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Ein Brief Theobalds rc.

Transport .

3 Billets zu Fanny Cerrito'» Gast-
spielen (das erste 2, das zweite 5,
das dritte 10 Thlr.) . . .

Buketts ä 5, 20 und 50 Thlr.

Billets zum Circus inclusive der
Bonbons für den kleinen Schar-
re», die doch am Ende Andere
aufessen, weil er sonst schon ganz
kandirt sein müßte, Geldmangels

wegen bloß.

Die Portraits von Jenny Lind und
Fanny Cerrito in schönen Rah-
men (Jsaura ist leider noch nicht

lithographirt).

Ein Pistolencornet..

Eine Guitarre nebst Schule . .

Für Wohnung. Beköstigung u. Stiefeln

Für Kleinigkeiten.

Für Glacehhandschuhe (100 Paar ä
24 sgr.) etwas theuer! aber der
Handschuhmacher sagte, er brauche
zu Handschuhen für mich fast ein
ganzes Fell, wollte auch nicht

pumpen.45 „

3 Paar Tricots von Seide ... 84 „ „

In Summa eine Lumperei von 1100 Thlr. 27 sgr. 6 pf.

Ihr sehet für Kleidung habe ich nicht zu viel ausgegeben,
itn Gegentheil, sie hat mir etwas eingebracht, da ich mich zum
Frühjahr aller zieperfliehen Kleidungsstücke deschargirt habe. An
meinen Leichnam habe ich auch nichts verschwendet. Ich ver-
achte die matergellen Genüsse. — Stelle nur den Alten vor,
toas das gekostet haben würde, wenn ich mir wie andere Stan-
desgenossen eine Menasche, was nicht mit einer Manäsche zu
verwechseln ist, gehalten hätte. Ich erwarte, daß ihr meine
Moralität, welche mir die Kunst befestigt hat, mir und dieser
in Anrechnung bringen werdet.

B. Passivvermögen.

Anleihe. 900 Thlr. sgr. pf.

Auf das Conto eines sehr reellen
Mannes, die Andern wollten noch
mal so viel haben .... 1200 „

Dem Guitarrelehrer (60 Stund, ü 5 sgr.) 10 „

DemCornett a Pistollehrer, einem Hor-
' nisten u. ausgezeichneten Künstler
für 15 Lczonn ä 3 sgr. (Ihr seht
ich verschwende durchaus nichts!) 1 „ 15 „

Meiner Wirthin. 5 „ 15 „

Da ich die Proceßkosten u. dgl. mehr noch nicht kenne,
so kann ich diesen Posten noch nicht addiren.

0. Activvermögen.

Die Portraits von Jenny Lind und Fanny Cerrito.

1 Cornett a Pistol.

1 Guitarre.

3 Paar seidne Trikos.

1 Leibrock und 1 Ueberrock nebst Zubehör.

Das ist mein ABC. Weiter ist Nichts mehr da; erschrick
nicht, liebes Neldchen. Nun wirst du fragen: „Aber lieber

Theobald, wo ist die schöne Bibel mit den Holzschnitten und
dem Goldschnitt geblieben, welche Dir Deine Mutter zur Kon-
firmirung geschenkt und worin sie Dir eine so schöne Er-
mahnung aus dem wahren Paradiesgärtlein abgejchrieben hat;
wo ist das Gesangbuch geblieben, welches ich Dir am selbigen
Tage geschenkt und worin ich Dir einen so schönen Vers ein-
geschrieben?" Ich antworte dir: „Thusnelde, sie sind fort! weg!
verkauft mit blutendem Herzen, die Bibel für 2 Thaler — gleich 2
Billets zu dem Zirrkuß; das Gesangbuch für 5 Sgr. — 5 Sgr.
gleich 2 Düten Bonbons für den kleinen Scharrel." — Hiervon
erfährt aber meine Mutter nicht eine Sylbe, die alte Frau würde
sich vor Verzweiflung die falsche Thur ausreißen. — Was kann
ich dafür? Du wirst hinlänglich erkannt haben, daß ich an alle
dem total unschuldig bin. Alles fällt auf den Censor. Und
doch will es mir fast scheinen, als verdanke ich ihm allein
meine schöne Karrgöre. Benutzen wir das Resultat und zer-
schlagen wir das Werkzeug. Ich habe einen grimmigen Haß.

Grüße Vater und Mutter bestens von mir und stelle ihnen
den 8tutus quo meiner Vermögensverhältnisse vor. Mit fünf-
tausend Thalcrn bin ich außer aller Verlegenheit und habe genug
zur standesmäßigen Ausbildung. Die Alten können für die
Freude, die sic an mir erleben werden, etwas knapper leben.
Sie müsien und werden sich konzoliren, und wenn sie nicht
wollen, so weiß ich, was ich thue. Ich bringe der Kunst jedes
Opfer. — Punktum!

Nun ein besondres Wort für Dich, liebes Neldchen. Es
fanden früher einige Herzenskindereien zwischen uns statt, aber
ich muß Dir entsagen, der Kunst zu Liebe. Weiß Gott! das
Sakrifiz ist schwer. Kannst Du daher eine gute Parthic machen,
so verschlage sie Dir nicht der alten Inklination wegen. — Wir
bleiben Freunde; — Schlage nur die Alten breit. Du sollst stets
neben den Huldgöttinnen der Kunst die schönste Stelle meines
Herzens einnehmen. Aber ich bin ein rechtschaffener Mann, und
kannst Du nicht von mir lasten, so komme nach Berlin und werde
Künstlerin mit mir, aber dann mußt Du Dich ihr profunde
widmen, und Herz und Nieren prüfen, ob Du Dich der Musik
und den mit dieser verbundenen Künsten in heiliger Jnspirazion
ohne alle Nebenabsichten und Aregörpanzehs widmen willst.

Dein Dich zärtlich liebender und Dir ewig getreuer

Theobald.

P. 8. Sage dem Papa, ich würde ihn im Himmel und
auf Erden verleugnen, und er würde sich sehr darüber ärgern,
wenn ich ein großer Künstler geworden bin, so er nicht beim 1
nächsten Provinziallandtage die Aufhebung der Censur durchsetzte
und ein besonderes Achgrawazionsverfahreu gegen meinen spezi-
ellen Censor einleiten wird.

720 Thl. sgr. pf.

21

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Brief Theobalds an seine Base Thusnelde."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Brief <Motiv>
Trompete <Motiv>
Gitarre <Motiv>
Karikatur
Schreiben <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 51, S. 23
 
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