Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
142

Das Leben ein Traum.

„Endlich, liebes Minchen, endlich Hai die langersehnte Stunde
der Erlösung geschlagen, und bald werde ich als liebende Braut
und Hausfrau am Arme meines lieben guten Carl einherwandeln.

Denke nur, Carl kam gestern von der Residenz, wo er beym
Herr Minister war und mit Aller Freundlichkeit und Herablassung
empfangen wurde, er versicherte Ihm sogar, daß er für Ihn sein
möglichstes thuen werde — hörst du — sein möglichstes!!!! — jetzt
muß die Anstellung bald folgen.

Meine Ausfertigung ist längst bereit und gleicht in jeder Be-
ziehung der deinen, nur habe ich nicht so viele Schürzen wie du,
weil ich in kein bürgerliches Gewerb heirathe. —

Grüße mir deinen guten Manu und deine lieben Kinderchen
recht herzlich und erfreue bald mit einem Briefchen deine

aufrichtige Freundin Julie von Litzen
bald Wartenmeier.

Siegbronn, am 12. Jänner 1836.

N. Schr. Wenn du ein elegantes Haubenmuster auf-
treiben kannst, so Schicke es mir ja gleich, gelt? —"

„Was endlich, mein lieber Freund, das Mädchenvolk in nieinem
neubezogenen Philisterneste anbelangt, so sind sie meist Kameleoi-
dinnen aus früheren Jahrzehnten mit spärlichem „Ja," „nein" und
„Bitte recht sehr!" —

Nur ein Backfischchen, Fräulein Julie von Sitzen, blüht unter
ihnen auf, wie eine Rose unter Salatstauden, und ich fühle mich
in ihrer freundlichen !>!ähe so wohl, so —

Aber was verstehst du, bemooste Schlauchseele, von derlei
Empfindungen, drum einen Schoppen vor und ein herzliches Vals
Dein Freund und Bruder Wartl.

P. 8. Meine Schläger kannst du bis auf Weiteres
meinem Leibfuchsen lasien. Sage ihm mein Referat
in Sachen Fiscus gegen Langenzähn, wegen Baulast,
schmecke abscheulich philisteriös."

Siegbronn, den 12. Jänner 1826.

Jetzt nur noch eines, liebes Minchen! aber sage ja Niemanden
Etwas davon ganz im vertrauen — ja der Mali nicht, ein recht
Hübscher Rechtspraktikant ist am Landgericht.

Er tanzt recht gut, und ich tanze jedesmal mit ihm die erste
Tour, nud denke dir, Letzthin nannte er mich sein liebes schelmisches
Lockenköpfchen.

Dieß wenn die Madamme Dcsiorette in der Pension wüßte,
eS steht mir aber mein neues Walter Scottüberröckchen wie ange-
gossen, und ich werde täglich stärker.

Carl Wartenmeier, du verstehst der schöne R. ineinte das rothe
Stirnband stehe mir allerliebst, da es ohnehin schon etwas abgetragen
ist, so bitte ich dich, schicke mir ein neues mit der nächsten Böthin.

Nun lebe wohl, grüße mir die Urschi recht schön, und plaudere
nichts aus, ja der Mali nicht, dein dich ewigliebendes

Julchen.

Siegbronn, den 12. Jänner 1826.

„Jetzt staune, ich bin endlich beim Minister gewesen, ein freund-
licher und herablassender Herr — und — was der reden kann!
Alles von der Vogelperspektive der Centralitär aus auffasiend, so,
daß man überzeugt wird, ein Rechtspraktikant müsse schon des
Grundbaus wegen, auf welchem die bureaucratischen Institutionen
eines Staates ruhen, 10 Jahre lange praktiziren.

Er versicherte mir wiederholt, daß er sein möglichstes für mich
thun werde, und nun hoffe ich doch, daß ich demnächst werde ange-
stellt werden, denn, wenn ein solch hoher Staatsmann sein Mög-
lichstes thut, so kann es doch nicht mehr fehlen. — Vielleicht
hat er Cognition von meinem Referate in Sachen Fiscus gegen
die Gemeinde Langenzähn wegen Baulast, bekommen? — Meine
liebe Julie, die dich herzlich grüßen läßt, ist ausser sich vor Freude "
Siegbronn, den 12. Jänner 1836.

Tein Freund Carl Wartenmeyer.
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Leben ein Traum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Spaziergang <Motiv>
Handarbeit
Karikatur
Frau <Motiv>
Schreiben <Motiv>
Pult
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 66, S. 142
 
Annotationen