Fliegende Blätter (3.1846 (Nr. 49-72))

Hoher Genuß

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Der Menschenfeind.

„Ich habe geliebt, nun lieb' ich nicht mehr
Die Schönheit, die Gunst der Frauen!

Man gab mir den Korb, ich hielt ihn in Ruh,
Und sah inzwischen mit Aerger zu
Die Andern die Frucht verdauen."

„Ich habe geglaubt, nun glaub' ich nicht mehr
An die Wahrheit, der Männer Schwüre;

Ich bot die Rechte, sie schlugen ein,

Da unterstellten sie mir ein Bein
Und wiesen mir höhnend die Thüre."

„Ich habe gehofft, nun hoff' ich nicht mehr
Auf das Recht, auf die Gaben des Glückes!

Es fiel manch Blume aus reichem Horn,

Ich haschte darnach, da stach mich der Dom,
Geneckt vom Fluch des Geschickes."

So klagt der Arme. Er rafft sich auf,

Und flieht vom Markt, aus dem Hause,

Er flieht zum femen düstern Wald,

Und wählt sich zu ew'gem Aufenthalt
Eine stille, einsame Klause.

Hier lebt er geschieden von aller Welt,

Die Leyer sein' einzige Freude,

Sein Umgang der muntern Vögel Schaar,

Sein Nahrung die Wurzel, das Brünnlein klar,
So genest er von allem Leide.

Und ist er genesen, so sei's ihm vergönnt,

Wir wollen ihn drum nicht schelten;

Uns freilich, was soll ohne Glaubensmuth,
Ohne Hoffnungsstrahl ohne Liebesgluth
Dieß arme Leben noch gelten?

„Es ist doch ein göttlicher Genuß, eine Beethovensche Partitur zu lesen."

Ans den Bergen.

„Findest du nicht auch, lieber Adelbert, daß auf diesen sonnigen Höhen,
in dieser reinen klaren Bergluft, das Herz höher sich hebt? Alle Glieder
durchdringt eine früher ungeahnte Leichtigkeit; wie ein leichtbeschwingter Vogel
möchte man zum Aether aufstreben und sich in den klaren Luftwellen wiegen!
— gewiß auch du, du Mann meines Herzens, fühlst das jetzt in dieser
Wonnestunde!"