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Die drei Boten.

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sondern reichte dem Schwarzen die Hand und sprach: „Topp!
Es gilt. Ich will mich Dir verschreiben mit Haut und Haar,
wenn Du mich reich und glücklich machst; aber Eines bedinge
ich mir aus, Du mußt mir auch eine Zeit gönnen, meinen
Reichthum und mein Glück zu genießen; und damit Du nicht
so mir nichts, Dir nichts, eines schönen Tages mich mitten aus
meiner Glückseligkeit hinüber holen kannst, versprich mir, ehe
Du mich holst, drei Boten zu senden, welche mich an das Ende
erinnern, daß ich mich d'rauf vorbereitcn kann und weiß, wie
ich d'ran bin!"

„Ich verspreche es Dir," antwortete der Teufel, und nach-
dem sie im Wirthshaus den Vertrag schriftlich gemacht hatten,
verschwand er. —

Wie nun der Kaspar nach Hause kam, da sprang ihm
sein ältester Sohn entgegen und brachte ihm die frohe Botschaft,
die Mutter habe im Krantgarten einen großen Schatz gefunden,
viel hundert Goickstücke — und so war es auch. Felder und Aeckcr
gediehen, das Vieh wurde täglich schöner und feister, das Weib
schien sich zu verjüngen, kein Kind erkrankte mehr und Glück
um Glück zog in Kaspars Hause ein, und nach wenigen Jahren
war der Kaspar der Wohlhabendste im Orte. Er verkaufte
sein Anwesen und zog in die Stadt und wurde immer reicher,
bewohnte ein großes Haus, hatte Wagen und Pferde und
Diener und Mägde und war bald ein angesehener Mann, den
Alles beneidete. Sein Glück war unermeßlich und nur Eines
genirte ihn hin und wieder, das war, daß er sich dem Teufel
verschrieben hatte und daß dieser kommen und ihn holen werde.
Da sich aber bisher noch keiner von den drei Boten hatte sehen
lassen, war Kaspar meist guter Dinge, lebte Tag für Tag und
Jahr für Jahr im Genuß und Uebcrfluß weiter, ohne viel
an's Sterben und an die Zukunft zu denken, und wenn er auch
Niemanden um Gut und Leben brachte, so gebrauchte er doch
seinen Reichthum übel und that mehr Böses als Gutes.

So waren Jahrzehnte vergangen.

Da kam dem Kaspar einmal der Gedanke, sich wieder
in seiner Heimat umzusehen, und er reiste hin und besuchte
den Hof, auf dem es ihm so schlecht ergangen war; und

als er Alles besichtigt, da ging er in's Wirthshaus. „Herr-

Gott! seid Ihr alt geworden!" rief der Wirth, als er ihm
das Bier brachte, „ich hält' Euch beinah' nimmer erkannt!"
und Kaspar erzählte viel von seinem Leben in der Stadt und
daß eine seiner Töchter demnächst Hochzeit halten werde und so
fort, so daß der Wirth und die Wirthin sich kaum satt hören
konnten. —

Und wieder schwand ein flüchtiges Jahr, da stieg der
Kaspar einen kleinen Hügel hinan und wie er oben ankam, da
stand ein altes Weiblein, das sagte zu ihm: „Herr Gott!

müßt Ihr schnaufen den kleinen Hügel herauf! Ihr müßt
öfter rasten, sonst geht's nicht mehr!"

Der Kaspar lachte und sprach: „Du freilich mußt viel
schnaufen mit Deinen hohen Reisigbündeln und Deinen achtzig
Jahren auf dem Rücken! Da hast Du ein Goldstück, mach'
Dir einen lustigen Tag;" und der reiche Mann gab dem armen
Weiblein einen ganzen Pfennig und ging seines Weges weiter. —

Und als wieder ein Jahr um war, da wurde dem Kaspar
ein Enkel geboren, und bei der Kindstauf' ging's hoch her.
Alle Verwandten und Bekannten waren cingeladen. Die Tische
bogen sich von köstlichen Speisen und leckeren Gerichten, der
Champagner floß in Ströincn, und wie einer der lustigen Gäste
das volle Glas erhob und Kaspar als Großvater leben ließ,
da ging die Flügelthürc in dem prächtig erleuchteten Saale
aus und hereintrat der Teufel und ging kerzengerade auf den
Kaspar los. Bleich vor Entsetzen trat dieser einen Schritt
zurück; er hatte den Schwarzen sofort wieder erkannt, denn
dieser hatte sich trotz der langen Zeit gar nicht verändert.

„Was willst Du hier?" schrie Kaspar dem Teufel entgegen.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die drei Boten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Spazierstock
Bierkrug
Gaststätte <Motiv>
Bote <Motiv>
Spaziergang <Motiv>
Reisig
Missverständnis <Motiv>
Glück <Motiv>
Ältere Frau <Motiv>
Karikatur
Reichtum <Motiv>
Bauer <Motiv>
Gastwirt <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 66.1877, Nr. 1654, S. 106
 
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