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Mutterliebe.
Ein armes Häuschen steht in hellen Flammen,
Ein Weib den Weg sich durch die Gluthcn bahnt,
Sic raffet ihre letzte Kraft zusammen
Und stammelt ihres liebsten Kindes Namen,
Das, arglos schlummernd, nicht sein Unglück ahnt;
Der Giebel stürzt und — bettet sie zusammen.
Ein Gott war's, der erschuf die Liebe
Und Pflanzte dieses himmlische Gefühl
Jn's Menschenherz, auf daß es Keime triebe,
Und so erblühte dann die namenlose Liebe
Der Mutter — ohne Ende, ohne Ziel —
Der höchste aller edlen Triebe.
Reeac-ion : «asp. Braun und Friede. Schneider. - München, Verlag von Braun & Schneider
Druck von C. R. Schurich in München.
Der neue Häring.
Ursache dieses Betragens zu forschen. „Wünschen Sie vielleicht
noch Etwas oder schmeckt Ihnen der Häring etwa nicht?"
fragt dieser herantretend, gerade nicht im höflichsten Tone.
— „Gottes Wunder! — Was wird er mer denn nischt
schmecken," entgegnete Heymann, vor der massiven Gestalt des
Wirthes zurückweichend, „aber wissen Se, ich Hab' amen
Bruder gehabt, was is vor ßwai Jahren zur See gegangen
und hat nischt wieder von sich hören gelassen; Hab' ich blos
den Häring gefragt, ob er mir kann geben kaine Nachricht
von mainen Bruder." — „Und was antwortete er?" fragte
lachend einer der Gäste. — „Entschuldigen Se, hat er ge-
sagt, cs thut mer recht laid, daß ich Ihnen käme Auskunft
geben kann: aber ich bin schon drei Jahre ans de See fort!"
Sprach's, verschwand und ward nie mehr gesehen.
Mutterliebe.
Als Gott das Weib schuf — schuf er auch die Liebe
Und pflanzte dieses heilige Gefühl
Jn's Herz ihr, daß es edle Keime triebe,
Und so erblühte dann die Mutterliebe,
Die Liebe ohne Schranken — ohne Ziel,
Die nie verläugnet ihre Triebe.
In dunkler Kammer liegt ein Weib mit Thräncn,
Die Wangen bleich — das matte Auge bricht,
Und doch — als wollten sie die Angst verhöhnen,
Entrollen ihrem Auge Freudenthränen,
Erblickt ihr Herzblut heute ja das Licht,
Und Mutterjubel muß den Schmerz versöhnen.
Seht ihr den stillen Traucrzug dort wallen? —
Ein schuldbelad'ner Sohn sühnt seine Schmach,
Unstchern Trittes wankt er zu den blut'gen Hallen,
Der Arme ist verlassen — in der Acht von Allen;
Ein altes Mütterlcin allein folgt weinend nach —
Da sinkt sie, und — das Beil ist auch gefallen.
Mutterliebe.
Ein armes Häuschen steht in hellen Flammen,
Ein Weib den Weg sich durch die Gluthcn bahnt,
Sic raffet ihre letzte Kraft zusammen
Und stammelt ihres liebsten Kindes Namen,
Das, arglos schlummernd, nicht sein Unglück ahnt;
Der Giebel stürzt und — bettet sie zusammen.
Ein Gott war's, der erschuf die Liebe
Und Pflanzte dieses himmlische Gefühl
Jn's Menschenherz, auf daß es Keime triebe,
Und so erblühte dann die namenlose Liebe
Der Mutter — ohne Ende, ohne Ziel —
Der höchste aller edlen Triebe.
Reeac-ion : «asp. Braun und Friede. Schneider. - München, Verlag von Braun & Schneider
Druck von C. R. Schurich in München.
Der neue Häring.
Ursache dieses Betragens zu forschen. „Wünschen Sie vielleicht
noch Etwas oder schmeckt Ihnen der Häring etwa nicht?"
fragt dieser herantretend, gerade nicht im höflichsten Tone.
— „Gottes Wunder! — Was wird er mer denn nischt
schmecken," entgegnete Heymann, vor der massiven Gestalt des
Wirthes zurückweichend, „aber wissen Se, ich Hab' amen
Bruder gehabt, was is vor ßwai Jahren zur See gegangen
und hat nischt wieder von sich hören gelassen; Hab' ich blos
den Häring gefragt, ob er mir kann geben kaine Nachricht
von mainen Bruder." — „Und was antwortete er?" fragte
lachend einer der Gäste. — „Entschuldigen Se, hat er ge-
sagt, cs thut mer recht laid, daß ich Ihnen käme Auskunft
geben kann: aber ich bin schon drei Jahre ans de See fort!"
Sprach's, verschwand und ward nie mehr gesehen.
Mutterliebe.
Als Gott das Weib schuf — schuf er auch die Liebe
Und pflanzte dieses heilige Gefühl
Jn's Herz ihr, daß es edle Keime triebe,
Und so erblühte dann die Mutterliebe,
Die Liebe ohne Schranken — ohne Ziel,
Die nie verläugnet ihre Triebe.
In dunkler Kammer liegt ein Weib mit Thräncn,
Die Wangen bleich — das matte Auge bricht,
Und doch — als wollten sie die Angst verhöhnen,
Entrollen ihrem Auge Freudenthränen,
Erblickt ihr Herzblut heute ja das Licht,
Und Mutterjubel muß den Schmerz versöhnen.
Seht ihr den stillen Traucrzug dort wallen? —
Ein schuldbelad'ner Sohn sühnt seine Schmach,
Unstchern Trittes wankt er zu den blut'gen Hallen,
Der Arme ist verlassen — in der Acht von Allen;
Ein altes Mütterlcin allein folgt weinend nach —
Da sinkt sie, und — das Beil ist auch gefallen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mutterliebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 40.1864, Nr. 979, S. 120
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg