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103

Mutter und Kind.

(In westlicher

Der Dag is schun unucr, ken' Sternche erscheint,

Es fitzt in der Kammer die Mutter un weint,

Un’g Licht in der Ampel das flimmert so trib:

3m Bettche leiht dodkrank ehr Kinnche so lieb.

Ehr Kinnche so lieb, ehr alleiniges Kinn,

So trausam un herzig wie Engelcher bin;

's hat rosig gebiiht, naif wie Liste so blaß:

Drum weint sich die Mutter die Auhe so »aß.

Un s Kinnche das langt mit de Aermcher in Heh':

„O Mutterchc, nemm' mich, es dut mer so weh!"

Nu guckt se debei so bedauerlich an —

Was fihlt do en' Mutter, wo helfe net kann!

Sie »emmt es ball zu sich un schockelts im Arm,
Sie kifft und sie drickt es am Herze sich war'mp
Ball bett' se es weech in sein' Kiffcher «nein', —
Doch kann em jo all das ken' Linnerung sein'.

Nau' kuietse sich uider und jämert zu Gott:

„O helf doch mei'm Kinnche, helf meer aus der Not:
„Un soll es dann sein', o so hol' es doch glei:
„Dann bin doch dem Wermche sei»' Marter verbei!"

So hat se gcbät, un schun manichi Nacht
Hat Mutter in Aengschte beim Kinnche verwacht.
Nau' isse so mied und sie sehnt sich noh Ruh,

Un ball dut der Schlummer die Auhe ehr zu.

Mundart.*)

Un 's Liebchc ruht ah nau', un all iS der Gram,

Lieb Hergott der scheuster eu' selige Tram;

Un all iS 's Gejammer, wo 's Herz so verwundt:

Ehr Liebche das bliht jo so frisch un gesund!

So frisch un gesund un so liebelich mild.

's is bei ihm en' annreS, en' wunnersam Bild,

Das blickt dann so weslich, so hämelich drein':

Es kann nor eu' Engel, en' Schutzengel sein'!

Un d c r sein' Kamrädche am Handelche fehlt,

Als hättese ewig schun 'sammcgeheert,

Und wo es ag hiu'will, ball noh un ball weit,

Do geht ihm der Engel ah wachsam zu Seit'.

Sie kumme minann' inne Garde enein'.

Der Garde kennt' wul ag en' Gott'sacker sein':

Es wehe do Liftcher halb lolich, halb kihl.

So schneeweiße Blimcher die wachse do viel.

Wie's Liebche die sieht, ach! da frät es sich recht,

Es mehuer un mehner so Blimcher sich brecht;

Es dut wie verzauwert, es will sie all ganz:

Un Blimcher die Winne sich s e l w e r zum Kranz.

Der Kranz ah von selwer um'S Köppche sich leht,

Un'S Kinnche wie 'n Engel im Himmel dosteht.

Die Mutter, wie die so 'ehr Herzche erblickt,

Die isder wie nie noch so selig verzickt!

Der Dag is schun nnner, ken' Sternche erscheint,

Der Engel will Häme, will Häme noch heint,

Nor hinnig de Berje do schimmcrt's noch trib:

Der Engel nimmt Abschid vom Kinnche so lieb.

Un 's Kinnche so lieb o! das kißt er un spricht:

„Sei ruhig mein' Liewes, scheint morje das Licht.
„Dann will ich dich hole, du Engelche mein', —

„Mir wolle uf ewig beisamme daun sein'!"

Die Mutter iS wach do, ehr Tram is ag aus.

Und grad kummt am Himmel ah 'S Frihlicht erauS;

Sie sieht nohem Liebche — un 's Liebche is dod,

Es leiht wie verklärt do vum goldige Roth!

Es lächelt wie selig, als wann es noch wisst,

Wie sieß es der Engel beim Abschied gekißt;

Und ah en' linn Listche durch '«Fenschterche geht,

Wie wann mit de Fliege! der Engel noch weht.

Und als mer das Kinnche im Lädche erblickt:

Do war'S mit dem selwige Kranz ah geschmickt,

Zm Hännche so Blimcher wie dort sie gebliht, —

Un Begelcher finge am Gräbche ehr Lied.

Wul jämmert's die Mutter, ball findt se sich drein',

Un denkt dann: Gott will 'S so, cs soll jo so sein'!
Doch kränkelt se still, und ken' Zahr iS erum,

Do Hot unser Herrgott sie zu sich genumm'! —

Ludwig Schandein.

estlichen Rheinpfalz gesprochen, und im Ausdruck und Sprach-

*) Im sogenannten „W estrich", d. i. dem waldreichen Berglande der w
sang merklich verschieden von der „pfälzischen" Mundart auf der Osiseite des Haardtgebirges.
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Mutter und Kind"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Kind <Motiv>
Mutter <Motiv>
Engel <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 61, S. 103
 
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