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Zur modernen Baukunst.
Einsicht nehmen und seine Bemerkungen machen,
welche indcß, weil nicht technisch begründet, keinerlei
Beachtung fanden. Der Schweinstall wurde endlich
fertig. Er war von Außen sehr schön, mit vielerlei
gothischcn Thürmchen, Schnörkeln, Gesimsen, Zin-
nen u. s. w. geziert und wurde dem staunenden
Pfarrer übergeben. Derselbe ließ auch sogleich mehrere
kleine Schweinchen hineinbringen, fütterte sie reich-
lich und hatte seine Freude daran, wie sie Zunahmen
und von Tag zu Tag fetter wurden. Nach drei
Vierteljahren dacht er nun dieselben herauszulassen,
zu schlachten und in die Wirthschaft zu verwenden.
Aber, o Schrecken! — jetzt zeigte sich, daß das Portal
zu schmal und klein, um entweder die Schweine
heraus oder einen Metzger hineinlassen zu können. In
dieser Verlegenheit wurde an die betreffende Behörde be-
richtet und um Verhaltungsbefehle angefragt. Die ober-
behördliche Entscheidung ging dahin, daß die Schweine,
wie immer möglich, im Stalle gestochen und stück-
weise hcrausgearbeitet werden sollten, indem die
Schweinstallcomposition nicht verändert werden dürfe,
Die verehrten Leser dieser Blätter kennen gewiß jene
komische Erzählung von Langbein, welche das Abenteuer des
Pastor Schmolle und Schulmeisters Bakel zum Inhalte hat,
und wie sich dieselben aus Furcht vor Mördern und Menschen-
fressern in einen Schweinstall geflüchtet haben. Eine so hoch
romantische Geschichte ist cs nun freilich nicht, die hier mit-
getheilt werden soll; doch ist es immerhin eine — salva
licentia — Schweinstallgeschichte, mit dem Ton auf
der zweiten Silbe und zwar in zoologisch-baulicher Richtung.
Der Herr Pfarrer bedurfte eines neuen Schweinstalls, sinte-
malen der alte zusammengcfallen und er zum entsprechenden
Betriebe seiner Oekonomie eines solchen Instituts benöthigt
war. Zuerst erhoben sich nun folgende Fragen: 1) Wo soll
dieses neue zoologisch-ökonomische Kabinet hingebaüt werden?
2) Wer hat diese schwcinstallene Baupflicht zu leisten? und
endlich 3) Wie soll gebaut werden? Die zwei ersten Vor-
fragen waren leicht erledigt, nur die dritte vcranlaßte einige
Bedenken. Wie soll gebaut werden? Die natürliche Ant-
wort hierauf: nach Bedürfniß und den richtigen Grundsätzen
des guten Geschmacks. Es mußte also natürlich eine Zeich-
nung nebst Bauprogramm und Kostcnüberschlag hergestellt
ein Bauausschuß gewählt, ein bauleitcndcr Techmkcr bestellt
und Alles hochpolitisch instruirt werden. Der Pfarrer, für
dessen Schweine dieses Etabliffement hergestellt werden sollte,
durfte zwar von den Zeichnungen und Plänen gehorsamst
i'-uvu) NN naa)stcn Frühjahre einer durchgreifenden Revision
unterzogen werden sollte, bei welcher dem Herrn Pfarrer
auch mitzureden erlaubt werden würde.
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Zur modernen Baukunst.
Einsicht nehmen und seine Bemerkungen machen,
welche indcß, weil nicht technisch begründet, keinerlei
Beachtung fanden. Der Schweinstall wurde endlich
fertig. Er war von Außen sehr schön, mit vielerlei
gothischcn Thürmchen, Schnörkeln, Gesimsen, Zin-
nen u. s. w. geziert und wurde dem staunenden
Pfarrer übergeben. Derselbe ließ auch sogleich mehrere
kleine Schweinchen hineinbringen, fütterte sie reich-
lich und hatte seine Freude daran, wie sie Zunahmen
und von Tag zu Tag fetter wurden. Nach drei
Vierteljahren dacht er nun dieselben herauszulassen,
zu schlachten und in die Wirthschaft zu verwenden.
Aber, o Schrecken! — jetzt zeigte sich, daß das Portal
zu schmal und klein, um entweder die Schweine
heraus oder einen Metzger hineinlassen zu können. In
dieser Verlegenheit wurde an die betreffende Behörde be-
richtet und um Verhaltungsbefehle angefragt. Die ober-
behördliche Entscheidung ging dahin, daß die Schweine,
wie immer möglich, im Stalle gestochen und stück-
weise hcrausgearbeitet werden sollten, indem die
Schweinstallcomposition nicht verändert werden dürfe,
Die verehrten Leser dieser Blätter kennen gewiß jene
komische Erzählung von Langbein, welche das Abenteuer des
Pastor Schmolle und Schulmeisters Bakel zum Inhalte hat,
und wie sich dieselben aus Furcht vor Mördern und Menschen-
fressern in einen Schweinstall geflüchtet haben. Eine so hoch
romantische Geschichte ist cs nun freilich nicht, die hier mit-
getheilt werden soll; doch ist es immerhin eine — salva
licentia — Schweinstallgeschichte, mit dem Ton auf
der zweiten Silbe und zwar in zoologisch-baulicher Richtung.
Der Herr Pfarrer bedurfte eines neuen Schweinstalls, sinte-
malen der alte zusammengcfallen und er zum entsprechenden
Betriebe seiner Oekonomie eines solchen Instituts benöthigt
war. Zuerst erhoben sich nun folgende Fragen: 1) Wo soll
dieses neue zoologisch-ökonomische Kabinet hingebaüt werden?
2) Wer hat diese schwcinstallene Baupflicht zu leisten? und
endlich 3) Wie soll gebaut werden? Die zwei ersten Vor-
fragen waren leicht erledigt, nur die dritte vcranlaßte einige
Bedenken. Wie soll gebaut werden? Die natürliche Ant-
wort hierauf: nach Bedürfniß und den richtigen Grundsätzen
des guten Geschmacks. Es mußte also natürlich eine Zeich-
nung nebst Bauprogramm und Kostcnüberschlag hergestellt
ein Bauausschuß gewählt, ein bauleitcndcr Techmkcr bestellt
und Alles hochpolitisch instruirt werden. Der Pfarrer, für
dessen Schweine dieses Etabliffement hergestellt werden sollte,
durfte zwar von den Zeichnungen und Plänen gehorsamst
i'-uvu) NN naa)stcn Frühjahre einer durchgreifenden Revision
unterzogen werden sollte, bei welcher dem Herrn Pfarrer
auch mitzureden erlaubt werden würde.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zur modernen Baukunst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 48.1868, Nr. 1193, S. 163
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg