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25 ! Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- )»«*** Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions-M

. ' I Handlungen, sowie von allen Postämtern und ck!M « 20» preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.j_‘

Zeitungsexpeditionen angenommen. oder 2 Rthlr.5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder4Sgr.

Eine namenlose Novelle.

„Nun bin ich meine sechzig alt und meine Beine beginnen
zn schlottern", sprach der Banguier Erl, „aber an unserem Hoch-,
zeitstage, liebe Camilla, da lasse ich mir's nicht nehmen, ein
Tänzchen mit Dir zu machen; habe ich recht?" Dabei blickte
er seine Gemahlin mit einem unbeschreiblichen Ausdrucke sanf-
ten Glückes an, dem sich jedoch ein schelmisches Zwinkern an-
schlvß. „Ah, lieber Banguier," fiel ein junger Elegant ein,
indem er alles, was Bart heißt, aus dem Halstuche hcrvor-
Zog, „Alter schützt also auch vor Tanzen nicht? Nun ich könnte
ein Buch darüber schreiben!"

Der Banguier lächelte und reichte seiner Gemahlin den

Arm, um sich einen Augenblick darauf in den Kreis der
tanzenden Paare cinznflcchten. Bald waren Aller Blicke auf
ihn gerichtet, auf den sechzigjährigcn Mann, der nicht dahin
schwebte in feinen zierlichen Wendungen, auch nicht dahin-
raste in kühngcstürmten Walzerschritt, auf dessen Zügen
sich aber das Vergnügen sichtlich abspicgeltc. Und wenn auch
viele der Anwesenden sich eines spöttischen Lächelns nicht
enthalten mochten, sammelten sich doch Alle, als der letzte i
Walzertakt verrauscht war, um den Hausherrn, ihm die
schmeichelhaftesten Bemerkungen über seine Rüstigkeit und l
Rührigkeit zu machen. ,

„Nichts da, lieber Banguier!" rief der obenerwähnte !
Elegant aus, „wir protcstiren feierlich dagegen, daß Sie 1
uns alle durch Ihr Tanzen in den Augen der Damen total
ruiniren! Mit dem Schlottern, lieber Freund, hat's gute
Weile!"

„Und doch," fiel eine Dame ein, die den Rubicon der
Dreißiger bereits überschritten hatte, „tanzt der Herr Banguier,
wie Fama spricht, seit undenklichen Zeiten nur einmal im
Jahre — an seinem Hochzeitstage."

„Und wie die Erfahrung spricht," sagte eine im Leben
und Salon Sitzcngeblicbcne mit bitterer Pikantcric, „nur mit
seiner Frau Gemahlin."

„Sie entrinnen uns nicht, Banguier," fiel ein anderer
Elegant mit intriguirendem Tone ein, „gestehen Sic, daß Sie
cs seit jeher gewagt haben, bei der Damenwahl Körbe zu ver-
abreichen. Sie widerstanden dem reizendsten Lächeln, dem necki-
schen Schmollen unserer unwiderstehlichsten Damen!"

Der Banguier lächelte cigcnthümlich und erwiderte:
„Meine Herren und Damen! keine Wirkung ohne Ursache; cs
ist eine eigene Geschichte, die „Sie uns erzählen müssen,"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine namenlose Novelle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Tanz <Motiv>
Ehepaar <Motiv>
Alter
Karikatur
Hochzeitstag
Publikum <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 30.1859, Nr. 729, S. 193
 
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