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186

Eine gef ft

Er fühlte sich zwischen den beiden Frguen, welche rechts
und links ein Raketenseuer non lustigen Bemerkungen los-
ließcn, so wohlig und vergnügt, daß der gute junge Gelehrte
ganz verflucht gut aufgelegt wurde.

Es entstand ein Gedrftnge. Die Drei suchten sich durch-
zuwinden, aber ehe sich's Lorenz versah, war er von feinen
Begleiterinnen getrennt. Sie waren wie verschwunden.

Wfthrend er sich nun bemühte, der Verlorenen wieder
habhaft zu werden, verschwanden Sylphide und Emerenzia in
der Garderobe. Bald kamen Beide zurück. Sylphide in ihrer
bisherigen Maske, Emerenzia aber als rother Domino.

Eben hatte sich Lorenz, fatignirt vom fruchtlosen Suchen,
auf eine Bank gesetzt, als sich ein rother weiblicher Domino
an seiner Seite niedcrließ. Es war seine Frau. Mit ver-

ftnderter Stimme sprach sie ihn an. „Du bist allein hier?"

„Gegenwftrtig ja!"

„Es wundert mich Dich hier zu sehen. Du Pflegst ja
! Deine Bücher nicht zu verlassen!"

„Ah, schöne Maske! Du kennst mich!"

„Schöne Maske!" murmelte Emerenzia. „Schau, Schau,
er nfthcrt sich ja verdammt schnell!!" „Ob ich Dich kenne!"
fuhr sie laut fort; „o, schon lange! Du gefielst mir immer!
Ich liebe das Sanfte, das. Ruhige, ich habe eine besondere
Sympathie für Schriftsteller und Gelehrte!"

„O, das freut mich herzlich!" erwiderte Lorenz und er-
griff dabei die Hand Emerenzien's.

„Was Du für eine liebe, herzige kleine Hand hast!"

Er sah 'sich dabei vorsichtig um, dann zog er die kleine
Hand an seine Lippen und drückte graziös einen Kuß darauf.

„Es ist infam!" sprach Emerenzia zu sich und wollte
ihre Hand zurückziehen. Lorenz ließ sic aber nicht mehr los.

„Verlaß' mich nicht," sprach Lorenz zärtlich, „verlaß mich
wenigstens so schnell nicht. Ich weiß nicht, was es ist, aber
mir ist so wohl in Deiner Nähe. Bleibe, schöne Maske!"

„O, der Heimtückische!" zürnte Emerenzia im Stillen.
„Und wie dumm war ich doch! Ich will diesen Löwen wecken,
und seine'Augen sind ohnehin mehr als recht ist offen!!"

In ihrer Entrüstung wollte sich Emerenzia gewaltsam von
ihm losmnchen, aber Loren; hielt sie zart, doch entschieden fest.

„Aber wie thöricht bin ich!" ermunterte sich Emerenzia.
„Er kann sich ja nicht anders benehmen, wenn er sich nicht
blamiren will! Es wird ihm sauer genug geworden sein! . . .
Doch, ich lasse mir die Gelegenheit nicht entschlüpfen! Ich
schmiede das Eisen, so lange es warm ist!"

Sie ließ ihm nicht nur ihre Hand, sondern sie erwiderte
bedeutungsvoll den leisen Druck der seinen. Sie schlug ihm
vor, mit ihr durch den Saal zu promeniren. Er reichte
ihr bereitwillig den Arm, sie schmiegte sich enge an ihn.

„Ich gestehe Dir," flüsterte sie ihm zu, „daß Du meinem
Herzen gefährlich bist! Das Schicksal führt uns zusammen, so
wollen wir denn wenigstens das Glück einer Stunde genießen!"

„Soll ich denn nach diesem Abend nie mehr zu Dir
in Beziehung kommen!?" fragte Lorenz niedergeschlagen.

„Und er ist doch ein verabscheuungswürdigcr Mensch!!"

hrliche Kur.

jammerte Emerenzia für sich. „Oder spielt er nur aus
Masken-Etikette seine Rolle? ... Es ist zum Verzweifeln!"

Lorenz zog sie in eines der offenen, aber doch stillen
! Neben-Kabinete. Er setzte sich mit ihr an ein kleines Tischchen,
und ließ Erfrischungen bringen. Während Emerenzia nun durch
einen Strohhalm Orangeade nahm, trank Lorenz mit einigen
Gläsern Champagner seiner neuen Bekanntschaft zu, sich selber
aber eine Wärme der Gefühle an, daß seine Zärtlichkeit
! gegenüber seiner Begleiterin immer beredter war, ja, daß er
endlich seinen Arm um ihren Leib schlang, und sie feurig an
| sich drückte. Emerenzia vergaß eine Weile, daß sie ja für
Lorenz eine Fremd e war. Sie freute sich also an seiner
feinen Art, sich auszudrücken, .... aber bald besann sic sich
wieder. „Er weiß ja nicht, daß ich es bin!" rief sie sich zu.
„O, wer hätte es gedacht, daß er so ein abscheulicher Duck-
mäuser ist! . . . Nein! Mit so einem Mann zu leben, ist
eigentlich eine Qual!!!" Sic stieß ihn nun in ihrer vollen

Empörung von sich. Er war natürlich über diese Wand-
lung nicht wenig erstaunt. In diesem Augenblicke trat Syl-
phide in's Kabinet. Emerenzia stürzte auf sie zu.

„Er ist ein Ungeheuer, ein schändlicher Mensch!" sagte
sie mit vor Zorn und Thränen erstickter Stimme zu ihrer
Freundin, und suchte mit ihr erregt das Kabinet zu verlassen.
Lorenz war Emcrenzien gefolgt.

„Sie kennen diese Maske?" fragte er leise Sylphide.

Sylphide winkte bejahend mit den Augen.

„Wer ist die Dame?" fragte er weiter, zwar leise, aber
laut genug, daß es auch Emerenzia vcrnahin.

Sie drückte Sylphiden den Arm.

„Es ist eine Cousine von mir!" sagte Sylphide laut zu Lorenz.

„Fuhren Sie uns doch einmal diese Ihre liebenswürdige
! Cousine auf!" erwiderte Lorenz rasch.

„Ich lasse mich von ihm scheiden!" flüsterte Emerenzia
mit zitternder Stiinme ihrer Freundin in's Ohr. Sylphide mit
ihrem angeborenen Scharfsinn erkannte sogleich, in welche fatale
Situation das junge Ehepaar geratheu sei! Sic liebte ihre
Freundin aufrichtig, hatte aber auch den jungen Gelehrten
schätzen gelernt. Das kluge Frauenzimmer war entschlossen.

„Verlassen Sie uns nicht mehr!" flüsterte sie Lorenz zu,
der au ihre Seite getreten war.

„Ich bitte Dich," sagte Emerenzia leise zu ihr, „suche, daß
wir ihn los werden! Ich kann kein Wort mit dem Heuchler
reden! . . . Führe mich nach Hause ... ich will mich in
mein Zimmer einschließen, und darüber Nachdenken, was ich
diesem abscheulichen Menschen gegenüber zu thuu habe! . ."

„Ich werde mich jetzt Plötzlich im Gedränge verlieren,"
sagte Sylphide Lorenz in's Ohr. „Und, merken Sic wohl auf:
in dem rothen Domino steckt Ihre Frau!"

Lorenz war verblüfft.

„Mein Ehrenwort darauf!" sagte Sylphide, und war
beim nächsten Gedränge verschwunden.

Emerenzia, die sich von ihrer Freundin getrennt sah,
suchte allein den Ausgang des Saales zu gewinnen.

Lorenz, welcher klüger war, als man glauben mochte,
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