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134 Unverbesserlich.

Bewegungen und sein gutes Tanzen aus. — Der Prinzessin
Marianna war der junge Ingenieur ebenfalls nicht entgangen,
sie hatte schon eine ganze Weile lang die neue Erscheinung ver-
stohlen beobachtet. Jetzt winkte sie sich den Kammerherrn von
Bärenfell heran und deutete mit dem Fächer ans jenen Officier,
der soeben mit einer älteren Dame sprach. „Ich wünsche den
nächsten Walzer mit jenem Herrn dort zu tanzen, lieber Bären-
fell," befehlen Prinzeß, „stellen Sie mir denselben vor." Der
Kammerherr schaute durch sein Monocle einen Augenblick lang
scharf dort hinüber, visirte den jungen Mann, ans welchen
der Fächer ihrer Hoheit deutete und verbeugte sich daun ehr-
furchtsvoll. Ein dienstfertig gelispcltes „zu Befehlen, Hoheit,"
und er chassirtc durch den ganzen Saal hinüber, auf den
Officier los. Ein discretes Räuspern ließ diesen den Kopf
herüist wenden. „Äh . . . Sie verzeihen, wenn ich störe. . .
millo fois pardon, meine Gnädigste," lispelte der Kammerherr
mit einem etwas steinernen Lächeln, und wendete sich dann
zum Herrn Lieutenant: „Äh ... . Ihre Hoheit, Prinzessin
Marianna, wünschen den nächsten Walzer mit Ihnen zu
tanzen . . . dieses iuvolvirt zugleich, daß ich Sie unverzüglich
derselben vorstelle." — Der Angeredete erröthete ein wenig; die
hohe Ehre schien ihn etwas zu überraschen, wie es einem
Jeden wohl zu gehen pflegt, der nicht gerade Prinzessinncn-
tänzer ist; es war das erste Mal in seinem Leben. Er bat
seine Dame höflich uni Entschuldigung und folgte dem Hof-
marschall. Nach einigen Schritten blieb derselbe stehen: „Ihren
Namen, wenn ich bitten darf?" lispelte er. — „Rumpke."

— „Äh!" machte der Kammerherr mit einem etwas verlegenen
Lächeln und das Monocle entglitt vor Schrecken seinem Auge.
„Äh ... von Rumpke?" — „Rumpke . . . R-u-m-p-k-e."

— Der Kammerherr kniff sein Glas langsam wieder ein und
chassirte zögernd drei Schritte weiter vorwärts, dann blieb er
plötzlich stehen und schien nachzusinnen. „Also nicht von Rumpke?"
srug er. — „Nein, Rumpke!" -*• „ Äh!" Noch drei fernere
Schritte und sie standen vor der Prinzeß. „Hoheit gestatten,

. . . Lieutenant Graf Rumpke," lispelte der Kammerherr, sich
tief verneigend. Der Officier zog ein wenig die Brauen zu-
sammen und sah den Kammerherrn au. „Nur Rumpke," er-
widerte er fest. — „Äh. . . äh, lispelte der Kammerherr . . .
„mille fois pardon, — Hoheit, Graf Nurrumpkc!"

__ I. o. Drwall.

Verleitung zur Unredlichkeit.

Er: „Warum machst Du denn heute so ein trauriges
Gesick)t?" — Sic: „Ach, mein Gott, der arme Obermeier
daneben hat plötzlich den Verstand verloren!" — Er: „So?
Na, wenn Du ihn vielleicht finden solltest, gib ihn unter keiner
Bedingung zurück, — Du kannst ihn sehr gut brauchen!"'

Profan.

„Jetzt möcht' ich doch wissen, was den Verfasser dieses
democratischen Artikels berechtigt, die Ordensverleihungen als
eine Komödie zu bezeichnen?" — „Nun, ich finde, daß er so
ganz Unrecht nicht hat!" — „Ja, weßhalb?" — „Weil zu
jeder Komödie De cora ttonen gehören!"

Mutterforge

oder

Was oft die gelahrten Herren für Einfälle haben.

Ging gar oft schon durch den Kopf mir:

Wie es wohl entsetzlich sei,

Kriecht in zarten Vögleiu's Neste
So ein — Kukuk aus dem Ei!

So ein Bengel, ewig fressend,

Ewig hungrig, niemals satt,

Bis das Brüderchen, das zarte,

Mangel leidend, todesmatt! —

Ach, so hat auch Mutter „Menschheit"

Schaudernd einst das Ding erlebt.

Als an Seite holden Friedens
Krächzend fick) der — Krieg erhebt!

Weh, der Krieg, der grobe Lümmel,

Der in's Nest geschmuggelt ist.

Der, mit seinem Kukuksmagen,

Friedens ganzes Futter frißt!!

Flog der Frieden aus dem Neste,

Flog der Krieg ihm hinterdrein,

Könnt' die arme, gute Mutter
Nicht ein Stündchen sorglos sein !

Saß die Arme, tief beklagend
Ihrer Söhne Mißgeschick, —

Nahten ihr die Diplomaten
Mit dem Professorenblick!

„Gegen allen Organismus
Ist getrennt das Brüderpaar!!

Künstlich muß man sie — verbinden.

Dann ist aller Zwiespalt gar!" . . .

Nahmen Messer sie und Nadel,

Operirten lang herum.

Bis die Beiden eng verwachsen
Sind — es staunt das Publikum!

Wie die „Zwillinge von Siam"

Stets beisammen sind die Zwei,

Doch man weiß nicht, — wer der Frieden,

Wer der Krieg von ihnen sei?!

D'rum die Mutter jammert leise:

„Jetzund leiden Beide schwer!

Geht nicht Jeder seine Wege,

Gibt cs keine Freude mehr!"

Doch Natur, der Mutter Mutter,

Lächelt milde, und sic spricht:

„Tröste Dich! Was unnatürlich.

Ewig, Kind, besteht es nicht!"

_ Dr. Märzroth.
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