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Der letzte Wille.

j aufsteigenden Nebel einem Zauberschleier glichen, den spielende
; Feenhände über die wellenförmigen Rebenhügel breiteten, oder
es habe ihn der Anblick des dahinter in's nächtliche Dunkel
zurücktretenden Hochgebirgs, davon mehr als eine schlanke Berg-
spitze die Wiege eines königlichen Geschlechtes gewesen, also
begeistert. Nein, Du würdest Dich bitter täuschen. Bäckerbaste's
des Jüngeren Herz schlug höher bei'm Anblick von Bäckerbaste
senior, des Stadtraths, seinem Chaischcn.

„Sein' mürbe Achs hält de mein nit aus," murmelte
er vor sich hin, und damit weißt Du nun, was in dem
Herzen des unglücklichen Sohnes vorging, dem sein Vater das
Leben blos deswegen gegeben zu haben schien, um ihm die
Lieferung zu rauben.

Ein starker Peitschenhieb — links (statt rechts) vorge-
sahren — noch ein Hieb — unmerklich aber kräftig das rechte
Seitfett angczogcn — und — krich! krach! — da lag Bäcker
Schwarz der Aeltere, dessen vordere Achse gebrochen war und
der, als ein wohlbeleibter Mann, das Uebergcwicht des Gefährts
entschieden, auf der Straße!

„Einen Blick zum Attentate
Mit dem Rade

warf der schlechte Mensch zurück" — und das Dunkel der
Dämmerung nahm ihn auf. Der Vater konnte ihn nicht er-
kannt haben, denn er hatte mehr als genug zu thu», um
aus die altersschwachen Beine zu kommen. Wenn er nur keines
gebrochen!

Doch darüber erhielt der Sohn noch am Abend beruhi-
gende Gewißheit, da er sich unbefangen in den Ochsen, ihre
beiderseitige Herberge, begab, und seine Heimkunft um ein
und eine halbe Stunde später datirend, einen sehr unange-
nehmen Streit wegen des „Metzgergangs" mit seinem Vater
anfing, dessen Beilegung die vereinten Kräfte des Stadtraths
Häberlc und Obcrfcucrschauers Stähle erforderte.

Das war der „letzte Streit."

„Wenn's aber der lieb' Gott in sei'm ewigen Rath an-
ders mit Ihnen b'schlossen haben sollt'", sagte, eben als der
Sohn eintrat, der Herr Stiftsobcrhclfer Strehlin, „so könnet
Se ja mit ein Trost abscheidcn, daß der lieb' Gott Ihna sein
Segen schon im Zeitlichen 'geben hat und für Ihre Hinter-
bliebenen g'sorgt ist."

Bei diesen Worten des ehrwürdigen Herrn, der unauf-
gefordert an das Krankenlager geeilt war, fuhr Herr Schwarz
senior rasch mit der Hand über sein Gesicht — zweifelsohne
um seine Thränen zu verbergen.

Hierauf reichte er dem Sohn, der über sein bleiches
Aussehen in der That erschrocken war, die Hand und sagte be-
deutungsvoll mit schwacher Stimme: „nachher noch!"

Nachdem der Herr Obcrhclfer sofort ein Gebet gesprochen
und, wohl mit Rücksicht auf den Sohn, sich entfernt hatte, so
sagte er: „Baste es soll vergessen sein, was iin Ochsa vor-

g'sallen ist, so wahr mir Gott im Himmel hclf', und Du
vergißt, was in Rißstall vorg'fallcn ist?"

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der letzte Wille"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Sturz <Motiv>
Kutsche <Motiv>
Unfall <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 785, S. 19

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Rechteinhaber
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