70 Das Katechisiren in der Oberpfalz,
Der Herr Pfarrvikar kommt mit seinen zwei Schulleh-
rern, nach einem größeren Spaziergange, in das Wirthshaus
eines ziemlich großen Dorfes. Sie lassen sich Bier geben und
es entspinnt sich darauf folgendes Gespräch.
Vikar: „Frau Wirthin!" — Wirthin (aus der
Küche): „Gleich, Herr Vikari!" — V.: „Was gibt's denn
zu essen?" — W.: „Ha, z'essen hab'n mer jetzt wohl nix."
— V.: „Nun, gar nichts?" — W.: „Na, gar nix." —
V: „ Nun, habt Ihr denn nicht einmal Käse im Haus?" —
W.: „Ha, fährden (im vorigen Jahre) hob'n mer wull etlich-
mal oin dahoim g'hat, aber seither nimmer." —- V.: „Oder
Würste ? Ihr habt ja doch gestern geschlachtet?" — W.: „Ha,
die senn scho alle verkauft." — V.: „Oder Preßsack?" —
W.: „Ha, an Preßsack hab'n mer schon, wenn's einen mög'n."
— V.: „Nun ja, nur einmal her damit! (zu den Lehrern)
„So hätten wir jetzt doch wenigstens Etwas. Ich bin übri-
gens ziemlich hung'rig geworden und hätte Lust nach einem
ordentlichen Essen, statt dieser harten Preßwurst; ich denke,
wir katechisiren einmal weiter. Frau Wirthin!" — W.:
„Was?" — V.: „Habt Ihr denn sonst gar nichts?" —
W.: „Na, gar nix." — V. „Nun, Schinken habt Ihr doch
wohl?" — W.: „Ha, an Schinken hab'n mer schon, wenn's
ein' mög'n." — V.: „Nur gebracht. Butter habt Ihr doch
auch?" — W.: „Ha, warum denn nit? Michl, geh' amal
und trag' den Schrolln Butter dm!" — V. (zu den Leh-
rern): „Das geht immer besser. Jetzt hätten wir einstweilen
Preßwurst, Schinken und Butter; vielleicht läßt sich doch noch
ein ganz anständiges Essen herauskatechisiren. Frau Wirthin!"
— W.: „Was?" — V.: „Sonst habt Ihr nichts?" —
W.: „Na, snnst hab'n mer nix." — V.: „Da draußen fließt
' doch ein ganz schöner Bach am Dorfe
vorbei?" — W
heißt mer'n." — V.: „Da müßt's
doch, dächt' ich, Fische d'rin geben?"
— W.: „Ha,
da gibts a so viel und die hab'n
so rothe Dipferln, i weiß nit, Fuh-
rclln, glaub' ich, heißt mer's." —
33.: „Wem gehört denn das Fisch-
wasser?" - W.: „Das g'hörtuns."
— 33.: „Ja, warum habt Jhr's
denn nicht gleich gesagt; schickt doch
resp. in der Steinpfalz, praktisch angewandt.
'naus und laßt einige Forellen holen!" — W.: „Ha, das
können mer schon mache; müssen, mehr halt den Hannes aussi
schicke; Hannes, Hannes! geh g'schwind außi an' Fischkasten
und trag für'n Herrn Vikari fünf schöni Fischl rein, schick'
Dich aber, der Herr Vikari wart' d'rauf."
Hannes läuft fort. Während dessen bemerkt der Vikar
vor dem Hause eine ziemliche Anzahl Hühner. Er spricht
weiter: „Nein, daß uns aber dies nicht eher eingefallen ist;
die haben ja eine Masse Hühner da. Frau Wirthin!" —
333.: „Was?" — 33.: „Wem gehören denn die Hühner da
außen?" —W.: „Die Puttla (Hühner), die gehör'» unser."
— 33.: „Da habt Ihr denn doch jedenfalls auch Eier?" —
333.: „Ha, freilich!" — 33.: „Habt Ihr denn keine jungen
Hähne dabei?" — 333.: „Ha, da außen, da scharren gleich
vieri mit anander ummcr!" — 33.: „ Könnt Ihr denn keine
braten?" — 333.: „Ha, Hann ich gestern erst dem Herrn
Jnschenir zwei braten, das kann i scho." — 33.: „So fangt
drei und bratet's, wir essen jeder eins. Es wird immer bes-
ser. Da kommt der Hannes auch schon wieder zurück; wie
laß' sehen? Ah, fünf Prachtkerl, die können wir gar nicht
alle essen. "Also, Frau Wirthin, drei von den Fischen blau
sieden." — 333.: „Ha, wird gleich g'scheh'n sein." — 33.:
„Da außen habt Ihr ja auch Salat in Euerem Gärtchen?"
— 333.: „Mir essen alle Tag ein', er schmeckt unfern Leuten
gar gut." — B.: „So macht uns auch noch Salat zu den
Hähnchen." — 333.: „Meigl, geh' 'naus, schneid' an Salat
ab und thu'n putz'n, aber fei' schön sauber, und Ihn' Dich
zuerscht schneuzen!"
Nach einer halben Stunde saß der Herr Vikar und seine
Lehrer bei gebratenen Hühnern mit Salat und blaugesottenen
Forellen, nachdem sie vorher schon Preßwurst, dann Schinken
mit Butterbrod gegessen und von vornherein auf die Stillung
ihres Hungers beinahe schon gänzlich hatten verzichten müssen.
Der herrliche Schmaus war die Frucht des Katechisirens.
D'rum, lieber Leser, wenn Du einmal in die Steiupfalz
kommst, so vergiß nicht, daß Du hier wohl oder übel Kate-
chisirübungen anstellen mußt, sonst bekommst Du nichts zu
essen, erfährst nicht einmal den Weg, den Du etwa nehmen
mußt, kurz Du bist, wenn Du nicht katechisirst, verrathen und
verkauft.
Der Herr Pfarrvikar kommt mit seinen zwei Schulleh-
rern, nach einem größeren Spaziergange, in das Wirthshaus
eines ziemlich großen Dorfes. Sie lassen sich Bier geben und
es entspinnt sich darauf folgendes Gespräch.
Vikar: „Frau Wirthin!" — Wirthin (aus der
Küche): „Gleich, Herr Vikari!" — V.: „Was gibt's denn
zu essen?" — W.: „Ha, z'essen hab'n mer jetzt wohl nix."
— V.: „Nun, gar nichts?" — W.: „Na, gar nix." —
V: „ Nun, habt Ihr denn nicht einmal Käse im Haus?" —
W.: „Ha, fährden (im vorigen Jahre) hob'n mer wull etlich-
mal oin dahoim g'hat, aber seither nimmer." —- V.: „Oder
Würste ? Ihr habt ja doch gestern geschlachtet?" — W.: „Ha,
die senn scho alle verkauft." — V.: „Oder Preßsack?" —
W.: „Ha, an Preßsack hab'n mer schon, wenn's einen mög'n."
— V.: „Nun ja, nur einmal her damit! (zu den Lehrern)
„So hätten wir jetzt doch wenigstens Etwas. Ich bin übri-
gens ziemlich hung'rig geworden und hätte Lust nach einem
ordentlichen Essen, statt dieser harten Preßwurst; ich denke,
wir katechisiren einmal weiter. Frau Wirthin!" — W.:
„Was?" — V.: „Habt Ihr denn sonst gar nichts?" —
W.: „Na, gar nix." — V. „Nun, Schinken habt Ihr doch
wohl?" — W.: „Ha, an Schinken hab'n mer schon, wenn's
ein' mög'n." — V.: „Nur gebracht. Butter habt Ihr doch
auch?" — W.: „Ha, warum denn nit? Michl, geh' amal
und trag' den Schrolln Butter dm!" — V. (zu den Leh-
rern): „Das geht immer besser. Jetzt hätten wir einstweilen
Preßwurst, Schinken und Butter; vielleicht läßt sich doch noch
ein ganz anständiges Essen herauskatechisiren. Frau Wirthin!"
— W.: „Was?" — V.: „Sonst habt Ihr nichts?" —
W.: „Na, snnst hab'n mer nix." — V.: „Da draußen fließt
' doch ein ganz schöner Bach am Dorfe
vorbei?" — W
heißt mer'n." — V.: „Da müßt's
doch, dächt' ich, Fische d'rin geben?"
— W.: „Ha,
da gibts a so viel und die hab'n
so rothe Dipferln, i weiß nit, Fuh-
rclln, glaub' ich, heißt mer's." —
33.: „Wem gehört denn das Fisch-
wasser?" - W.: „Das g'hörtuns."
— 33.: „Ja, warum habt Jhr's
denn nicht gleich gesagt; schickt doch
resp. in der Steinpfalz, praktisch angewandt.
'naus und laßt einige Forellen holen!" — W.: „Ha, das
können mer schon mache; müssen, mehr halt den Hannes aussi
schicke; Hannes, Hannes! geh g'schwind außi an' Fischkasten
und trag für'n Herrn Vikari fünf schöni Fischl rein, schick'
Dich aber, der Herr Vikari wart' d'rauf."
Hannes läuft fort. Während dessen bemerkt der Vikar
vor dem Hause eine ziemliche Anzahl Hühner. Er spricht
weiter: „Nein, daß uns aber dies nicht eher eingefallen ist;
die haben ja eine Masse Hühner da. Frau Wirthin!" —
333.: „Was?" — 33.: „Wem gehören denn die Hühner da
außen?" —W.: „Die Puttla (Hühner), die gehör'» unser."
— 33.: „Da habt Ihr denn doch jedenfalls auch Eier?" —
333.: „Ha, freilich!" — 33.: „Habt Ihr denn keine jungen
Hähne dabei?" — 333.: „Ha, da außen, da scharren gleich
vieri mit anander ummcr!" — 33.: „ Könnt Ihr denn keine
braten?" — 333.: „Ha, Hann ich gestern erst dem Herrn
Jnschenir zwei braten, das kann i scho." — 33.: „So fangt
drei und bratet's, wir essen jeder eins. Es wird immer bes-
ser. Da kommt der Hannes auch schon wieder zurück; wie
laß' sehen? Ah, fünf Prachtkerl, die können wir gar nicht
alle essen. "Also, Frau Wirthin, drei von den Fischen blau
sieden." — 333.: „Ha, wird gleich g'scheh'n sein." — 33.:
„Da außen habt Ihr ja auch Salat in Euerem Gärtchen?"
— 333.: „Mir essen alle Tag ein', er schmeckt unfern Leuten
gar gut." — B.: „So macht uns auch noch Salat zu den
Hähnchen." — 333.: „Meigl, geh' 'naus, schneid' an Salat
ab und thu'n putz'n, aber fei' schön sauber, und Ihn' Dich
zuerscht schneuzen!"
Nach einer halben Stunde saß der Herr Vikar und seine
Lehrer bei gebratenen Hühnern mit Salat und blaugesottenen
Forellen, nachdem sie vorher schon Preßwurst, dann Schinken
mit Butterbrod gegessen und von vornherein auf die Stillung
ihres Hungers beinahe schon gänzlich hatten verzichten müssen.
Der herrliche Schmaus war die Frucht des Katechisirens.
D'rum, lieber Leser, wenn Du einmal in die Steiupfalz
kommst, so vergiß nicht, daß Du hier wohl oder übel Kate-
chisirübungen anstellen mußt, sonst bekommst Du nichts zu
essen, erfährst nicht einmal den Weg, den Du etwa nehmen
mußt, kurz Du bist, wenn Du nicht katechisirst, verrathen und
verkauft.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Katechisiren in der Oberpfalz, resp. in der Steinpfalz, praktisch angewandt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)