90 Ein probates Mittel.
Un dann, wenn mcr crscht weiter nuff kommt in de säck'sche
Schweiz, das is doch Alles gar zn schecne. Säh'n Se, ich
bin Sie vor ä baar Jahren ämal in de merkliche, echte Schweiz
gewesen, aber da bringt mich gewiß Keener nich wieder so ,
balde hin. Das nennen de Leite dort ä Vergnügen, aber ich
will Se sagen, eene Schinderei is es. Die verslicksten Berge
nehmen gar keen Ende nick, und eener is immer höher als
! der andere. Da is uns're säck'sche Schweiz doch viel hibschcr
eingerichtet, denn da hat doch noch jeder Berg ä Ende, aber ;
in der merklichen Schweiz giebt Sic'S Berge, wo se müssen
crscht große Löcher in de Wolken hau'n, daß de Berge dorch-
gcsteckt werden können, nn ä End sicht gar kee Mensch nich
von solchen Bergen. Bon ä ordentlichen Boome oder Gestreichern
is dort doch keene Spur'nich, wie bei uns in Dahrand bei
de heiligen Hallen; in de Schweiz bekläben se im Winter
alle Berge mit Eis un ncnncn's dann in Sommer Klatscher
un da kann Jeder im heeßcsten Juli oder Angustmonate sich
das schöne Vergnügen machen, usf so ä Eisklätscher Hals un
Beenc zu brechen. So was kommt doch bei uns in der säck'-
schcn Schweiz gar nich vor. Un theier is eö in der echten
Schwcizerschweiz, daß Eenen die Haare wackeln könnten, wenn
mer nich Gott sei Dank, Geld grade genug hätte. Wie gesagt,
wenn mer'sch nich'n Schwcizcrkäse zu Liebe thäte, brauchte mer-
gar nich in die Schweiz zu reesen."
„Ich habe mich aus dem Grunde ooch jetzt mehr in das
Nordlichte flache Land mit meine Reisen ausgedehnt, wo mer
immer ooch nich so sehre viele Fremde treffen thut nn hibsch
is Sie's ooch in solche platte Gegenden, wenn mer nur Geld
hat un kann was druff gehen laßen."
„Nur Eeens that mich immer bei meine Neesen scheniren;
s' is eegentlich eene lächerliche Klcenigkcit, aber ärgern that
mich's doch immer wieder, so oft mersch passirte. Un wissen Sie
denn, meine Herrens, was das war? Das war Sie näm-
lich das, daß ich mer immer unterwegs de Klcedungsstücke
so sehre verknitschte und zerknutschte. Das heißt nich
etwa die Sachen, die mer am Leibe hat, sondern aber die
Klcever, die mer in n' Koffer cingcpackt hatte. Iber meinen
schwarzen Frack hatte ich mich Sie allemal selber schwarz
ärgern können,' mit dem Racker konnte ich mir bci'n Einpacken
so viel Mühe geben, als wie ich nur wollte, un wenn ich ooch
meinctswcg eenmal dachte: diesmal hast'n aber ganz schcene
un ohne Knitterchcn in 'n Koffer 'nein gebracht un wenn ich
dann mcinctswegcn 'n andern Tag ärgendwo ankommen that,
und packt e'n aus — ei, Du mein liebes Hcrrechen! — wie
j that er da aussehen! Knitsch an Knitsch un Falte an Falte!
Un sühn Se, meine Herrens, das is Sie doch eegentlich im-
mer mehr oder weniger recht sehre ärgerlich, denn wenn mer
in eene fremde Stadt kommt, da muß mer sich ooch ä bischen
ordentlich nobel machen un ä Frack anzieh'n, wenn mcr was
vorstellen will, un 's Geld derzu is ja eemal Gott sei Dank
da, also warum sollte mer denn niche!?"
„Nu kam aber immer die Acrgerlichkeit mit meinen Frack
derzu un das hat mcr oste 's Leben verbittert. Das eene Mal
ging mersch aber gar zu schändlich. Ich packe also meine Sachen
ein und will incr ä mal 'n Rhein ä bischen ansch'n. Wie
ich nach Lcibz'g komme, will ich mich fein in Wicks wärfen,
backe aus un will'n Frack anzieh'n — ja proste Mahlzeit!
Wie ich 'n aus'n Koffer nehmen thue, ach, Du meine Gite,
Knitsch an Knitsch, alles eene FalteUIch denke: so kannst'e
Dich nich seh'n lassen un packe gleich wieder ein un mache
mit'n nächsten Zug nach Basel. Da wollt ich ä baar Tage
bleiben, ich packe also meinen Frack aus — hol mich Der nn
Jener! schon wieder ganz verknutscht! Da kannste nich bleiben,
denk ich un rutschte gleich noch denselben Bormittag nach Frank-
fort. Da back' ich ooch wieder meinen Frack aus — 's is
zum närr'sch wer'n — alles voll Falten un Brüche. Nu dacht'
ich mir aber: Uff'n Rheine is Alles so nobel, da darfst Du
Dich nich mit Deinem zerknitterten Frack seh'n lassen, denn
da müßte mcr sich ja vor sich selber schämen, zumal wenn
mer Gott sei Dank 's Geld derzu hat. Ich denke also:
da machst'e uff de andere Seite iber Wärzborg wieder hceme
nach Dräsen. Ich packe nu ooch gleich ein nn fahre wieder
fort. In Wärzborg wollte ich mer doch de Merkwürdigkeeten
ä bischen ansch'n, aber glooben Se's denn meine Herrn? —
wie ich mcinen^Frack auspacke, hat die Karnaljc immer wieder
Falten nn Knitsche."
„Da Word' ich aber rackrig un withend un setzte mich
gleich wieder usf de Eisenbahn un machte in eener Tour nach
Dräsen zoricke, aber Knitschen un Falten hatte mei'
Frack doch, wie ich 'n wieder in Dräsen auspackcn that."
„Sähn Se, das machte mich ganz mißvcrgnigt un ich
nahm mcr vor, eegentlich so balde gar nich wieder zu vcrreescn.
Das eene Jahr hielt ich's ooch richtig n' Sommer in Dräsen
aus, aber dies Jahr, hären Se, da hätte mich nischt nich
mehr zorickgehalten; eene Reese mußte gemacht wcr'en. Ich
dachte: Du werscht Der ämal Berlin anseh'», denn nach eener
gebärgigtcn Gegend erloobten mir schon meine Hühneroogcn
nich zu gch'n."
„Ich recse also eenes Morgens mit der Eisenbahn nach
Berlin. Weil untcrwcgens nich viel Gegend vorhanden is, so
kann mer sich mehr uff de Unterhaltung legen. Gleich neben
mir saß also ooch so ä recht hibscher, netter Mann, der mit
nach Berlin wollte. Mir thaten uns balde in ä Gcschpräche
mit cnandcr verwickeln un da kam denn die Rede uff allerlcehand
Sachen. Der Heer reiste ooch viel in der Welt herum zu seinen
Bergnigen un wie er sagte, war bei ihm Gott sei Dank ooch
Geld genug da."
„Nu kamen mcr so bei'm Dischkurirn ooch mit usf 'sEin-
packen zu reden un ich sagte, daß ich gar nich gerne mehr
reesen thäte, weil ich meinen Frack niemals ohne Falten und
! Knitsche einpacken konnte un mich dann schämte, so zerknitscht
an ä fremden Orte auszugchen."
„Da sagte usf eenmal der fremde Horrc: I Herr Jcmfl
necchcn, wcnn'S weiter nischt nich is, da is ja ganz leichte
abzuhelfcn."
„Is es denn wohl menschenmöglich?" sag' ich. „Ei, da
wäre ich Sic sehre dankbar, wenn Sie mir das Mittel sagen
- könnten."
Un dann, wenn mcr crscht weiter nuff kommt in de säck'sche
Schweiz, das is doch Alles gar zn schecne. Säh'n Se, ich
bin Sie vor ä baar Jahren ämal in de merkliche, echte Schweiz
gewesen, aber da bringt mich gewiß Keener nich wieder so ,
balde hin. Das nennen de Leite dort ä Vergnügen, aber ich
will Se sagen, eene Schinderei is es. Die verslicksten Berge
nehmen gar keen Ende nick, und eener is immer höher als
! der andere. Da is uns're säck'sche Schweiz doch viel hibschcr
eingerichtet, denn da hat doch noch jeder Berg ä Ende, aber ;
in der merklichen Schweiz giebt Sic'S Berge, wo se müssen
crscht große Löcher in de Wolken hau'n, daß de Berge dorch-
gcsteckt werden können, nn ä End sicht gar kee Mensch nich
von solchen Bergen. Bon ä ordentlichen Boome oder Gestreichern
is dort doch keene Spur'nich, wie bei uns in Dahrand bei
de heiligen Hallen; in de Schweiz bekläben se im Winter
alle Berge mit Eis un ncnncn's dann in Sommer Klatscher
un da kann Jeder im heeßcsten Juli oder Angustmonate sich
das schöne Vergnügen machen, usf so ä Eisklätscher Hals un
Beenc zu brechen. So was kommt doch bei uns in der säck'-
schcn Schweiz gar nich vor. Un theier is eö in der echten
Schwcizerschweiz, daß Eenen die Haare wackeln könnten, wenn
mer nich Gott sei Dank, Geld grade genug hätte. Wie gesagt,
wenn mer'sch nich'n Schwcizcrkäse zu Liebe thäte, brauchte mer-
gar nich in die Schweiz zu reesen."
„Ich habe mich aus dem Grunde ooch jetzt mehr in das
Nordlichte flache Land mit meine Reisen ausgedehnt, wo mer
immer ooch nich so sehre viele Fremde treffen thut nn hibsch
is Sie's ooch in solche platte Gegenden, wenn mer nur Geld
hat un kann was druff gehen laßen."
„Nur Eeens that mich immer bei meine Neesen scheniren;
s' is eegentlich eene lächerliche Klcenigkcit, aber ärgern that
mich's doch immer wieder, so oft mersch passirte. Un wissen Sie
denn, meine Herrens, was das war? Das war Sie näm-
lich das, daß ich mer immer unterwegs de Klcedungsstücke
so sehre verknitschte und zerknutschte. Das heißt nich
etwa die Sachen, die mer am Leibe hat, sondern aber die
Klcever, die mer in n' Koffer cingcpackt hatte. Iber meinen
schwarzen Frack hatte ich mich Sie allemal selber schwarz
ärgern können,' mit dem Racker konnte ich mir bci'n Einpacken
so viel Mühe geben, als wie ich nur wollte, un wenn ich ooch
meinctswcg eenmal dachte: diesmal hast'n aber ganz schcene
un ohne Knitterchcn in 'n Koffer 'nein gebracht un wenn ich
dann mcinctswegcn 'n andern Tag ärgendwo ankommen that,
und packt e'n aus — ei, Du mein liebes Hcrrechen! — wie
j that er da aussehen! Knitsch an Knitsch un Falte an Falte!
Un sühn Se, meine Herrens, das is Sie doch eegentlich im-
mer mehr oder weniger recht sehre ärgerlich, denn wenn mer
in eene fremde Stadt kommt, da muß mer sich ooch ä bischen
ordentlich nobel machen un ä Frack anzieh'n, wenn mcr was
vorstellen will, un 's Geld derzu is ja eemal Gott sei Dank
da, also warum sollte mer denn niche!?"
„Nu kam aber immer die Acrgerlichkeit mit meinen Frack
derzu un das hat mcr oste 's Leben verbittert. Das eene Mal
ging mersch aber gar zu schändlich. Ich packe also meine Sachen
ein und will incr ä mal 'n Rhein ä bischen ansch'n. Wie
ich nach Lcibz'g komme, will ich mich fein in Wicks wärfen,
backe aus un will'n Frack anzieh'n — ja proste Mahlzeit!
Wie ich 'n aus'n Koffer nehmen thue, ach, Du meine Gite,
Knitsch an Knitsch, alles eene FalteUIch denke: so kannst'e
Dich nich seh'n lassen un packe gleich wieder ein un mache
mit'n nächsten Zug nach Basel. Da wollt ich ä baar Tage
bleiben, ich packe also meinen Frack aus — hol mich Der nn
Jener! schon wieder ganz verknutscht! Da kannste nich bleiben,
denk ich un rutschte gleich noch denselben Bormittag nach Frank-
fort. Da back' ich ooch wieder meinen Frack aus — 's is
zum närr'sch wer'n — alles voll Falten un Brüche. Nu dacht'
ich mir aber: Uff'n Rheine is Alles so nobel, da darfst Du
Dich nich mit Deinem zerknitterten Frack seh'n lassen, denn
da müßte mcr sich ja vor sich selber schämen, zumal wenn
mer Gott sei Dank 's Geld derzu hat. Ich denke also:
da machst'e uff de andere Seite iber Wärzborg wieder hceme
nach Dräsen. Ich packe nu ooch gleich ein nn fahre wieder
fort. In Wärzborg wollte ich mer doch de Merkwürdigkeeten
ä bischen ansch'n, aber glooben Se's denn meine Herrn? —
wie ich mcinen^Frack auspacke, hat die Karnaljc immer wieder
Falten nn Knitsche."
„Da Word' ich aber rackrig un withend un setzte mich
gleich wieder usf de Eisenbahn un machte in eener Tour nach
Dräsen zoricke, aber Knitschen un Falten hatte mei'
Frack doch, wie ich 'n wieder in Dräsen auspackcn that."
„Sähn Se, das machte mich ganz mißvcrgnigt un ich
nahm mcr vor, eegentlich so balde gar nich wieder zu vcrreescn.
Das eene Jahr hielt ich's ooch richtig n' Sommer in Dräsen
aus, aber dies Jahr, hären Se, da hätte mich nischt nich
mehr zorickgehalten; eene Reese mußte gemacht wcr'en. Ich
dachte: Du werscht Der ämal Berlin anseh'», denn nach eener
gebärgigtcn Gegend erloobten mir schon meine Hühneroogcn
nich zu gch'n."
„Ich recse also eenes Morgens mit der Eisenbahn nach
Berlin. Weil untcrwcgens nich viel Gegend vorhanden is, so
kann mer sich mehr uff de Unterhaltung legen. Gleich neben
mir saß also ooch so ä recht hibscher, netter Mann, der mit
nach Berlin wollte. Mir thaten uns balde in ä Gcschpräche
mit cnandcr verwickeln un da kam denn die Rede uff allerlcehand
Sachen. Der Heer reiste ooch viel in der Welt herum zu seinen
Bergnigen un wie er sagte, war bei ihm Gott sei Dank ooch
Geld genug da."
„Nu kamen mcr so bei'm Dischkurirn ooch mit usf 'sEin-
packen zu reden un ich sagte, daß ich gar nich gerne mehr
reesen thäte, weil ich meinen Frack niemals ohne Falten und
! Knitsche einpacken konnte un mich dann schämte, so zerknitscht
an ä fremden Orte auszugchen."
„Da sagte usf eenmal der fremde Horrc: I Herr Jcmfl
necchcn, wcnn'S weiter nischt nich is, da is ja ganz leichte
abzuhelfcn."
„Is es denn wohl menschenmöglich?" sag' ich. „Ei, da
wäre ich Sic sehre dankbar, wenn Sie mir das Mittel sagen
- könnten."