o
1
Bestellungen werden durch alle Buch- und Kunst- ^
19. Handlungen, sowie von allen Postämtern und =?
Zeitnngöexpeditionen angenommen.
1059.
Erscheinen wöchentlich einmal. Preis des Bandes
(26 Nummern) cxcl. Porto 6 Mark 70 Pfg., bei LXVI. Dd.
directem Bezug. Einzelne Nummer 30 Pfennige.
Ein Tran nr.
(Fortsetzung.)
Eine kurze Zeit hatte der Doctor den abgerissenen Fieber-
reden gelauscht, als der Kranke verstummte und endlich, nach-
dem er eine Weile wie schlummernd gelegen, die Augen anf-
schlug und nm sich schaute mit fragendem Blick. Es war einer
jener lichten Augenblicke cingetreten, da sich die wüsten Wogen des
Fiebers legen nitd die Seele auftaucht aus all den wirren Wahn-
gebilden, so wie ein Ertrinkender, mit der erbarmungslosen Tiefe
ringend, noch einmal austaucht, che er rettungslos versinkt. Der
Doctor kam alsbald dem aufdämmernden Bewußtsein des Kranken
zu Hülfe, indem er ihm in kurzen Worten erklärtes wie er
krank geworden, und wie die Frau, welche ihn beherbergt, ihn,
den Doctor, habe rufen lassen. Einige Augenblicke lang starrte
der Kranke den Arzt an, dann ermannte er sich, und abgebrochen
mit fliegendem Athen: rief er, sich der lateinischen Sprache be-
dienend, dem Doctor zu: Er merke, sein Ende sei da, er werde
nicht aufkommen; aber der Doctor möge barmherzig sein und
es der Frau nicht merken lassen, „denn," fügte er mit bitterem
Lächeln hinzu, „auf der Straße möchte ich nicht gern sterben,
und die Frau wird mich nicht behalten, wenn sie weiß, daß
es mit mir zu Ende geht!"
Der Doctor nickte dem Kranken zu zum Zeichen des Ver-
ständnisses und der Gewährung. Gespannt wartete die Alte auf
des Doctors Ausspruch; sic hätte gerne gewußt, was der Kranke
mit dem Arzt in fremder Sprache rede; mit rücksichtsloser Un-
geduld fragte sie: „Wie ist's, Herr Doctor, wird der Mann
wieder besser werden, oder wird er sterben?"
Der Doctor erwiderte achselzuckend: „Er ist sehr krank,
doch man muß immer das Beste hoffen; so ein Fieber kommt
schnell, kann aber auch rasch überwunden werden!"
Wieder in lateinischer Sprache bat der Kranke den Doctor,
er möge ihm irgend etwas verordnen, wenn er auch der Uebcr-
zengnng wäre, daß hier nichts mehr helfen könne, nur daß die
Frau dadurch beruhigt werde.
Als nun der Doctor der Frau erklärte, er werde dem
Kranken etwas verschreiben und hoffe, daß sich das Fieber
dann bald geben werde, kehrte diese, einigermaßen beruhigt, zu
ihren häuslichen Verrichtungen zurück; der Doctor aber blieb
bei dem Kranken sitzen und begann alsbald in ungeduldiger
Hast davon zu reden, wie er aus desselben Fieberreden gewahr
t»
1
Bestellungen werden durch alle Buch- und Kunst- ^
19. Handlungen, sowie von allen Postämtern und =?
Zeitnngöexpeditionen angenommen.
1059.
Erscheinen wöchentlich einmal. Preis des Bandes
(26 Nummern) cxcl. Porto 6 Mark 70 Pfg., bei LXVI. Dd.
directem Bezug. Einzelne Nummer 30 Pfennige.
Ein Tran nr.
(Fortsetzung.)
Eine kurze Zeit hatte der Doctor den abgerissenen Fieber-
reden gelauscht, als der Kranke verstummte und endlich, nach-
dem er eine Weile wie schlummernd gelegen, die Augen anf-
schlug und nm sich schaute mit fragendem Blick. Es war einer
jener lichten Augenblicke cingetreten, da sich die wüsten Wogen des
Fiebers legen nitd die Seele auftaucht aus all den wirren Wahn-
gebilden, so wie ein Ertrinkender, mit der erbarmungslosen Tiefe
ringend, noch einmal austaucht, che er rettungslos versinkt. Der
Doctor kam alsbald dem aufdämmernden Bewußtsein des Kranken
zu Hülfe, indem er ihm in kurzen Worten erklärtes wie er
krank geworden, und wie die Frau, welche ihn beherbergt, ihn,
den Doctor, habe rufen lassen. Einige Augenblicke lang starrte
der Kranke den Arzt an, dann ermannte er sich, und abgebrochen
mit fliegendem Athen: rief er, sich der lateinischen Sprache be-
dienend, dem Doctor zu: Er merke, sein Ende sei da, er werde
nicht aufkommen; aber der Doctor möge barmherzig sein und
es der Frau nicht merken lassen, „denn," fügte er mit bitterem
Lächeln hinzu, „auf der Straße möchte ich nicht gern sterben,
und die Frau wird mich nicht behalten, wenn sie weiß, daß
es mit mir zu Ende geht!"
Der Doctor nickte dem Kranken zu zum Zeichen des Ver-
ständnisses und der Gewährung. Gespannt wartete die Alte auf
des Doctors Ausspruch; sic hätte gerne gewußt, was der Kranke
mit dem Arzt in fremder Sprache rede; mit rücksichtsloser Un-
geduld fragte sie: „Wie ist's, Herr Doctor, wird der Mann
wieder besser werden, oder wird er sterben?"
Der Doctor erwiderte achselzuckend: „Er ist sehr krank,
doch man muß immer das Beste hoffen; so ein Fieber kommt
schnell, kann aber auch rasch überwunden werden!"
Wieder in lateinischer Sprache bat der Kranke den Doctor,
er möge ihm irgend etwas verordnen, wenn er auch der Uebcr-
zengnng wäre, daß hier nichts mehr helfen könne, nur daß die
Frau dadurch beruhigt werde.
Als nun der Doctor der Frau erklärte, er werde dem
Kranken etwas verschreiben und hoffe, daß sich das Fieber
dann bald geben werde, kehrte diese, einigermaßen beruhigt, zu
ihren häuslichen Verrichtungen zurück; der Doctor aber blieb
bei dem Kranken sitzen und begann alsbald in ungeduldiger
Hast davon zu reden, wie er aus desselben Fieberreden gewahr
t»
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein Traum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)