Jägerbriefe.
50 Die große, größere uud größte Ueberraschnng.
boren mid erzogen in der Hauptstadt von Frankreich. — Er
hatte große Mühe, viele Weitläufigkeiten und — Kosten, um
daS werthvolle Geschenk nach HauS zu bringen und er be-
schloß, Laura damit zu überraschen.
. Ganz heimlich trat er zu der Köchin herein, übergab ihr
den zierlichen Bauer, dessen Insassen, strapazirt von der Reise,
ihre gewöhnliche Schwatzhaftigkeit abgelegt hatten und ganz
verschwiegen waren.
„Hier," — sagte er — „sind zehn Gulden. Besorg' nur
: ein feines Diner. Ich komme um fünf Uhr. Wenn wir die süße
Schüssel verzehrt haben, und ich stoße an mit Fräulein Laura,
i dann bring die Tauben herein. — Mach' Deine Sachen gut;
I hier ist ein Gulden für Dich." —
Vergnügt saß das zärtliche Paar zusammen. Bei der
Torte flüsterte van der Meyer Manches von Ueberraschung und
machte Laura äußerst gespannt.
„Sollst leben mein Engel!" schrie er vergnügt: „jetzt
kommt, was ich Dir habe mitgebracht von der Reise!"
Und die Köchin erschien, strahlend vor Vergnügen, mit
stolzem Selbstbewußtsein zwei gebratene Täubchen auf
den Tisch setzend.
Laura war überrascht — aber van der Meyer noch mehr.
\ „250 Franken haben sie gekostet, ohne meine Mühe gerechnet,"
j stöhnte er. Am meisten aber war die Köchin überrascht, als
sie vernahm, daß es Tauben gebe, welche nicht gebraten zu
i werden pflegen.
Jägerbriefe.
Vor etwa fünfzig bis sechzig Jahren regierte in einer i
der vielen Anhaltischen Souveränitäten, die jetzt noch unter !
zwei Häuptern vereinigt sind, ein Fürst, der wie alle seine :
Stammesgenofsen leidenschaftlich der Jagd ergeben war.
So war cs denn erklärlich, daß ihm der Waidinann bis-
weilen mehr galt als der Kabinctsmann, und der Förster eine
größere Wichtigkeit hatte, als der Mann im Rath. Unter den
mannhaften Jagddienern des Herzogs aber war einer, dessen
urkräftige Jägernatur mit den Jahren immer knorriger und
origineller wurde und der seinen Herrn wie einen Genossen
des edlen Waidwerks würdigte. Als solcher griff er manchmal,
wenn auch ungern und nur in den dringendsten Fällen zur
ungewohnten Feder, deren nachsolgende buchstäblich treue
Produktionen zugleich als richtige Federzeichnungen des alten
Nimrod dienen mögen:
Turklangtster Ferst!
Gnettigster Harr.
In unse Forscht is e Schweihn so groß, wie Sie Durch-
laugd in ihrem löbcn noch nicht gesehn Hann, un 's missen
Stränge Maaßrecheln genumme währen, das de Pestje nich
zu megtig werd, süscht verlieren mer hol mich der deubcl alle
junge zugt, un da wird uns der Hund was prahlen, wenn
mer e mal eene jagt magen Wullen, geben se Pefäll, daß das
Lutter wech kommt, übrigens verleibe mit Hoch8tung
Ihre turgglaucht unterthänigster V.
T u r g l a u g g i st e r W a s s e r - P e r i g t.
Gott straf mich turglaugt, ich kanns Wasser nicht mehr
verhalten, se müssen scglcich Pcfühl geben daß de kummischjohn
Maschrecheln drift, daß de Tümme ausgcbesserd währen, süßt
geht de ganze gcgend un de eitle jachl zum deupel, un da
Hann se sichö selber zuzuschreiben, wenn mer hernach kecne
Schweihne un kehne Hirsche nich Hann un da kennen se- unser
ehnen ke Proth me gähn un da hol der deubcl 's Läben un
ich mag denn nich meh sein
ihr getreuer V.
Pericht an Pauhren in un um Werlisch in und um
Resen.
Weilen in de große Hieze dat öttle Weltbrctt in Elen-
ten Maadn Zustand versetzt worden is, so geht an euch durch
mich hogferstlicher Pefähl, das ihr des Daches un des
Nagts eure Hunthe an die Kütte lögt un nich mehr an Dache
un de Nagd laßt los, wie Eure lumme Motte ist, süßt schiß
ich alles tott, was los is un wenn's Gott straf mich mein
Pruther werre
der hochfürstliche Förster V.
Gott straf mich Durglaugt, cS scheint mer als wenn
mich ler deubcl bald holen un ze meinen Vättern versammle»
50 Die große, größere uud größte Ueberraschnng.
boren mid erzogen in der Hauptstadt von Frankreich. — Er
hatte große Mühe, viele Weitläufigkeiten und — Kosten, um
daS werthvolle Geschenk nach HauS zu bringen und er be-
schloß, Laura damit zu überraschen.
. Ganz heimlich trat er zu der Köchin herein, übergab ihr
den zierlichen Bauer, dessen Insassen, strapazirt von der Reise,
ihre gewöhnliche Schwatzhaftigkeit abgelegt hatten und ganz
verschwiegen waren.
„Hier," — sagte er — „sind zehn Gulden. Besorg' nur
: ein feines Diner. Ich komme um fünf Uhr. Wenn wir die süße
Schüssel verzehrt haben, und ich stoße an mit Fräulein Laura,
i dann bring die Tauben herein. — Mach' Deine Sachen gut;
I hier ist ein Gulden für Dich." —
Vergnügt saß das zärtliche Paar zusammen. Bei der
Torte flüsterte van der Meyer Manches von Ueberraschung und
machte Laura äußerst gespannt.
„Sollst leben mein Engel!" schrie er vergnügt: „jetzt
kommt, was ich Dir habe mitgebracht von der Reise!"
Und die Köchin erschien, strahlend vor Vergnügen, mit
stolzem Selbstbewußtsein zwei gebratene Täubchen auf
den Tisch setzend.
Laura war überrascht — aber van der Meyer noch mehr.
\ „250 Franken haben sie gekostet, ohne meine Mühe gerechnet,"
j stöhnte er. Am meisten aber war die Köchin überrascht, als
sie vernahm, daß es Tauben gebe, welche nicht gebraten zu
i werden pflegen.
Jägerbriefe.
Vor etwa fünfzig bis sechzig Jahren regierte in einer i
der vielen Anhaltischen Souveränitäten, die jetzt noch unter !
zwei Häuptern vereinigt sind, ein Fürst, der wie alle seine :
Stammesgenofsen leidenschaftlich der Jagd ergeben war.
So war cs denn erklärlich, daß ihm der Waidinann bis-
weilen mehr galt als der Kabinctsmann, und der Förster eine
größere Wichtigkeit hatte, als der Mann im Rath. Unter den
mannhaften Jagddienern des Herzogs aber war einer, dessen
urkräftige Jägernatur mit den Jahren immer knorriger und
origineller wurde und der seinen Herrn wie einen Genossen
des edlen Waidwerks würdigte. Als solcher griff er manchmal,
wenn auch ungern und nur in den dringendsten Fällen zur
ungewohnten Feder, deren nachsolgende buchstäblich treue
Produktionen zugleich als richtige Federzeichnungen des alten
Nimrod dienen mögen:
Turklangtster Ferst!
Gnettigster Harr.
In unse Forscht is e Schweihn so groß, wie Sie Durch-
laugd in ihrem löbcn noch nicht gesehn Hann, un 's missen
Stränge Maaßrecheln genumme währen, das de Pestje nich
zu megtig werd, süscht verlieren mer hol mich der deubcl alle
junge zugt, un da wird uns der Hund was prahlen, wenn
mer e mal eene jagt magen Wullen, geben se Pefäll, daß das
Lutter wech kommt, übrigens verleibe mit Hoch8tung
Ihre turgglaucht unterthänigster V.
T u r g l a u g g i st e r W a s s e r - P e r i g t.
Gott straf mich turglaugt, ich kanns Wasser nicht mehr
verhalten, se müssen scglcich Pcfühl geben daß de kummischjohn
Maschrecheln drift, daß de Tümme ausgcbesserd währen, süßt
geht de ganze gcgend un de eitle jachl zum deupel, un da
Hann se sichö selber zuzuschreiben, wenn mer hernach kecne
Schweihne un kehne Hirsche nich Hann un da kennen se- unser
ehnen ke Proth me gähn un da hol der deubcl 's Läben un
ich mag denn nich meh sein
ihr getreuer V.
Pericht an Pauhren in un um Werlisch in und um
Resen.
Weilen in de große Hieze dat öttle Weltbrctt in Elen-
ten Maadn Zustand versetzt worden is, so geht an euch durch
mich hogferstlicher Pefähl, das ihr des Daches un des
Nagts eure Hunthe an die Kütte lögt un nich mehr an Dache
un de Nagd laßt los, wie Eure lumme Motte ist, süßt schiß
ich alles tott, was los is un wenn's Gott straf mich mein
Pruther werre
der hochfürstliche Förster V.
Gott straf mich Durglaugt, cS scheint mer als wenn
mich ler deubcl bald holen un ze meinen Vättern versammle»
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Jägerbriefe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 711, S. 50
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg