Promenadenges
Der Maienkäfer Volk um Blüthenbüsche gaukelt,
Ein singend Elfenchor im Abendstrahl sich schaukelt.
Des Haines Sänger singen ihre Lust,
Die Lerche jubelnd schwimmt auf Aetherwogen —
Da seufz't Fräulein aus tiefer Brust:
„Die Mücken sind recht ungezogen."
Wenn feierliche Stille der Natur
Sich lagert über Wald und Wies' und Flur,
Der Baum die Blättlein in den Schlaf gewiegt,
Der Käfer träumend in der Blume liegt,
Der Glühwurm glänzt im Diamantenfeuer,
Am Himmel schleicht ein Riesenungeheuer
Dem Monde nach, der doppelt schön noch blinkt,
Wenn endlich ihn der schwarze Feind verschlingt,
Und nun der letzte leise Klagelaut
Der Nachtigall die schwüle Luft durchzittert —
Da hat das Fräulein aufgeschaut:
„Ich glaube gar, es hat gewittert!"
Wenn liebend Phöbus nun der Erde näher rückt,
Den langen Feuerkuß ihr auf die Stirne drückt.
Der Adler kühn dem Gott entgegensteigt,
Das körnerschwere Haupt die Aehre neigt,
Der Fruchtbaum senkt sich unter seiner Wucht,
Im Laubesgrün der Vogel Kühlung sucht.
Die Linde weit und breit den Götterduft entsendet,
Zur Himmelschwester sich die Sonnenblume wendet —
Da ist's dem jungen Herrn nicht recht:
„Bei solcher Hitze raucht sich's schlecht."
ellschaft. 79
Und wenn die Sonne, die nach fernen Breiten eilt.
Jetzt einmal noch des Herbstes Nebel theilt,
Aus blauer Höh mit liebewarmem Strahl
Des Nordens Erde küßt zum letztenmal.
Die rührend lächelnd steht im Abschiedsfeierkleide,
Mit tausendfältig buntem Laubgeschmeide,
Und träumend schon von neuer Jugendzeit,
Sich Frühlingsblümchen in die Haare streut.
Und kleine Elfen nun die Segel spannen,
Aus Seidenfäden weiß und zartgewebt,
Und schiffen durch die blaue Luft von dannen,
Weil bald ihr Blätterdach im rauhen Winde bebt —
Durch Opernglas der junge Herr betracht't sich's:
„Als Alterweibersommer macht sich's!"
Und wenn in stiller klarer Winternacht
Der Sternendom in seiner Wunderpracht
Heruiederstrahlt aus fernen Regionen,
Wo Wahrheit, Licht und ew'ger Friede wohnen.
Und auf der Erde weißes Winterkleid
Im bunten Feuer Diamanten streut,
Dem Blicke stehn des Himmels Tiefen offen:
Es senkt sich in die Brust ein gläubig Hoffen —
Da brummt der Herr, im Mantel eingeballt:
„Das ist ja heut verteufelt kalt!"
Franz Luck.
Der Maienkäfer Volk um Blüthenbüsche gaukelt,
Ein singend Elfenchor im Abendstrahl sich schaukelt.
Des Haines Sänger singen ihre Lust,
Die Lerche jubelnd schwimmt auf Aetherwogen —
Da seufz't Fräulein aus tiefer Brust:
„Die Mücken sind recht ungezogen."
Wenn feierliche Stille der Natur
Sich lagert über Wald und Wies' und Flur,
Der Baum die Blättlein in den Schlaf gewiegt,
Der Käfer träumend in der Blume liegt,
Der Glühwurm glänzt im Diamantenfeuer,
Am Himmel schleicht ein Riesenungeheuer
Dem Monde nach, der doppelt schön noch blinkt,
Wenn endlich ihn der schwarze Feind verschlingt,
Und nun der letzte leise Klagelaut
Der Nachtigall die schwüle Luft durchzittert —
Da hat das Fräulein aufgeschaut:
„Ich glaube gar, es hat gewittert!"
Wenn liebend Phöbus nun der Erde näher rückt,
Den langen Feuerkuß ihr auf die Stirne drückt.
Der Adler kühn dem Gott entgegensteigt,
Das körnerschwere Haupt die Aehre neigt,
Der Fruchtbaum senkt sich unter seiner Wucht,
Im Laubesgrün der Vogel Kühlung sucht.
Die Linde weit und breit den Götterduft entsendet,
Zur Himmelschwester sich die Sonnenblume wendet —
Da ist's dem jungen Herrn nicht recht:
„Bei solcher Hitze raucht sich's schlecht."
ellschaft. 79
Und wenn die Sonne, die nach fernen Breiten eilt.
Jetzt einmal noch des Herbstes Nebel theilt,
Aus blauer Höh mit liebewarmem Strahl
Des Nordens Erde küßt zum letztenmal.
Die rührend lächelnd steht im Abschiedsfeierkleide,
Mit tausendfältig buntem Laubgeschmeide,
Und träumend schon von neuer Jugendzeit,
Sich Frühlingsblümchen in die Haare streut.
Und kleine Elfen nun die Segel spannen,
Aus Seidenfäden weiß und zartgewebt,
Und schiffen durch die blaue Luft von dannen,
Weil bald ihr Blätterdach im rauhen Winde bebt —
Durch Opernglas der junge Herr betracht't sich's:
„Als Alterweibersommer macht sich's!"
Und wenn in stiller klarer Winternacht
Der Sternendom in seiner Wunderpracht
Heruiederstrahlt aus fernen Regionen,
Wo Wahrheit, Licht und ew'ger Friede wohnen.
Und auf der Erde weißes Winterkleid
Im bunten Feuer Diamanten streut,
Dem Blicke stehn des Himmels Tiefen offen:
Es senkt sich in die Brust ein gläubig Hoffen —
Da brummt der Herr, im Mantel eingeballt:
„Das ist ja heut verteufelt kalt!"
Franz Luck.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Promenadengesellschaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)