Fliegende Blätter (33.1860 (Nr. 783-808))

116 Wie der Revierjäger Hagedorn :c.

hatte Hagedorn ja bereits in voriger Nacht gesorgt, so eben
sieht er die Früchte seiner Arbeit auf's Neue, — denn die
elegante Jagdgesellschaft geht bereits zum dritten Male in
schnellster pace über die Bühne.

Hagedorn konnte sich nicht satt sehen an diesem für ihn
ganz neuen Schauspiele, endlich stand er ans und murmelte:
„Na, nu kriegt se noch twee Retouren, nu mut ick wohl hen
gähn, datt ick glick tor Hand bin." Sprach's, klopfte sein
Pfeifchen aus und schleuderte langsam dem verhängnißvollen
Ziegelofen zu. — Wie die Sache hier eigentlich enden würde,
davon hatte er selbst keinen klaren Begriff; es war aber auch
nicht viel Zeit, hierüber nachzudenken, denn im nächsten Mo-
ment kam die abgehetzte Meute keuchend heran und drängte
sich unter Raufen und Beissen Hund für Hund durch das
enge Schürlvch in den Zicgelofen. Polydor, der berühmte
Polydor, ist abermals der Erste, er hat den Häring erwischt,
welcher ihm indes; von seinen Kameraden streitig gemacht wird.
Hagedorn kniet vor dem Schürloch nieder und schreit in den
Ziegelofen: „Faß' ihn, Polydor, faß' ihn, Newton, faß ihn,
Tiny, faß' das Füchschen! faß', faß', faß'!"

Inzwischen ist der erste Reiter herangekommen und frägt
nach dem Fuchs. — Hagedorn hört und sieht nicht und fährt
fort, die Hunde auf einander zu hetzen. Der Reiter galop-
pirt zweimal rund um den Ziegelofen, um einen Eingang zu
finden und kehrt dann mit betrübtem Gesichte zu dem engen
Schürloche zurück, vor welchem Hagedorn noch immer kniet
und hetzt. — „Kann Sie nicht fassen die brush — ich müs-
sen haben die brush*), ich geben ein Pfund for die brush!"
rief der Engländer. — „Ja, hier is nitt mehr to „brush“,
se häwt ein mit Hut un Hoar upfräten!" erwiderte Hage-
dorn mit Ruhe. — „Upfräten?!" fragte der Engländer,
wie heißt „upfräten?" — Hagedorn zeigte mit dem Finger
auf den Mund und machte dann eine, Alles verloren gebende
Pantomime. — Darob entsetzte sich der Englishman dermaßen,

*) brush ist die Lunte oder der Schwanz des Fuchses, welche der
zuerst ankommende Reiter als Siegstrophäe zu siäi nimmt.

Wohlgemeinter Wunsch.

daß er mit aufgesperrten Angen und Munde im Sattel in
die Höhe rückte und wie eine Statue in den Bügeln stehen
blieb. Im nächsten Moment aber sprang er vom Pferde und
eilte an das Schürloch, um init eigenen Augen das Uner-
hörte zu schauen. Er konnte aber Nichts entdecken, als einen
wüthenden Knäuel sich balgender Hunde.

„Es ist nicht möglich," sprach er, indem er tvieder auf-
stand und den Staub von den Knieen klopfte; „es ist nicht
möglich un fressen die fox in so short a time! — steigen
Sie über das Uall, Sir, steigen Sie über, at least you will
find the brusli, ich geben zwei Pfund for die brush! hat
Sie verstanden, zwei Pfund! — aber Sie muß machen
haste, quiek, quick!“

(Schluß folgt.)

Wohlgemeinter Wunsch.

Hausfreund: „Gnädige Frau, ich komme, Abschied
zu nehmen — die Ordnung gewisser Familien-Angelegen-
heiten nöthigt mich, auf kurze Zeit zu verreisen."

Hausfrau: „Nun, so kommen Sie nur hübsch bald
zurück und bleiben Sie ja nicht gar so lang!"

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