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Jedermann wird fyöflid) ersucht die Thüre zuzumachen.
Die alten Völker hatte» zwar Oeffnungen, Eingänge an
ihren Höhlen, Behausungen, Wohnungen, Tempeln :c., aher in
der Einfalt ihrer Herzen kamen sie nicht gleich ans den Ge-
, danken, diese Oeffnnngen mit einer beweglichen Klappe zu ver-
I sehen.
Jetzt hat sich das sehr geändert, es existirt nichts mehr
ohne wohlverschlicßbare Thüren, hervorgegangen aus der Noth-
wendigkeit, dem ebenfalls sehr gesteigerten Bedürfnis; der nnbe-
fugten Eindringerei entgegen zu treten. Geldschränke, Docn-
i mentcnschränke, Brodschränke, Mägdekammern, Keller, Holzlegcn,
die Häuser im Allgemeinen, kurzum an jedem Raum befinden
sich Thüren, selbst' am Himmel, nur so viel wir wissen an der
Hölle nicht.
So nothwendig diese Einrichtung nach jetzigen Verhält-
nissen nun auch ist, 'ist es aber nicht genug, daß man Thüren
hat, nein, die Hauptsache ist, daß diese auch gehörig zngemacht
werden! Erstlich erfordert cs die jetzige Ordnung und Bildung
im Allgemeinen; zweitens werden die Zimmer geheizt und das
Brennmaterial ist viel thenrer wie sonst; drittens ist der Zug
i den Kindern des neunzehnten Jahrhunderts nachtheilig.
Erwiese» ist aber, daß eine große Zahl von Menschen
die Thüren nicht znmacht, welches dadurch bewiesen wird, daß
au einer Menge von Thüren Zettel angenagelt sind, an denen
zu lesen ist: „Man bittet die Thüre zu schließen!" oder „Je-
dermann wird höflich ersucht, die Thüre zuzumachen!" oder
kurz weg: „Thür zu!" Es ist nun aber meist gewiß, daß
immer solche Thüren offen stehen, an denen sich derartige Zettel
befinden.
Du wirst es nicht übel deuten, lieber Leser, wenn wir
behaupten, daß das schöne Geschlecht die Thüre zuzumachen
nicht Lust hat. Was liegt z. B. dem schönen Geschlecht dar-
an, wenn es sich in der Zugluft der Erkältung aussetzt, da
zu gleicher Zeit der Zug der Herzen mit schwunghafter Leich-
tigkeit durch Hausthüren, Treppenhäuser in den Salon, oder
wo's nicht so hoch hergeht, dnrch's Stübchen zum Fenster hin-
aus weht und strömt?
In ganz Europa ist man einverstanden, daß die Thüren
durchaus zngemacht werden sollen — aber sie werden nicht
zngemacht! Für die Hausthüren bestehen strenge polizeiliche
Verordnungen gegen diejenigen, die sic offen lassen — und den-
noch werden sie nicht zngemacht! Niemand wollte und konnte
I es gelingen, eine Frage zu lösen, bei der die halbe Menschheit
. gleich sehr interessirt ist, bis man endlich jetzt, ans den rich-
tigen Gedanken gekommen ist, nämlich, den Impuls zu
! einer mechanischen Thätigkcit, gegen den der Jn-
! stinkt arbeitet, dennoch wieder durch den Instinkt
hervorzubringen.
Spiegel, von der Größe, daß sic ein menschliches Ge-
sicht nebst etwas Hals recht gut fassen und widerspiegcln an
der inner» und äußern Seiten aller Thüren angebracht, bilden
und erzielen dies wunderbare Resultat.
Weil die Erfahrung lehrt, daß namentlich von Seite des
- schönen Geschlechts selten die Gelegenheit versäumt wird, wenn
j der Weg an einem Spiegel vorüber führt, einen prüfenden
! Blick in denselben zu werfen, ob noch alles in der gehörigen
Ordnung ist; ob die süße Gewißheit noch vorhanden ist, in
Rücksicht x>»f die Schönheit der Lippe», Haare, Augen, Ohren,
' Nase, Wangcnrolh, die weise Verhüllung alles dessen, was der
| Besitzerin als minder durchgreifend schön vorkommt, mit der
übrige» Welt kühn in die Schranken treten zu können, so liegt
es gewiß in, Interesse desselben, als auch im Interesse der
polizeilichen Sicherheit, eine Anordnung einzuführen, die den
Haus- und Zimmcrbesitzcrn nicht genug empfohlen werden kann.
Eine Schöne von 13 bis 45 Jahren (die Andern machen
zu) wird also nie die Gelegenheit versäumen, sich im Spiegel
zu sehen, wo einer ist. Run hat aber der listige Mechanikus
die Vorkehrung getroffen, daß sich eine Blechscheibe vor die
Spiegel schiebt, wenn die Thüren zurück gelehnt sind, d. h.
wenn sic offen gelassen werden. Wie aber die Thür zugeht/
zeigt sich der Spiegel in seiner ganzen Reinheit und somit
auch das Bild desjenigen, der hineinschaut.
O! du wirst nicht zweifeln, lieber Leser, daß es uner-
läßlich, nachdem man schon die Stiege herunter gegangen
ist, seit dem man sich zum letzten Male sah, nochmal
die süße Wonne zu genießen, sich nochmal zu seh'n, ehe
der mnthvolle Gang ans die Straße unternommen wird, und
wie herrlich ist es dann, wenn der Spiegel sagt: Ja! du
darfst es kühn wagen, es ist noch Alles in Ordnung; ja! du
wirst wunderbare Eindrücke Hervorbringen!
Es wird in den meisten Fällen sogar mit Genngthunng
ausgenommen werden, (was bis jetzt entsetzlich war,) wenn die
Drücket oder Reiber an den Thüren nicht recht willig gehen
wollen, damit man doch noch einen Augenblick länger verwei-
len könne. Ja! wo Mehrere durch eine Thüre passiren, wird
man sich dazu drängen, diejenige zu sein, welche sich der Mühe ;
unterzieht, sich thätig zu zeigen.
Was nun die Männer betrifft, so gibt cs gewisse Klassen,
von denen wir mit Zuversicht annehmen, daß diese Einrichtung
dieselbe Wirkung aus sie Hervorbringen wird, wie oben gesagt,
weil ihr Anzug der wichtigste Zug ihres Lebens ist.
Sollte es nun aber noch Manche geben, die sich gar nicht
einmal recht klassifizircn lassen, so müssen wir diese als Thür-
offenlasser einer reiferen Zeit anheimgeben, wenn sie dann nur
nicht schließlich dahin kommen, wo es, wie im Anfang gesagt,
gar keine Thüren gibt.
. Plaudereien.
(Eine Eloge.) Bauer (zu seinem Pastor): „Rn aber,
Herr Pastor, hat Sie Ihr Herr Sohn schöne gepredigt; der
hat Sie so eine schöne Aussprache und macht so viele Be-
gcbcnheten (Gestikulationen) ans der Kanzel, daß mer allemecl
ganz gerührt wird. Wir haben's schon oste in der Schenke
unter uns gesagt: Wenn nur crscht der Alte todt wäre, daß
mer den Jungen znm Pastor kriegen könnten!"
Entweder — oder.
Bauer. „Weib, näh' mir an mein' Rock noch an Knopf
hin oder schneid ein' weg, was d'willst!"
Weib. „Sind ja so schon sechs Knöpf d'ran, zu was
denn noch ein' hinnähen!"
Bauer. „Das verstehst' nit! Sieh', wenn ich in d'
Lotterie setz'» möcht', laß ich's auf d' Knöpf ankommen, und
zähl's ab — fallt ans'» letzt» „setzen," so setz ich — fallt aber
„nit setzen" setz ich auch, weil ich mir immer noch an Knopf
dazndenk — also nähst mir'» auch hin, damit ich mein Ge
dächtniß nit alleweil so anz'strengen brauch!"
Jedermann wird fyöflid) ersucht die Thüre zuzumachen.
Die alten Völker hatte» zwar Oeffnungen, Eingänge an
ihren Höhlen, Behausungen, Wohnungen, Tempeln :c., aher in
der Einfalt ihrer Herzen kamen sie nicht gleich ans den Ge-
, danken, diese Oeffnnngen mit einer beweglichen Klappe zu ver-
I sehen.
Jetzt hat sich das sehr geändert, es existirt nichts mehr
ohne wohlverschlicßbare Thüren, hervorgegangen aus der Noth-
wendigkeit, dem ebenfalls sehr gesteigerten Bedürfnis; der nnbe-
fugten Eindringerei entgegen zu treten. Geldschränke, Docn-
i mentcnschränke, Brodschränke, Mägdekammern, Keller, Holzlegcn,
die Häuser im Allgemeinen, kurzum an jedem Raum befinden
sich Thüren, selbst' am Himmel, nur so viel wir wissen an der
Hölle nicht.
So nothwendig diese Einrichtung nach jetzigen Verhält-
nissen nun auch ist, 'ist es aber nicht genug, daß man Thüren
hat, nein, die Hauptsache ist, daß diese auch gehörig zngemacht
werden! Erstlich erfordert cs die jetzige Ordnung und Bildung
im Allgemeinen; zweitens werden die Zimmer geheizt und das
Brennmaterial ist viel thenrer wie sonst; drittens ist der Zug
i den Kindern des neunzehnten Jahrhunderts nachtheilig.
Erwiese» ist aber, daß eine große Zahl von Menschen
die Thüren nicht znmacht, welches dadurch bewiesen wird, daß
au einer Menge von Thüren Zettel angenagelt sind, an denen
zu lesen ist: „Man bittet die Thüre zu schließen!" oder „Je-
dermann wird höflich ersucht, die Thüre zuzumachen!" oder
kurz weg: „Thür zu!" Es ist nun aber meist gewiß, daß
immer solche Thüren offen stehen, an denen sich derartige Zettel
befinden.
Du wirst es nicht übel deuten, lieber Leser, wenn wir
behaupten, daß das schöne Geschlecht die Thüre zuzumachen
nicht Lust hat. Was liegt z. B. dem schönen Geschlecht dar-
an, wenn es sich in der Zugluft der Erkältung aussetzt, da
zu gleicher Zeit der Zug der Herzen mit schwunghafter Leich-
tigkeit durch Hausthüren, Treppenhäuser in den Salon, oder
wo's nicht so hoch hergeht, dnrch's Stübchen zum Fenster hin-
aus weht und strömt?
In ganz Europa ist man einverstanden, daß die Thüren
durchaus zngemacht werden sollen — aber sie werden nicht
zngemacht! Für die Hausthüren bestehen strenge polizeiliche
Verordnungen gegen diejenigen, die sic offen lassen — und den-
noch werden sie nicht zngemacht! Niemand wollte und konnte
I es gelingen, eine Frage zu lösen, bei der die halbe Menschheit
. gleich sehr interessirt ist, bis man endlich jetzt, ans den rich-
tigen Gedanken gekommen ist, nämlich, den Impuls zu
! einer mechanischen Thätigkcit, gegen den der Jn-
! stinkt arbeitet, dennoch wieder durch den Instinkt
hervorzubringen.
Spiegel, von der Größe, daß sic ein menschliches Ge-
sicht nebst etwas Hals recht gut fassen und widerspiegcln an
der inner» und äußern Seiten aller Thüren angebracht, bilden
und erzielen dies wunderbare Resultat.
Weil die Erfahrung lehrt, daß namentlich von Seite des
- schönen Geschlechts selten die Gelegenheit versäumt wird, wenn
j der Weg an einem Spiegel vorüber führt, einen prüfenden
! Blick in denselben zu werfen, ob noch alles in der gehörigen
Ordnung ist; ob die süße Gewißheit noch vorhanden ist, in
Rücksicht x>»f die Schönheit der Lippe», Haare, Augen, Ohren,
' Nase, Wangcnrolh, die weise Verhüllung alles dessen, was der
| Besitzerin als minder durchgreifend schön vorkommt, mit der
übrige» Welt kühn in die Schranken treten zu können, so liegt
es gewiß in, Interesse desselben, als auch im Interesse der
polizeilichen Sicherheit, eine Anordnung einzuführen, die den
Haus- und Zimmcrbesitzcrn nicht genug empfohlen werden kann.
Eine Schöne von 13 bis 45 Jahren (die Andern machen
zu) wird also nie die Gelegenheit versäumen, sich im Spiegel
zu sehen, wo einer ist. Run hat aber der listige Mechanikus
die Vorkehrung getroffen, daß sich eine Blechscheibe vor die
Spiegel schiebt, wenn die Thüren zurück gelehnt sind, d. h.
wenn sic offen gelassen werden. Wie aber die Thür zugeht/
zeigt sich der Spiegel in seiner ganzen Reinheit und somit
auch das Bild desjenigen, der hineinschaut.
O! du wirst nicht zweifeln, lieber Leser, daß es uner-
läßlich, nachdem man schon die Stiege herunter gegangen
ist, seit dem man sich zum letzten Male sah, nochmal
die süße Wonne zu genießen, sich nochmal zu seh'n, ehe
der mnthvolle Gang ans die Straße unternommen wird, und
wie herrlich ist es dann, wenn der Spiegel sagt: Ja! du
darfst es kühn wagen, es ist noch Alles in Ordnung; ja! du
wirst wunderbare Eindrücke Hervorbringen!
Es wird in den meisten Fällen sogar mit Genngthunng
ausgenommen werden, (was bis jetzt entsetzlich war,) wenn die
Drücket oder Reiber an den Thüren nicht recht willig gehen
wollen, damit man doch noch einen Augenblick länger verwei-
len könne. Ja! wo Mehrere durch eine Thüre passiren, wird
man sich dazu drängen, diejenige zu sein, welche sich der Mühe ;
unterzieht, sich thätig zu zeigen.
Was nun die Männer betrifft, so gibt cs gewisse Klassen,
von denen wir mit Zuversicht annehmen, daß diese Einrichtung
dieselbe Wirkung aus sie Hervorbringen wird, wie oben gesagt,
weil ihr Anzug der wichtigste Zug ihres Lebens ist.
Sollte es nun aber noch Manche geben, die sich gar nicht
einmal recht klassifizircn lassen, so müssen wir diese als Thür-
offenlasser einer reiferen Zeit anheimgeben, wenn sie dann nur
nicht schließlich dahin kommen, wo es, wie im Anfang gesagt,
gar keine Thüren gibt.
. Plaudereien.
(Eine Eloge.) Bauer (zu seinem Pastor): „Rn aber,
Herr Pastor, hat Sie Ihr Herr Sohn schöne gepredigt; der
hat Sie so eine schöne Aussprache und macht so viele Be-
gcbcnheten (Gestikulationen) ans der Kanzel, daß mer allemecl
ganz gerührt wird. Wir haben's schon oste in der Schenke
unter uns gesagt: Wenn nur crscht der Alte todt wäre, daß
mer den Jungen znm Pastor kriegen könnten!"
Entweder — oder.
Bauer. „Weib, näh' mir an mein' Rock noch an Knopf
hin oder schneid ein' weg, was d'willst!"
Weib. „Sind ja so schon sechs Knöpf d'ran, zu was
denn noch ein' hinnähen!"
Bauer. „Das verstehst' nit! Sieh', wenn ich in d'
Lotterie setz'» möcht', laß ich's auf d' Knöpf ankommen, und
zähl's ab — fallt ans'» letzt» „setzen," so setz ich — fallt aber
„nit setzen" setz ich auch, weil ich mir immer noch an Knopf
dazndenk — also nähst mir'» auch hin, damit ich mein Ge
dächtniß nit alleweil so anz'strengen brauch!"