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Jlfür den Band von 26Nummern 3 fl, 54 kr,!_ AA’

od, 2 Nthlr, 5 Sgr. EinzelneNnmmern 12 kr, od, 4 Sgr.

„Nicht das, gnädige Frau; aber es handelt sich —"

„Fangen lvir also an, lieber Herr Falke?" tönte eine
silberhelle, glockenreine Stimme dazivischen, und eine sammet-
weiche Hand ruhte ans meinem Arme, und ein ebenso neckisches
als tiefes blaues Auge sah schmeichelnd zu meinen Angen auf,
so daß die Zunge unbeweglich still stand und das Herz an-,
fing sich zu bewegen um diese Sonnenaugen. Mittlerweile
hatte der Hofmeister alle tanzfähigen Individuen reqnirirt
und postirt und seine kunstfertige Hand entlockte dem edlen In-
strumente über die Tasten hingleitend zart-rhythmische Akkorde.

Ich konnte nicht zurück, ohne eine der sonderbarsten
Szenen hervorzurufen; zudcin war ich jung und überredete
mich, die mir aufgcnöthigte Rolle wirklich zu spielen; doch
mußte sich nicht eines morgigen oder übermorgigen Tages der
Herr Duval vorstellen, der wahrscheinlich von bekannter Seite
empfohlen war und mich in die unerquicklichste Situation ver-
setzen? Doch da tönten schon die Vortaktc mit einer reizenden
Klangfülle, und dieselbe silberhelle, glockenreine Stimme sagte
schmeichelnd: „Also bitte, lieber Herr Falke!" Und ich vergaß
alle Bedenken, und wie der Ertrinkende sich an einem Stroh-
halm festhält, so getvährte es mir eine Art Beruhigung, Ivcnn
ich mir vorstcllte, daß ich ja nicht gezwungen sei, meine Tanz-
meisterrolle fortznspielen. Zudem hatte die reizende Camilla
meine Ideen dermaßen erfüllt, daß ich so schlvach war, nicht
auf das Vergnügen verzichten zu können, diesem göttlichen
Mädchen eine Stunde in das tiefe, himmelblaue Auge zu
sehen. Einsangen tvollte ich das Gift des seligen Gefühles,
das aus diesem seelenvollen Auge in mich überströmte, lind
als mein Gewissen so tvdtgcschwicgen worden tvar durch die >
Alles übcrtöncnde Stimme des Gefühls, begann ich meine
philologischen und mathematischen Absichten aufzugeben, meine !
ursprüngliche Hofmeisterhaltung ging im Bewußtsein neuer j
Pflichten allmälig über in die Reminiscenzfignr des Tanzbodens
und ich begann die arrangirtc Quadrille mit Grazie ad infi-

Ah! dachte ich, und dabei schnürte es mir die Kehle
zusammen — man hält mich für einen Tanzmeister, wer
weiß für welchen? Ah! daher jener Name Daval! — und
ein Hofmeister ist auch schon da — da kann ich wieder
gehen und meine Brodkrumen ans der alten Schublade her-
vorsuchen ! Mein Entschluß war gefaßt. Ich wollte die Sache
aufklären. „Gnädige Frau!" sagte ich mit fester Stimme,
„obgleich ich durchaus nicht" —

„Ach Gott, Herr Falke, wenn Sie vielleicht in der Zeit—"

Eine namenlose Novelle.

(Schluß)

26
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine namenlose Novelle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Verwechslung
Tanzlehrer <Motiv>
Furcht
Karikatur
Klavierspiel
Kind <Motiv>
Zimmer <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 730, S. 201
 
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