Fliegende Blätter (44.1866 (Nr. 1069-1094))

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Die Verschwörung.

an, so wäre sie auch schon gebaut, aber man kann sich mit
dem benachbarten Fürstenthum Batzenhofen nicht über den
Anschluß einigen; so müssen sich die Kümmelhauser mit der
Projektion begnügen. Den Bahnhof baute man einstweilen,
erstens weil man einen im Lande haben wollte und dann,
weil es der Stadt schon lange an einem Cafohaus mangelte.

Beide Höfe, der Bahnhof und der andere gehören übri-
gens mehr zu den Sehenswürdigkeiten der Residenzstadt Küm-
melhauscn als in diese Geschichte. Nicht so daö Kümmelhauser
Wochenblatt, wie man es schlechtweg nennt, mit welchem
unsere Erzählung anfängt. Dieses Blatt erscheint jeden Sonn-
abend in Quart unter dem anspruchslosen Titel „Moniteur".
Der Name schreibt sich aus dem Anfang dieses Jahrhunderts,
wo man noch etwas auf gute französische Sitte hielt und
wird aus Pietät beibchaltcn.

Im klebrigen ist die Haltung des Kümmelhauser „Mo-
niteur" bekannt. Vorne dient es der Regierung als officielles
Organ, dann folgt gewöhnlich ein ofsiciöser Leitartikel. In
der Mitte steht der nichtamtliche Theil, an welchen sich Stadt-
und Landneuigkeitcn anschließcn. Hinten ist das Blatt Organ
der Opposition. Inserate kommen auch vor. Am meisten
ähnelt das Blatt der „Times", ausgenommen im Format.

Im „Moniteur" also fängt unsere Geschichte folgender-
maßen an:

Nichtamtliches.

Großes Aufsehen erregten mehrfache Verhaftungen, welche
im Laufe des gestrigen Nachmittags und Abends an zum
Theil sehr hochgestellten Persönlichkeiten vorgenommcn wurden.
Ursache der Verhaftungen soll, wie wir aus bestunterrichtetcr
Quelle vernehmen, eine weit über die Grenzen unseres engeren
Vaterlandes hinauSrcichende Verschwörung sein: Die

Stadt ist ruhig.

T)le Residenzstadt Kümmelhausen zeichnet sich außer ihre
reizenden Lage an dem Flüßchen Kümmel noch durch Vielem
aus. Wir nennen nur den Hof, der allein schon Leben ii
die Stadt bringt und den Eisenbahnhof mit Restauration
Letzterer ist einzig in seiner Art in ganz Europa und darübe
hinaus. Er ist nämlich sir und fertig, äußerst elegant ein
gerichtet; es fehlt nichts als die Eisenbahn, welche bei alle:
anderen Bahnhöfen zu sein pflegt. Eigentlich ist die Eisen
bahn zwar schon seit vierzig Jahren da, aber blos projektirt
Kümmelhausen ist stolz darauf, eine der ältesten Eisenbahnei
in Deutschland zu besitzen, käme es auf Kümmelhauscn allcii

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