein strenger Winter und andere Umstände, welche
ein Blick in Michels Wohnstube dem Auge des Lesers klar machen wird.

Die niedere und rauchige Stube enthielt außer einem
Tisch und zwei Stühlen, davon der eine nur drei
Beine hatte, nichts als eine große Himmelbettstatt,
welche hinter dem weit in die Stube hineinragenden
Ofen stand. An dem Tische saß der Michel und hatte
die große Familienbibel vor sich aufgeschlagen; von
Zeit zu Zeit sah er hinaus zu dem kleinen Fenster,
dessen runde Scheiben in Blei gefaßt und an vielen
Stellen durch Papierstreifen ersetzt waren. Er sah
den Schneeflocken zu, welche unabläßig in lustigem
Gewimmel herabfielen. Seine Frau, die man nur
das braune Kätterlein nannte, lag im Bette hinter
dem Ofen und schlummerte; sie war vor wenigen
Tages eines Kindes genesen, das in einem von
Weiden geflochtenen Korbe lag, welcher mittelst eines
Strickes an die hölzerne Decke der Bettstatt befestigt
war. Es war Sonntag und die Nachmittagskirche
noch nicht zu Ende.

Nachdem Michel eine Zeitlang zum Fenster hin-
aus geguckt hatte, schlug er die Bibel zu und wischte
sich ein Paar große Thränen ab, welche über seine
gebräunten Wangen liefen.

— Pfui Michel! sagte er zu sich selbst, Thränen!
Aber habe ich nicht alle Ursache zu weinen, fuhr er
nach einer Pause fort, kann es einem armen Burschen
schlimmer gehen? Jetzt ist Alles hin! Alles bis auf
den Wingert im St. Urban, und der ist halb versetzt
und verpfändet und der Zins noch nicht bezahlt; das
Weib im Kindbett und der Doctor und der Apotheker
und die Hebamme, und in drei Tagen der Christtag j

-und die Kinder, die sich so freuen — es ist

um einem das Herz abzudrücken. Mein Seel, ich
gäb ein Glied von der rechten Hand, wenns anders


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"St. Urbans Kellerhals."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Bauernstube
Nachdenklichkeit
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 43, S. 145
 
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