Bersbaustudien.
Vorrede zu den Glossen.
Wenn in dir selbst genug Gedanken nicht mehr sprossen,
Nimm einen alten Spruch und mach' darüber Glossen.
Wie ein Gewebe hell, mit Golddraht fein durchschossen,
Wird deines Sinnens Quell vom fremden Wein durchflossen.
Was dir das Thema Leut, macht dich zuerst verdrossen,
Wie faulen Hafer käu't ein Schwarm von müden Rosien,'
Doch bald hat neue Lust Apoll in dich gegossen,
Den Seufzern deiner Brust sein göttlich Ohr erschlossen.
Der erste Vers, niit Pein, regt kümmerlich die Flossen,
Doch an den ersten reih'n beschwingt sich die Genossen, —
Wenn Leser du zuvor nicht Achnlichcs genosien,
So lci^' ein gnädig' Ohr den neugcback'nen Posten!
Thema: O du alte Klapperschlange!
Du machst mir mein Herz so bange!
Du liegst mir in meiner Haut,
Wie die Wurst im Sauerkraut!
Altes Volkslied.
Glossen.
Um mein holdes Lieb zu feiern,
Hoch und würdig zu besingen,
Darf ich nichts Gemeines leiern.
Jede Spur von ird'schen Dingen
Such' ich sorglich zu verschleiern;
Singe von der Rosenwange!
Von der Stimme Silberklange!
Taktlos war es und verwegen,
Rief' ich ihr zum Gruß entgegen:
O du alte Klapperschlange!
79
Doch cs kann mir nicht entgehen,
Trotz dem Dienst, den ich ihr weihe,
(Leider muß ich cs gestehen!)
Scheint in ihrer Sklaven Reihe
Sic noch And're gern zu sehen.
Dieses quält mich oft und lauge!
In der Leidenschaften Drange
Klingt es mir wie ernste Mahnung. —
Unglücksel'ge, schwarze Ahnung!
Du machst mir mein Herz so bange!
Nicht, daß ich sie kalt gefunden!
Oft kam sic mir zart entgegen,'
Doch mein Herz kann nicht gesunden,
Dieser Nebenbuhler wegen.
Nie werd' ich der Furcht entbunden!
Wie? Beim Preis' der holden Braut
Werden solche Zweifel laut!
Eifersucht! mit tollen Faxen!
Du bist ganz mit mir verwachsen,
Du liegst mir in meiner Haut!
Du liegst mir in allen Sinnen,
In den Gliedern, in den Kniecn!
Störst mir jegliches Beginnen!
Alach st in finstern Phantasien
Mir das Blut zu Eis gerinnen!
Diesem Liede sci's vertraut,
Wie mir vor der Zukunft graut!
Traurig, abgehärmt und mager,
Lieg' ich Nachts in meinem Lager,
Wie die Wurst im Sauerkraut.
Aus den populären Vorträgen des Professors
, Dr. Regenpfeifer.
Warum werfen gegenwärtig die Zinshäuser
ein so geringes Erträgniß ab? Die Nothwendigkeit
dieser Thatsache wird uns eine einfache Betrachtung klar
machen. Die von einem Zinshaus zu entrichtende Steuer
wird naä> dem Erträgnisse desselben bemcsien, je mehr also
ein solches Erträgniß beträgt, desto höher wird auch die Steuer
; davon sein — also: je höher das Erträgniß, desto
höher die Steuer. — Auf der andern Seite aber muß
das Reincrträgniß desto geringer sein, je mehr davon in Ab-
schlag zu bringen ist — das ist elementar — also: je höher
die Steuer, desto geringer das Erträgniß.
Aus diesen beiden gewonnenen Wahrheiten erhellt aber
sonnenklar, daß: dasErträgniß desto höher, je gerin-
ger die Steuer; ferner aber unwidersprechlich, daß: je ge-
ringer dasErträgniß, desto geringer dieStcucr
und desto höher das Erträgniß sei, daß also die einzige
Möglichkeit für die Hauseigenthümer, das Erträgniß ihrer Häuser
zu steigern, darin besteht, wenn sic den Zins erniedrigen.
Vorrede zu den Glossen.
Wenn in dir selbst genug Gedanken nicht mehr sprossen,
Nimm einen alten Spruch und mach' darüber Glossen.
Wie ein Gewebe hell, mit Golddraht fein durchschossen,
Wird deines Sinnens Quell vom fremden Wein durchflossen.
Was dir das Thema Leut, macht dich zuerst verdrossen,
Wie faulen Hafer käu't ein Schwarm von müden Rosien,'
Doch bald hat neue Lust Apoll in dich gegossen,
Den Seufzern deiner Brust sein göttlich Ohr erschlossen.
Der erste Vers, niit Pein, regt kümmerlich die Flossen,
Doch an den ersten reih'n beschwingt sich die Genossen, —
Wenn Leser du zuvor nicht Achnlichcs genosien,
So lci^' ein gnädig' Ohr den neugcback'nen Posten!
Thema: O du alte Klapperschlange!
Du machst mir mein Herz so bange!
Du liegst mir in meiner Haut,
Wie die Wurst im Sauerkraut!
Altes Volkslied.
Glossen.
Um mein holdes Lieb zu feiern,
Hoch und würdig zu besingen,
Darf ich nichts Gemeines leiern.
Jede Spur von ird'schen Dingen
Such' ich sorglich zu verschleiern;
Singe von der Rosenwange!
Von der Stimme Silberklange!
Taktlos war es und verwegen,
Rief' ich ihr zum Gruß entgegen:
O du alte Klapperschlange!
79
Doch cs kann mir nicht entgehen,
Trotz dem Dienst, den ich ihr weihe,
(Leider muß ich cs gestehen!)
Scheint in ihrer Sklaven Reihe
Sic noch And're gern zu sehen.
Dieses quält mich oft und lauge!
In der Leidenschaften Drange
Klingt es mir wie ernste Mahnung. —
Unglücksel'ge, schwarze Ahnung!
Du machst mir mein Herz so bange!
Nicht, daß ich sie kalt gefunden!
Oft kam sic mir zart entgegen,'
Doch mein Herz kann nicht gesunden,
Dieser Nebenbuhler wegen.
Nie werd' ich der Furcht entbunden!
Wie? Beim Preis' der holden Braut
Werden solche Zweifel laut!
Eifersucht! mit tollen Faxen!
Du bist ganz mit mir verwachsen,
Du liegst mir in meiner Haut!
Du liegst mir in allen Sinnen,
In den Gliedern, in den Kniecn!
Störst mir jegliches Beginnen!
Alach st in finstern Phantasien
Mir das Blut zu Eis gerinnen!
Diesem Liede sci's vertraut,
Wie mir vor der Zukunft graut!
Traurig, abgehärmt und mager,
Lieg' ich Nachts in meinem Lager,
Wie die Wurst im Sauerkraut.
Aus den populären Vorträgen des Professors
, Dr. Regenpfeifer.
Warum werfen gegenwärtig die Zinshäuser
ein so geringes Erträgniß ab? Die Nothwendigkeit
dieser Thatsache wird uns eine einfache Betrachtung klar
machen. Die von einem Zinshaus zu entrichtende Steuer
wird naä> dem Erträgnisse desselben bemcsien, je mehr also
ein solches Erträgniß beträgt, desto höher wird auch die Steuer
; davon sein — also: je höher das Erträgniß, desto
höher die Steuer. — Auf der andern Seite aber muß
das Reincrträgniß desto geringer sein, je mehr davon in Ab-
schlag zu bringen ist — das ist elementar — also: je höher
die Steuer, desto geringer das Erträgniß.
Aus diesen beiden gewonnenen Wahrheiten erhellt aber
sonnenklar, daß: dasErträgniß desto höher, je gerin-
ger die Steuer; ferner aber unwidersprechlich, daß: je ge-
ringer dasErträgniß, desto geringer dieStcucr
und desto höher das Erträgniß sei, daß also die einzige
Möglichkeit für die Hauseigenthümer, das Erträgniß ihrer Häuser
zu steigern, darin besteht, wenn sic den Zins erniedrigen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Versbaustudien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 714, S. 79
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg