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10«

CurtiS Brautfahrt.

vorbei — also stillgeschw i eg en, bai ist daS Gescheidteste,
was Sie unter den Verhältnissen thun können. Mit einem
Mädchen, daS Eie nicht liebt, wären Sie überdies nie glücklich
geworden. -

»Ich will ihr nach- — knirschte CurtiS.

.Um auSgelacht zu werden?- ineinte William; „wollen
Sie einen guten Rath annehmen, Mr. Curtis?*

CurtiS sah fragend zu ihm auf.

»Sie suchen eine Frau, und werden überall abgewiesen —*

»Sir!-

»2ch meine eS gut, Mr. Curtis, bei Gott, ich meine es
gut, aber — gehen Sie in einen anderen Staat, wenigstens in
ein anderes County. Sie wissen nicht, wie schwer es hält,
Vorurtheile zu beflegen."

„Mr. Peterson, ich werde Sie um Ihren Rath ersuchen,
wenn ich dessen bedarf", rief Curtis enttüstet, eilte zum Hause
zurück, warf dort seinen Sattel auf das höchst unmuthig wie-
hernde Pferd, dem es gar nicht behagen wollte, einen neuen
Ritt ohne vorhergenoffenes Frühstück anzutteten, drückte ihm den
Zaum in's Gebiß, den er sich nicht einmal die Zeit nahm fest-
zuschnallen, schwang sich hinauf, und sprengte, ohne auch Jemanden
„good bye" oder ein sonstiges Abschiedswort zu sagen, wie be-
sessen die Sttaße hinauf, dem Hause des Friedensrichters zu.

Der frühe Ritt aber, der kalte Nordwind, der durch den
Wald dahin strich, und die noch von den Zweigen ttäufenden
Regenperlen, die der nächtliche Sturm in dem Nadelholz zu-
rückgelassen , kühlte seine Wangen und — seinen Jähzorn. Er
hatte zuerst im Sinn gehabt, wie ein zürnender Gott vor daS
Mädchen zu tteten, das ihn so schändlich hintergangen, aber
des jungen Peterson'S Worte: „Eie werden nur auSgelacht",
schallten noch immer in seinen Ohren.

„AuSgelacht?" er hielt sein Pferd an, und blickte
nacbdenkend auf die Sttaße nieder; „auSgelacht —- und hat
jenes — Geschöpf — verdient, daß ich mich so um sie ärgere?"
Sein Auge fiel auf die frisch eingedrückten Spuren zweier
Pferde, von denen er die einen augenblicklich als die Spuren
des PoneyS erkannte, daS Fanny gestern geritten.

Curtis — der fromme Curtis fluchte — er schwur, er
wolle verdammt sein, wenn er nicht Rache — nein — er
wolle nicht verdammt sein" — sagte er plötzlich, indem er den
Zügel losließ, den Hut abnahm und sich mit der Hand hinter
dem Ohre kratzte.

„Curtis!" sprach er dann nach kleiner Weile vor sich hin,
„Curtis, bist du nicht ein rechter strafwürdiger Narr gewesen?"

Das Pferd nickte ein paar Mal mit den Kopfe auf und
nieder und wieherte — es hatte Hunger. „Hast Du Dich nicht
in der Ansiedelung zweck- und ziellos umhergehetzt?" fuhr der
Reiter fort, ohne des Pferdes Bewegung weiter zu beachten, „hast
Du nicht nach Glaskorallen draußen im Weiten gesucht, während
Du einen Diamant im eigenen Hause hegst? Curtis — Du hast
diese Sttafe verdient — lange hättest Du merken müssen, daß Dir
Nancy gut sei, und — gestehe es Dir nur ein, Du hast es
gemerkt, Du hast es gefühlt, daß sie Dich heimlich liebe, aber
von schnöder Geldgier, von dem Drang mehr und mehr Dein
eigen zu nennen gettieben, verachtetest Du ein Herz, das Dir !
mit treuer Liebe entgegen schlug, und das in Leid und Freud'
bei Dir ausharrte, nur um Dich zu ttösten und zu pflegen."

Er schwieg und sah wohl mehrere Minuten lang sinnend
vor sich nieder, dann aber, wie von einem unwiderruflichen fest-
beschlossenen Gedanken durchglüht,.setzte er den Hut wieder auf,
ergriff den Zügel, lenkte den Braunen herum, der mit der größ- j
ten Bereitwilligkeit Folge leistete, und sprengte dann „daß Kies
und Funken stoben" — zurück, der eigenen Heimath zu.

Aber nicht an Peterson's Hause wollte er vorüber, deßhalb
verließ er bald die breite ausgehauene Countystraße und ttabte
durch den Wald dem Flusse zu, den er an einer ihm bekanMen Furth
kreuzte; die Niederung dann durchschneidend erreichte er bald den
Fuß der südlich liegenden Hügel, wo er wußte, daß er, ohne
an einer Ansiedelung vorüber zu kommen, seine eigene Farm
erreichen konnte, und sprengte dann mit verhängtem Zügel und
so schnell ihn des Braunen Füße tragen konnten, weiter.

Unterwegs aber überdachte er in zürnendem Sinnen die
Körbe — die ganze Korbhandlung, die er erhalten, und grollte
mit dem Schicksal, das ihn dazu verdammt habe, überall seine
Hoffnungen zertrümmert, seine Pläne untergraben zu sehen.
War es aber das Schicksal, das Alles dieses verübt? war es
ein böses Fatum, daS über seinen Handlungen wachte und die j
schönsten Keime noch in der Blüthe erstickte? — nein — er !
hatte sonst in Allem Glück, seine Erndten gehörten stetS zu !
den besten, sein Viehstand wuchs mit jedem Jahre stärker, als ^
er es selber zu hoffen wagte; keinem anderen Ansiedler am
Fourche la fave zerriß der Panther weniger Kälber oder der
Bär weniger Schweine, und kein Haus war weniger vom kal- !
ten Fieber heimzesucht gewesen, als gerade CurtiS; dabei war
er ein ordentlicher, fleißiger und braver Mann, nicht streitsüch-
tig, aber tapfer und unerschrocken, wo es galt, seinen Mann
zu stehen, und bei ver Arbeit unermüdlich.

Woher nun konnte es kommen, daß er von allen Mäd-
chen , um die er anhielt, verschmäht wurde, die noch überdieß
zu all den obigen Eigenschaften seine Verhältnisse kannten,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Curtis Brautfahrt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Reiter <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 62, S. 106
 
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