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30 Das Weinfaß z

einmal die Mannsbilder an! Geh mir mit deinen fünfzig
Schafen! Einen solchen kleinen Gefallen willst du mir als
Bräutigam nicht einmal thun? Geh doch zu deinem Bischof
mit deinem Widder zurück, und laß ihn denselben füttern,
und küsse ihn statt meiner!" —

So stritten sie lange. Conrad weinte fast vor Unwillen
Liese gestand ihm endlich, daß sie den Widder bereits verhan-
delt habe, wenn sie so viel Geld dafür bekomme, um sich das
kleine längst gewünschte Häuschen zu kaufen, und daß sie ver-
sprochen habe den Widder heute noch abzuliefer», es koste was
es wolle, da sie ihr Wort einmal gegeben habe, und sie
nicht als eine Lügnerin gelten wolle. Am Ende ließ sie
einige Thränen fallen, und nachdem Conrad auch seine
Schleußen aufgezogen hatte, malte sie ihm ihr eheliches Glück
recht lebhaft vor, welches sie mit ihren zu hoffenden Kindern
in dem kleinen Häuschen zu führen gedacht halte, das ihr
nun aber wieder auf eine so kleinliche Weise verkümmert
worden tväre.

Da siegte endlich die Liebe. Conrad versprach mit Hand
und Mund, ihr noch des Morgens den Widder abzuliefern,
und Liese versprach ihm dafür, in vier Wochen seine Frau
werden zu wollen.

Lange blieb Conrad wie angebannt auf dem Flecke stehen,
wo Liese mit ihm gesprochen hatte.

Endlich kam er zu sich, kratzte sich hinter den Ohren,
steckte seinen Schäferstab in die Erde, hing seinen Rock daran,
und setzte ihm seinen Hut auf. Nun begann er mit diesem
improvisirten Herrn Bischof ein Zweigespräch, zu welchem Harm,
der schöne Widder, gelegentlich einige Bockssprünge machte.

„Gott grüß Euch Herr Bischof!" „Guten Abend Conrad!
Wo ist denn Harm?" „Harm? Za Herr Bischof! — — —

\ der hat sich verlaufen!" — Der Genannte drängte sich eben
zwischen Conrads Beinen durch, um den wunderlichen Herrn
zu beschauen, vor welchem sich Conrad so tief bückte.

„Aber Conrad! Conrad! Harm wird sich nicht verlaufen,
der ist ans Brod gewöhnt!" — Nein! nein! das geht nicht!— ‘

Ein anderer Dialog, in welchem er dem Herrn Bischof vor- i

u Grüningen.

stellte, daß der Widder gestohlen sei, unterbrach Harm durch
einen tüchtigen Stoß indem ei die Verbeugungen Conrads
für eine Herausforderung annahm. Nein, dachte sich Conrad,
der läßt sich nicht so leicht greifen, das geht ivieder nicht. —
So sprach er noch lange mit sich und der anfgesteckten
Vogelscheuche, und endigte immer mit den Worten: „Conrad,
das geht nicht!"

Dann setzte er aber hinzu : „Und doch muß ich den Widder
bis Mittag abliefern, ich hab's versprochen, und wenn Liese ihn
nicht ablieferte, da sie ihn schon verkauft hat, so wäre sie eine
Betrügerin, und eine solche will ich nicht zu nieinem Weib!"

Endlich sprang er voll Freude in die Höhe, und rief:
„Ehrlich währt am längsten! — Das geht, ja, das geht!"

Schnell zog er seinen Rock an, setzte seinen Hut auf,
und trieb seine Heerde weiter. Vor Tische noch lieferte er,
aber mit einem tiefen Seufzer, den Widder an Liesen, die
ihn gegen das Kaufgeld für das Häuschen umtauschte, ohne
lange darüber zu grübeln, was daraus entstehen könnte. —
Der Abend also wurde für die Prüfung von Conrads Ehr-
lichkeit bestimmt, ohne daß er eine Sylbe davon wußte. :—
Beide Herren erwarteten bei dem gewöhnlichen Nacht-
trunke den Schäfer auf deni Schloßhofe, und es sollte sich
ihre Wette bald entscheiden. Sie sprachen alle zwei nicht viel,
und es pochte ihnen gewaltig das Herz, denn die Ehre, das
Weinfaß zu bauen, wollte jeder dem Andern gern überlassen.

Der Schalksnarr und geheime Hosrath Peter war aber
sehr getrost, denn er freute sich schon zum Voraus seines,
ob des künstlichen Entwurfes, fast gewonnene» Sieges. Ta
kam Conrad, und trieb seine Heerde über den Schloßplatz
vor den Bischöfen vorbei, und Peter schmunzelte, denn er (
glaubte die Herzensangst auf Conrads Gesichte, zu lesen. —
Dießmal nun sprang kein Widder zum Bischof, um sich
füttern zu laffen. — „Wo ist Harm?" fragte der Bischof!
mit gerunzelten Braunen.

Conrad antwortete mit fester Stimme: „Gnädigster Herr,
den Hab ich verkauft! — Da ist's nun heraus! Gottlob! Ehr- j
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Weinfaß zu Grüningen."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Liebespaar <Motiv>
Vogelscheuche <Motiv>
Widder <Motiv>
Schäfer <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 52, S. 30
 
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